Staatsarchive
Azounx ärgert sich am 26. Juni um 5:57 Uhr, "dass man im staatsarchiv in osnabrück kein mikrofilmlesegerät reservieren kann ". Beschwerden im Web 2.0 dürften noch nicht von Erfolg gekrönt werden.
Quelle:
https://twitter.com/azounx/statuses/2343323409
Quelle:
https://twitter.com/azounx/statuses/2343323409
Wolf Thomas - am Samstag, 27. Juni 2009, 18:26 - Rubrik: Staatsarchive
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Pressemitteilung des Landesarchivs NRW:

Von links nach rechts: Dr. Arie Nabrings (Leiter des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums), Prof. Dr. Karel Velle (Generalarchivar des Königsreichs Belgien), Josée Kirps (Direktorin Archives nationales, Luxemburg), Prof. Dr. Wilfried Reininghaus (Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen),
Zum Internationalen Archivsymposion haben sich in Münster am 15. und 16. Juni Politiker und Archivare aus Deutschland, den
Niederlanden, Belgien und Luxemburg zusammengefunden, um über das wechselseitige Verhältnis von Archiven und Politik zu beraten.
In einer Podiums- und Plenumsdiskussion, an der u. a. der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg, der Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens
Karl-Heinz Lambertz, der Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen Prof. Dr. Wilfried Reininghaus und der Leiter des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums Dr. Arie Nabrings teilnahmen, wurde am ersten Tag des Symposions das Verhältnis von Archiven und Politik anhand von drei Leitfragen erörtert:
1) Was erwartet die Politik von den Archiven?
2) Was erwarten umgekehrt die Archive von der Politik?
3) Wo liegen die Schnittmengen dieser Erwartungen?
Die Diskussion führte zu folgenden Ergebnissen:
1) Aus Sicht der Politik ist es die Aufgabe der Archive, als unabhängige Instanzen jenseits tagesaktueller Interessen eine offene Überlieferung zu bilden. Archive sollten durch die Auswahl ihrer Unterlagen keine Geschichtsdeutung vornehmen; sie sollten
auch selbst keine eigene historische Forschung betreiben. Der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag Sternberg forderte, dass Archive verstärkt mit anderen Kultureinrichtungen kooperieren sollten; sie
sollten auf ihre Bestände hinweisen und dadurch zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit Geschichte anregen. Der Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens Lambertz äußerte die Hoffnung, dass die Archive auf diese Wiese einen wichtigen Beitrag zur kollektiven Identitätsstiftung
leisten könnten. Durch den Hinweis auf langfristige historische Entwicklungen seien Archive in der Lage, die Nachhaltigkeit politischen Handelns zu unterstützen. Mit einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit in Gestalt von Publikationen und
Veranstaltungen hätten die Archive eine gute Chance auf eine bessere gesellschaftliche Wahrnehmung und könnten so dazu beitragen, das oft noch immer angestaubte Image des Berufstandes aufzubessern.
2) Archive erwarten von der Politik vor allem Verständnis und Unterstützung bei der langfristigen Sicherung und Bereitstellung elektronischer Unterlagen. Diese Aufgabe könne nicht durch die IT-Stellen in den Verwaltungen, sondern nur auf der Grundlage fachlich gesicherter Standards durch die Archive geleistet werden. Der Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen Reininghaus betonte, dass mit der digitalen Revolution völlig neue Aufgaben auf die Archive zugekommen seien. Für die Bewältigung dieser zusätzlichen Aufgaben müsse die Politik die Archiven entsprechend ausstatten. Dies sei eine langfristige Notwendigkeit, der eine politische Planung im Zeithorizont von Legislaturperioden nicht immer gerecht werden könne. Insbesondere mit Blick auf die veränderten Herausforderungen für die Archive im digitalen Zeitalter sprach sich der belgische Generalarchivar Professor Karel Velle für einen kontinuierlichen und fest institutionalisierten Austausch zwischen Archiven und Politik aus.
