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Wahrnehmung



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https://archivistica.blogspot.com/2010/12/toto-archivero.html

Archival Dress Code
Von Jennoit, https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/

"Wendy and I did not plan to come to work dressed up all matchy-matchy. But we did. Sweater dresses with repeating pattern, black boots, tights (mine a little brighter than hers). I must be working in the right place."




Besprochen von Jörg Magenau für das Radiofeuilleton des Deutschlandradios am 17.11.2010:
"Der Anfang könnte eine Traumszene sein: Ein Mann steigt von einem Baum herab und flieht ohne Schuhe durch einen nächtlichen Wald. Es ist Krieg, Schüsse ertönen. Er klopft ans beleuchtete Fenster eines Hauses, hinter dem eine schöne Frau sitzt, die ihn an seine Lehrerin erinnert. Sie öffnet die Tür, lässt ihn ein, gibt ihm zu essen.

Doch bald kehrt ihr Geliebter zurück, Adjutant einer Armee, und nimmt - nach einer aufgeregten Nacht mit Schüssen in die Zimmerdecke - den Mann ohne Schuhe mit, sodass der sich bald mitten im Kampfgeschehen wiederfindet. Drago Jančar, der wohl bedeutendste slowenische Autor der Gegenwart, lässt es zunächst geschickt im Ungewissen, um welchen Krieg es sich handelt, bis dann nach und nach deutlich wird, dass wir uns im Jahr 1943 befinden, wo kommunistische Partisanen mit versprengten Italienern gegen die Kroatische Armee kämpfen.

Doch kaum ist man drin in der Geschichte, bricht sie auch schon ab, und der eigentliche Roman beginnt. Da sitzt Janez Lipnik, der im Traum vom Krieg der Mann ohne Schuhe war, in einem Einkaufszentrum in Ljubljana und wartet auf seine Frau, die er beim Friseur vermutet. Alles, was sich nun ereignet, geschieht in seiner Erinnerung. Da überlagern sich die Zeiten und umhüllen sich wie die Schichten einer Zwiebel. Lipnik ist Archivar und eigentlich mit Entschädigungsansprüchen für Enteignungen aus der kommunistischen Zeit befasst. Doch diese Arbeit blieb liegen, seit er im Archiv auf die Akte eines "Erotomanen" stieß - "Akte" also durchaus im Doppelsinn.

Diese Blätter geben in archivarischer Exaktheit und pornografischer Detailversessenheit Auskunft über sämtliche erotische Begegnungen und Liebschaften seines Lebens. Dieser Don Juan und Abenteurer ist das exakte Gegenteil des biederen Archivars, und vielleicht lässt ihn dessen Lebensgeschichte deshalb nicht mehr los.

Je mehr der Archivar in die fremde Geschichte eintaucht, die in den Wirren des Zweiten Weltkrieges beginnt, umso mehr verliert er die Kontrolle über sein eigenes Leben.
Er leidet an einem "Gefühl des Verschwindens in der Zeit", einem historischen Schwindel, der ihn seiner eigenen Welt entfremdet. In seiner Besessenheit fühlt er sich von seiner Frau betrogen und vernachlässigt seine Arbeit, bis er alles verliert.

Seine Frau verlässt ihn, weil er ihr Angst macht. Sein Büro wird leergeräumt, weil er dort wochenlang nicht mehr erscheint. Der Mann, der da im Einkaufszentrum sitzt und grübelt, ist also einer, der in den Tiefenschichten der Zeit verloren gegangen ist. Seine Fantasien haben sich als mächtiger erwiesen als die umgebende Gegenwart. "Es geschieht nichts. Alles ist schon längst geschehen", denkt er und zeigt auf seinen Kopf: "Und alles ist hier drinnen."

Drago Jančars "Der Baum ohne Namen" lässt sich als Geschichte eines Wahns lesen, die aus der Perspektive des Verwirrten erzählt wird. Wirklichkeit und Traum, Geschichte und Gegenwart überlagern sich, bis man schließlich auch als Leser die Orientierung zu verlieren droht. Je tiefer er in die Geschichte vordringt, umso verfehlter, verworrener ist sein Bezug zur Gegenwartswirklichkeit.

Zugleich führt Jančar vor, wie die verschiedenen Ebenen der Zeit miteinander verflochten sind. Zeit verläuft in diesem Buch nicht linear, sondern kreisförmig, oder eher wie ein Trichter, in dessen Tiefen der arme Archivar verschwindet. Was von außen betrachtet als zunehmende Orientierungslosigkeit erscheinen mag, ist für ihn selbst das Vordringen in die Tiefendimensionen der Wahrheit, die sicher nicht auf der flachen Oberfläche der Zeit im Einkaufszentrum zu finden ist.

Das Ende der Geschichte steht deshalb am Anfang. Nun ist der Archivar der Mann ohne Schuhe, in einem Krieg, den er doch eigentlich allenfalls als Kind erleben konnte und den er deshalb herbeiträumt. "Der Baum ohne Namen" ist eine raffiniertes, dramatisches Erzählgeflecht. Jančar demonstriert damit, wie untrennbar jeder Augenblick mit der Geschichte verbunden ist. "Historische Aufarbeitung" ist damit kein bloßer Gedenk-Imperativ für die politische Moral, sondern eine Grundlage der Existenz. Wer sich aber wirklich darauf - und auf dieses Buch - einlässt, der muss damit rechnen, den Boden unter den Füßen zu verlieren."