3) Die Forderung der Politik nach einer Konzentration der Archive auf die Erschließung und Bereitstellung historischer Unterlagen stieß in der Diskussion bei den Archiven vielfach auf Zustimmung. Einige Archivvertreter äußerten allerdings die Auffassung, dass Archive zur Steigerung ihrer öffentlichen Wahrnehmung und zur
Intensivierung ihrer identitätsstiftenden Funktion auf eine Teilnahme an der Forschung nicht gänzlich verzichten könnten. Bei der Archivierung elektronischer Unterlagen erkannten die Vertreter der Politik die Notwendigkeit einer Bereitstellung ausreichender Ressourcen grundsätzlich an. Wichtig sei jedoch, dass die Archive
sich – auch im internationalen Kontext – auf verbindliche Standards der elektronischen Langzeitarchivierung verständigten.
Am zweiten Tag des Symposions gaben staatliche und kommunale Archivvertreter aus den beteiligten Ländern anhand von Fallstudien Einblicke in ihre konkreten Auseinandersetzungen mit der Politik. Im Zentrum standen dabei Fragen im
Zusammenhang der Novellierung von Archivgesetzen und der Realisierung von Bauprojekten. In beiden Fällen erwies sich die Abstimmung mit der Politik nicht immer als reibungslos. Die Bereitschaft zum „Bohren dicker Bretter“ ist eine Grundvoraussetzung in der Kooperation mit politischen Akteuren, die in vielen Fällen allerdings am Ende aus Sicht der Archive von Erfolg gekrönt ist.
Dr. Urs Diederichs schilderte am anschaulichen Beispiel der Standortverlagerung des Historischen Zentrums der Stadt Remscheid die langwierigen und nicht immer von sachlichen Erwägungen getragenen Diskussionen mit den Vertretern der
Kommunalpolitik. Nur durch eine Vernetzung der Archive mit gesellschaftlichen Partnern (Presse, Geschichtsvereinen usw.) und durch die Hilfe des LVR Archivberatungs- und Fortbildungszentrums als externe Fachstelle sei es möglich gewesen, dem Anliegen des Archivs den nötigen Rückhalt zu geben und die festgefahrenen parteipolitischen Fronten im Interesse einer archivfachlich begründeten Lösung der Standortfrage aufzubrechen. Von ähnlichen Erfahrungen berichtete auch die Direktorin des Luxemburger Nationalarchivs Josée Kirps. Infolge des Regierungswechsels 2004 in Luxemburg trat bei dem 2002 beschlossenen und im Entwurf bereits fertig vorliegenden
Neubauprojekt eine erhebliche Verzögerung ein. Hierfür war in erster Linie eine politische Neubewertung des Projekts unter fiskalischen Gesichtspunkten verantwortlich. Plänen der Politik, das ursprünglich bewusst repräsentativ gestaltete und in seiner Kapazität auf 90 Jahre angelegte Magazingebäude zwischenzeitlich zur Aufnahme der Universitätsbibliothek zu nutzen, trat das Archiv aus fachlichen Gründen entschieden entgegen. Als Kompromiss wurde – nach einer Phase des Stillstandes – schließlich eine Lösung gefunden, die es ermöglichte, den Magazinbau chrittweise mit zunächst nur der halben Kapazität des ursprünglichen Entwurfs zu
errichten und so den Kostenaufwand zu reduzieren.
Der belgische Generalarchivar Prof. Dr. Karel Velle berichtete in seinem Beitrag von den erfolgreichen Novellierungen der belgischen Archivgesetze, die auf föderaler wie regionaler Ebene zum Teil bereits abgeschlossen sind, zum Teil noch im Laufe
dieses Jahres zum Abschluss gelangen werden. Kernpunkt der Novellierungen ist eine Reduzierung der Sperrfristen auf die in Europa gängige Frist von 30 Jahren. Für diese Sperrfristenreduzierung hat die zeitgeschichtliche Forschung in Belgien einen wesentlichen Anstoß gegeben, der sich mit den archivfachlichen Interessen und Forderungen deckte und diese gegenüber der Politik unterstützte.
Der Beitrag von Prof. Dr. Alfred Minke über das Staatsarchiv Eupen machte deutlich, dass auch eine intensive und gezielte Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit – gelegentlich durchaus in einem gewissen Spannungsverhältnis zu den archivischen
Kernaufgaben – geeignet sein kann, um als Archiv den Interessen und Anforderungen der Politik entgegenzukommen. Die Gründung eines Staatsarchivs Eupen sei nur möglich gewesen durch den starken und anhaltenden Einsatz der deutschsprachigen Politiker, die das Archiv mit seinen Möglichkeiten der Bildungsarbeit als einen Meilenstein auf dem Weg zur kulturpolitischen Autonomie
der deutschsprachigen Belgier ansahen. Wie wichtigen es ist, neben der historisch-wissenschaftlich ausgerichteten
Öffentlichkeitsarbeit auch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit für die Verwaltungen und die Politik zu betreiben zeigte Dr. Beate Dorfey vom Landeshauptarchiv Koblenz, die in ihrem Beitrag u. a. die Ansätze des rheinland-pfälzischen Staatsarchive zur Neuorganisation der Behördeninformation erläuterte. Eine ausführliche Darstellung archivischer Artbeitsprozesse für den Kundenkreis der Behörden – in Form von Online-Angeboten oder auch Behördentagen – steigere die Akzeptanz des Archivs
auch in der Politik. Das Wissen der Politik um die Arbeit der Archive sei eine wesentliche Voraussetzung für eine stärkere Aufmerksamkeit und ein besseres Eintreten der Politik für archivische Belange.
Prof. Dr. Wilfried Reininghaus betonte in seinem Schlußwort, daß „Archive und Politik“ ein bleibendes Thema sein werden. Die Archive rief er zu eigenen strategischen Überlegungen auf, um so auf „Archivpolitik“ Einfluss zu nehmen. Dieses Politikfeld mit den Akteuren Politik, Verwaltung, Gesellschaft, Technik und
Archive müsse aber erst noch konstituiert werden. Es decke sich nicht nahtlos mit Kulturpolitik.
Link zum PDF

Von links nach rechts: Dr. Arie Nabrings (Leiter des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums), Prof. Dr. Karel Velle (Generalarchivar des Königsreichs Belgien), Josée Kirps (Direktorin Archives nationales, Luxemburg), Prof. Dr. Wilfried Reininghaus (Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen),
Zum Internationalen Archivsymposion haben sich in Münster am 15. und 16. Juni Politiker und Archivare aus Deutschland, den
Niederlanden, Belgien und Luxemburg zusammengefunden, um über das wechselseitige Verhältnis von Archiven und Politik zu beraten.
In einer Podiums- und Plenumsdiskussion, an der u. a. der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg, der Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens
Karl-Heinz Lambertz, der Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen Prof. Dr. Wilfried Reininghaus und der Leiter des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums Dr. Arie Nabrings teilnahmen, wurde am ersten Tag des Symposions das Verhältnis von Archiven und Politik anhand von drei Leitfragen erörtert:
1) Was erwartet die Politik von den Archiven?
2) Was erwarten umgekehrt die Archive von der Politik?
3) Wo liegen die Schnittmengen dieser Erwartungen?