Drago Jančar: “Der Baum ohne Namen”
Roman. Aus dem Slowenischen von Daniele Kocmut
Folie Verlag, Wien, Bozen 2010
330 Seiten, 22,90 Euro



Was denn nun? Uniarchiv? Unibibliothek? Magazin?



" ARKIV (“Archive” in english) is an artist’s book by the Norwegian artist Guttorm Guttormsgaard. The book is a result of the three-year long exhibition project at Guttormsgaard’s studio in Blaker Old Dairy, titled “Obs!m.fl.&m.m.m”. ARKIV is filled with items displayed during the 55 exhibitions, usually from G.G.’s own collection. This collection is the study material of the artist, serving as a continuing source of inspiration as well as representing the artist’s lifelong journey in understanding different materials, cultures, techniques and concepts, which ultimately comes through in the artist’s own work. ARKIV is, however, not a collection of random images, it’s a picture book with a subtle storyline, drawing parallels between materials, cultures and historical periods. It’s a work of art in it’s own right......"
Quelle: Thomas S. Hansen, Blog

VHS type from Margarita Reynes on Vimeo.

"Typography made with the Local Television Aumadrá (Lloseta - Mallorca) archive. More than 25 years of weekly programme in over 800 VHS.

Music: "What's On Your Mind?" Lo-Fi-Fnk "



"One of the main characters is an archivist you likely would not want to meet."
More Information: https://www.nytimes.com/2010/10/24/books/review/Meloy-t.html?scp=1&sq=on%20the%20mend%20mcguane&st=cse


Quelle: Peter Kirchhoff / pixelio.de

Der Titel des Bildes lautet "Überlastung total". Diese Fotografie wurde vom Zeittaucher-Blog zur Illustrierung der Archivalia-Rezension verwendet (s. Archivalia).

https://archiv.twoday.net/stories/4783628/#8412778



Eine Rezension von Sibylle Haseke für WDR 4:
"Im April 2008, zwei Monate vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft, findet in Zürich das Sechseläuten statt. Bei dem traditionellen Schweizer Fest soll der Winter symbolisch verjagt werden, doch in diesem Jahr will der Scheiterhaufen mit dem künstlichen Schneemann nicht so richtig brennen. Die Menschen werden schon unruhig und plötzlich bricht eine junge Frau zusammen. Kommissar Eschenbach, Ehrengast bei der Veranstaltung, ist sofort zur Stelle, leistet Erste Hilfe und kümmert sich um den kleinen Jungen, der unmittelbar neben der Frau steht und vermutlich zu ihr gehört. Leider kommt für sie jede Hilfe zu spät.

Als offizielle Todesursache wird plötzliches Herzversagen angegeben, doch Eschenbach hat Zweifel. Erst recht, als niemand an der genauen Aufklärung des Geschehens interessiert zu sein scheint und Eschenbach sogar unter einem Vorwand vom Dienst suspendiert wird, ist sein untrüglicher Kriminalisten-Instinkt geweckt. Hier wird etwas vertuscht, das ist ganz offensichtlich.


Eigensinnig, wie Eschenbach nun mal ist, ermittelt er auf eigene Faust. Dabei holt er sich so manche Blessur – ein gebrochenes Bein, Platzwunden am Kopf und eine krumme Nase –, aber wenn ihn ein Fall gepackt hat, dann ist er einfach nicht mehr aufzuhalten. Unterstützung bekommt der Kommissar von seiner temperamentvollen und cleveren Sekretärin Rosa Mazzoleni, in die er wohl insgeheim auch ein wenig verliebt ist, und von seinem Freund Lenz, einem kauzigen, pensionierten Archivar, dem besten Informationsbeschaffer aller Zeiten.

Die tote Frau vom Sechseläuten hieß Charlotte Bischoff, war eine Tochter aus reichem Haus und angestellt beim Weltfußballverband FIFA. Das Kind an ihrer Seite ist wahrscheinlich ihres, aber es sagt keinen Ton und wirkt vollkommen verstört. Für Eschenbach ist der Junge der einzige Zeuge eines möglichen Verbrechens, doch als er ihn im Heim aufsuchen will, ist der Kleine verschwunden. Wurde er entführt und schwebt vielleicht in Gefahr?

Die Spuren, die Eschenbach verfolgt, führen ihn in die Machtzentren der Sport- und Finanzwelt, vor allem aber zu einem dunklen Kapitel der Schweizer Geschichte: Im vergangenen Jahrhundert, sogar bis in die 70er Jahre hinein, hat ein so genanntes „Hilfswerk“ Kinder aus jenischen und Roma-Familien zwangsweise von ihren Eltern getrennt und zur Adoption an sesshafte Schweizer Familien frei gegeben. Dieser unmenschliche Skandal ist weitgehend unbekannt, für die Betroffenen jedoch ist er nicht vergessen.

"Sechseläuten" ist ein Krimi mit spannendem Hintergrund und einer leicht behäbigen Handlung. Am meisten besticht der Roman durch seine Hauptfigur, den sturen, zähen, etwas wortkargen aber extrem sensiblen Kommissar Eschenbach, für den Selbstzweifel und Hartnäckigkeit kein Widerspruch sind."


Michael Theurillat
Sechseläuten
Taschenbuch List, 326 Seiten,
€ 9,95

 

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