Die Diskussion führte zu folgenden Ergebnissen:
1) Aus Sicht der Politik ist es die Aufgabe der Archive, als unabhängige Instanzen jenseits tagesaktueller Interessen eine offene Überlieferung zu bilden. Archive sollten durch die Auswahl ihrer Unterlagen keine Geschichtsdeutung vornehmen; sie sollten
auch selbst keine eigene historische Forschung betreiben. Der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag Sternberg forderte, dass Archive verstärkt mit anderen Kultureinrichtungen kooperieren sollten; sie
sollten auf ihre Bestände hinweisen und dadurch zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit Geschichte anregen. Der Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens Lambertz äußerte die Hoffnung, dass die Archive auf diese Wiese einen wichtigen Beitrag zur kollektiven Identitätsstiftung
leisten könnten. Durch den Hinweis auf langfristige historische Entwicklungen seien Archive in der Lage, die Nachhaltigkeit politischen Handelns zu unterstützen. Mit einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit in Gestalt von Publikationen und
Veranstaltungen hätten die Archive eine gute Chance auf eine bessere gesellschaftliche Wahrnehmung und könnten so dazu beitragen, das oft noch immer angestaubte Image des Berufstandes aufzubessern.
2) Archive erwarten von der Politik vor allem Verständnis und Unterstützung bei der langfristigen Sicherung und Bereitstellung elektronischer Unterlagen. Diese Aufgabe könne nicht durch die IT-Stellen in den Verwaltungen, sondern nur auf der Grundlage fachlich gesicherter Standards durch die Archive geleistet werden. Der Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen Reininghaus betonte, dass mit der digitalen Revolution völlig neue Aufgaben auf die Archive zugekommen seien. Für die Bewältigung dieser zusätzlichen Aufgaben müsse die Politik die Archiven entsprechend ausstatten. Dies sei eine langfristige Notwendigkeit, der eine politische Planung im Zeithorizont von Legislaturperioden nicht immer gerecht werden könne. Insbesondere mit Blick auf die veränderten Herausforderungen für die Archive im digitalen Zeitalter sprach sich der belgische Generalarchivar Professor Karel Velle für einen kontinuierlichen und fest institutionalisierten Austausch zwischen Archiven und Politik aus.
3) Die Forderung der Politik nach einer Konzentration der Archive auf die Erschließung und Bereitstellung historischer Unterlagen stieß in der Diskussion bei den Archiven vielfach auf Zustimmung. Einige Archivvertreter äußerten allerdings die Auffassung, dass Archive zur Steigerung ihrer öffentlichen Wahrnehmung und zur
Intensivierung ihrer identitätsstiftenden Funktion auf eine Teilnahme an der Forschung nicht gänzlich verzichten könnten. Bei der Archivierung elektronischer Unterlagen erkannten die Vertreter der Politik die Notwendigkeit einer Bereitstellung ausreichender Ressourcen grundsätzlich an. Wichtig sei jedoch, dass die Archive
sich – auch im internationalen Kontext – auf verbindliche Standards der elektronischen Langzeitarchivierung verständigten.
Am zweiten Tag des Symposions gaben staatliche und kommunale Archivvertreter aus den beteiligten Ländern anhand von Fallstudien Einblicke in ihre konkreten Auseinandersetzungen mit der Politik. Im Zentrum standen dabei Fragen im
Zusammenhang der Novellierung von Archivgesetzen und der Realisierung von Bauprojekten. In beiden Fällen erwies sich die Abstimmung mit der Politik nicht immer als reibungslos. Die Bereitschaft zum „Bohren dicker Bretter“ ist eine Grundvoraussetzung in der Kooperation mit politischen Akteuren, die in vielen Fällen allerdings am Ende aus Sicht der Archive von Erfolg gekrönt ist.
Dr. Urs Diederichs schilderte am anschaulichen Beispiel der Standortverlagerung des Historischen Zentrums der Stadt Remscheid die langwierigen und nicht immer von sachlichen Erwägungen getragenen Diskussionen mit den Vertretern der
Kommunalpolitik. Nur durch eine Vernetzung der Archive mit gesellschaftlichen Partnern (Presse, Geschichtsvereinen usw.) und durch die Hilfe des LVR Archivberatungs- und Fortbildungszentrums als externe Fachstelle sei es möglich gewesen, dem Anliegen des Archivs den nötigen Rückhalt zu geben und die festgefahrenen parteipolitischen Fronten im Interesse einer archivfachlich begründeten Lösung der Standortfrage aufzubrechen. Von ähnlichen Erfahrungen berichtete auch die Direktorin des Luxemburger Nationalarchivs Josée Kirps. Infolge des Regierungswechsels 2004 in Luxemburg trat bei dem 2002 beschlossenen und im Entwurf bereits fertig vorliegenden
Neubauprojekt eine erhebliche Verzögerung ein. Hierfür war in erster Linie eine politische Neubewertung des Projekts unter fiskalischen Gesichtspunkten verantwortlich. Plänen der Politik, das ursprünglich bewusst repräsentativ gestaltete und in seiner Kapazität auf 90 Jahre angelegte Magazingebäude zwischenzeitlich zur Aufnahme der Universitätsbibliothek zu nutzen, trat das Archiv aus fachlichen Gründen entschieden entgegen. Als Kompromiss wurde – nach einer Phase des Stillstandes – schließlich eine Lösung gefunden, die es ermöglichte, den Magazinbau chrittweise mit zunächst nur der halben Kapazität des ursprünglichen Entwurfs zu
errichten und so den Kostenaufwand zu reduzieren.
Der belgische Generalarchivar Prof. Dr. Karel Velle berichtete in seinem Beitrag von den erfolgreichen Novellierungen der belgischen Archivgesetze, die auf föderaler wie regionaler Ebene zum Teil bereits abgeschlossen sind, zum Teil noch im Laufe
dieses Jahres zum Abschluss gelangen werden. Kernpunkt der Novellierungen ist eine Reduzierung der Sperrfristen auf die in Europa gängige Frist von 30 Jahren. Für diese Sperrfristenreduzierung hat die zeitgeschichtliche Forschung in Belgien einen wesentlichen Anstoß gegeben, der sich mit den archivfachlichen Interessen und Forderungen deckte und diese gegenüber der Politik unterstützte.
Der Beitrag von Prof. Dr. Alfred Minke über das Staatsarchiv Eupen machte deutlich, dass auch eine intensive und gezielte Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit – gelegentlich durchaus in einem gewissen Spannungsverhältnis zu den archivischen
Kernaufgaben – geeignet sein kann, um als Archiv den Interessen und Anforderungen der Politik entgegenzukommen. Die Gründung eines Staatsarchivs Eupen sei nur möglich gewesen durch den starken und anhaltenden Einsatz der deutschsprachigen Politiker, die das Archiv mit seinen Möglichkeiten der Bildungsarbeit als einen Meilenstein auf dem Weg zur kulturpolitischen Autonomie
der deutschsprachigen Belgier ansahen. Wie wichtigen es ist, neben der historisch-wissenschaftlich ausgerichteten
Öffentlichkeitsarbeit auch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit für die Verwaltungen und die Politik zu betreiben zeigte Dr. Beate Dorfey vom Landeshauptarchiv Koblenz, die in ihrem Beitrag u. a. die Ansätze des rheinland-pfälzischen Staatsarchive zur Neuorganisation der Behördeninformation erläuterte. Eine ausführliche Darstellung archivischer Artbeitsprozesse für den Kundenkreis der Behörden – in Form von Online-Angeboten oder auch Behördentagen – steigere die Akzeptanz des Archivs
auch in der Politik. Das Wissen der Politik um die Arbeit der Archive sei eine wesentliche Voraussetzung für eine stärkere Aufmerksamkeit und ein besseres Eintreten der Politik für archivische Belange.
Prof. Dr. Wilfried Reininghaus betonte in seinem Schlußwort, daß „Archive und Politik“ ein bleibendes Thema sein werden. Die Archive rief er zu eigenen strategischen Überlegungen auf, um so auf „Archivpolitik“ Einfluss zu nehmen. Dieses Politikfeld mit den Akteuren Politik, Verwaltung, Gesellschaft, Technik und
Archive müsse aber erst noch konstituiert werden. Es decke sich nicht nahtlos mit Kulturpolitik.
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Wolf Thomas - am Freitag, 19. Juni 2009, 10:02 - Rubrik: Staatsarchive
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Wolf Thomas - am Mittwoch, 17. Juni 2009, 18:50 - Rubrik: Staatsarchive
"Ehemalige Heimkinder aus Niedersachsen, die in kirchlichen oder staatlichen Erziehungsheimen misshandelt wurden, sollen künftig Einsicht in ihre Akten erhalten. Niedersachsens Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU) sicherte den Opferverbänden am Montag in Hannover ihre Unterstützung dafür zu. ....
Der Niedersächsische Landkreistag unterstützt das Anliegen. "Die kommunalen Spitzenverbände setzen sich bei den Städten und Gemeinden dafür ein, dass ehemalige Heimkinder Zugang zu den vorhandenen Akten erhalten", sagte Vorstandsmitglied Hubert Meyer. Die Akten lagern zum großen Teil in staatlichen und kommunalen Archiven.
Ministerin Ross-Luttmann will den Betroffenen helfen, die Bestände in Staatsarchiven und Gerichten einzusehen, die der Landesverwaltung unterstehen. Das Niedersächsische Staatsarchiv in Hannover hat nach ihren Angaben bislang 322 Personalakten sichern können. .....
Zwischen 1945 und 1975 wuchsen bundesweit mehrere Hunderttausend Kinder und Jugendliche in Waisenheimen und Erziehungsanstalten auf, davon rund 50.000 in Niedersachsen. Drei Viertel der Heime wurden von kirchlichen Trägern geführt. Viele Insassen litten unter brutalen Erziehungsmethoden, Arbeitszwang, Prügel und sexuellen Übergriffen. ....
Quelle:
https://www.evlka.de/content.php?contentTypeID=4&id=10612
Der Niedersächsische Landkreistag unterstützt das Anliegen. "Die kommunalen Spitzenverbände setzen sich bei den Städten und Gemeinden dafür ein, dass ehemalige Heimkinder Zugang zu den vorhandenen Akten erhalten", sagte Vorstandsmitglied Hubert Meyer. Die Akten lagern zum großen Teil in staatlichen und kommunalen Archiven.
Ministerin Ross-Luttmann will den Betroffenen helfen, die Bestände in Staatsarchiven und Gerichten einzusehen, die der Landesverwaltung unterstehen. Das Niedersächsische Staatsarchiv in Hannover hat nach ihren Angaben bislang 322 Personalakten sichern können. .....
Zwischen 1945 und 1975 wuchsen bundesweit mehrere Hunderttausend Kinder und Jugendliche in Waisenheimen und Erziehungsanstalten auf, davon rund 50.000 in Niedersachsen. Drei Viertel der Heime wurden von kirchlichen Trägern geführt. Viele Insassen litten unter brutalen Erziehungsmethoden, Arbeitszwang, Prügel und sexuellen Übergriffen. ....
Quelle:
https://www.evlka.de/content.php?contentTypeID=4&id=10612
Wolf Thomas - am Dienstag, 9. Juni 2009, 19:34 - Rubrik: Staatsarchive
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"Manchmal passt Volkes Stimme in einen Schuhkarton: Genau 1421 Bürger hatten sich im vergangenen März beim Tag der offenen Tür im Landtag an einer Abstimmung der HAZ beteiligt. Es ging um den geplanten Abriss des Plenarsaals, und das Votum der Besucher war eindeutig: Genau 1284 von ihnen stimmten auf roten Zetteln für den Erhalt des denkmalgeschützten Baus, den der Architekt Dieter Oesterlen in den sechziger Jahren entworfen hatte. Nur 137 votierten auf gelben Zetteln dagegen. Viele Teilnehmer schrieben ihren vollen Namen auf das Papier, besonders groß und deutlich, als wollten sie zeigen, dass sie mit ihrer ganzen Person hinter ihrer Entscheidung stehen.
Die Stimmzettel kommen jetzt als historische Zeitdokumente zu archivarischen Ehren: Volker Goebel, Leiter der HAZ-Lokalredaktion, übergab sie gebündelt an Manfred von Boetticher, den Leiter des Hauptstaatsarchivs. Dort werden die Papiere jetzt fachgerecht verpackt, in der „Zeitgeschichtlichen Sammlung“ eingelagert und – wenn nichts dazwischen kommt – für die Ewigkeit aufbewahrt. Aus Gründen des Datenschutzes bleiben sie für Historiker allerdings für die ersten 30 Jahre gesperrt. „Möglicherweise sind die Stimmzettel für Forscher kommender Generationen eine wichtige Quelle“, sagt Archivleiter von Boetticher.
Tatsächlich bilden die Zettel eine Stimmungslage ab, zumal viele Landtagsbesucher sie mit kurzen Kommentaren versehen haben: „Bitte Geld in Schulen investieren!“, schrieb ein Abrissgegner. „Denkmalgeschützte Gebäude dürfen nicht abgerissen werden“, forderte ein anderer. „Die Stellungnahmen zeigen, dass das Thema große Emotionen weckt“, sagt Volker Goebel. ...."
Zwei anmerkende Fragen:
1) Ist die Umfrage nur "möglicherweise" interessant ?
2) Eigentlich gehört diese Umfrage in das Redaktionsarchiv der Hannoverschen Allgemeinen, oder etwa nicht ? Polemisch könnte man fragen, ob sich die Zeitung nicht auf Kosten der Allgemeinheit von Schriftgut mit begrenztem Aussagewert trennt.
Quelle: Hannoversche Allgemeine
Die Stimmzettel kommen jetzt als historische Zeitdokumente zu archivarischen Ehren: Volker Goebel, Leiter der HAZ-Lokalredaktion, übergab sie gebündelt an Manfred von Boetticher, den Leiter des Hauptstaatsarchivs. Dort werden die Papiere jetzt fachgerecht verpackt, in der „Zeitgeschichtlichen Sammlung“ eingelagert und – wenn nichts dazwischen kommt – für die Ewigkeit aufbewahrt. Aus Gründen des Datenschutzes bleiben sie für Historiker allerdings für die ersten 30 Jahre gesperrt. „Möglicherweise sind die Stimmzettel für Forscher kommender Generationen eine wichtige Quelle“, sagt Archivleiter von Boetticher.
Tatsächlich bilden die Zettel eine Stimmungslage ab, zumal viele Landtagsbesucher sie mit kurzen Kommentaren versehen haben: „Bitte Geld in Schulen investieren!“, schrieb ein Abrissgegner. „Denkmalgeschützte Gebäude dürfen nicht abgerissen werden“, forderte ein anderer. „Die Stellungnahmen zeigen, dass das Thema große Emotionen weckt“, sagt Volker Goebel. ...."
Zwei anmerkende Fragen:
1) Ist die Umfrage nur "möglicherweise" interessant ?
2) Eigentlich gehört diese Umfrage in das Redaktionsarchiv der Hannoverschen Allgemeinen, oder etwa nicht ? Polemisch könnte man fragen, ob sich die Zeitung nicht auf Kosten der Allgemeinheit von Schriftgut mit begrenztem Aussagewert trennt.
Quelle: Hannoversche Allgemeine
Wolf Thomas - am Dienstag, 9. Juni 2009, 17:59 - Rubrik: Staatsarchive
" ..... Der Schriftsteller Dieter Wellershoff (83) wurde nach Recherchen der «Zeit» von der NSDAP als Mitglied geführt. Wie die Wochenzeitung am Mittwoch in ihrem Magazin und vorab online berichtet, existiert eine Karteikarte auf den Namen Wellershoff in der NSDAP-Mitgliedskartei im Bundesarchiv. Die Aufnahme in die Nazi-Partei wurde demnach am 20. April 1944 beantragt, ein unterschriebener Aufnahmeantrag liege aber nicht vor.
Der Mitgliedskarte unter der Nummer 10.172.531 zufolge wurde die Aufnahme von Wellershoff am 20. April 1944 beantragt. Sie erfolgte rückwirkend zum 20. April 1943. Der Name Wellershoff findet sich auf einer namentlichen Liste von 368 NSDAP-Aufnahmeanträgen, die am 28. Oktober 1944 von der Gauleitung Düsseldorf bei der Reichsleitung in München eingereicht wurden. ...."
Schaut man sich die Medienberichterstattung an, so entsteht beinahe der Eindruck, dass das Bundesarchiv nur die Mitgliedskarten der NSDAP enthält.
Quelle:
https://www.netzeitung.de/kultur/1376685.html
Karteikarte zu einem frühen Parteieintritt 1933 Quelle: www.gelsenzentrum.de
Der Mitgliedskarte unter der Nummer 10.172.531 zufolge wurde die Aufnahme von Wellershoff am 20. April 1944 beantragt. Sie erfolgte rückwirkend zum 20. April 1943. Der Name Wellershoff findet sich auf einer namentlichen Liste von 368 NSDAP-Aufnahmeanträgen, die am 28. Oktober 1944 von der Gauleitung Düsseldorf bei der Reichsleitung in München eingereicht wurden. ...."
Schaut man sich die Medienberichterstattung an, so entsteht beinahe der Eindruck, dass das Bundesarchiv nur die Mitgliedskarten der NSDAP enthält.
Quelle:
https://www.netzeitung.de/kultur/1376685.html

Wolf Thomas - am Dienstag, 9. Juni 2009, 17:57 - Rubrik: Staatsarchive
Economic and Social Committee
The inventory for the Economic and Social Committee sub-fonds for 1973 is now available online. The material was catalogued and transferred to Florence by the Archives Services of the Economic and Social Committee in Brussels and consists of 585 files (14.4ml).
The Economic and Social Committee is a consultative organ, constituted by the Rome Treaty, which takes part in the decision-making process through opinions, with no legal bearing on the final decisions. In 1973, the Committee was consulted in matters assigned to it by the treaty: agricultural policy (multilateral negotiations within the framework of the GATT, CAP outcome), transport, economic and monetary policy (balance sheets, annual report, taxes on business accounts), overseas development (EEC- AASM), social policy (creation of a Foundation for the improvement of living and working conditions, social action program), regional policy (creation of a Committee and European Development Fund), industrial and technology policy (emission studies) and energy policy.
The complete inventory to the Council of Ministers (CM2) fonds for 1964 is now available. This fonds which is composed of 1,540 files provides information on the meetings held during 1964 of the Ministers and Permanent Representatives of the EEC and ECSC.
Primarily, this fonds deals with the internal organization and administration of the Council, as well as the merging of the Executives. The documents illustrate the activities of the Council with regard to implementation of the first common policies such as the acceleration of the Customs Union, the difficult elaboration of the common transport policy, the adoption of a common economic policy - encapsulating the economic situation as well as providing information on the work of the Monetary Committee – the first regulations dealing with a common agricultural policy, the GATT trade negotiations within the framework of the Kennedy Round, the cooperation in the field of nuclear research and the agreement between Euratom, the United States and the OECD. Relations between the Community and third countries and with International Organizations such as the UN, FAO, GATT and the Council of Europe are well documented in the material."
Link:
https://www.iue.it/ECArchives/EN/Newfonds.shtml
The inventory for the Economic and Social Committee sub-fonds for 1973 is now available online. The material was catalogued and transferred to Florence by the Archives Services of the Economic and Social Committee in Brussels and consists of 585 files (14.4ml).
The Economic and Social Committee is a consultative organ, constituted by the Rome Treaty, which takes part in the decision-making process through opinions, with no legal bearing on the final decisions. In 1973, the Committee was consulted in matters assigned to it by the treaty: agricultural policy (multilateral negotiations within the framework of the GATT, CAP outcome), transport, economic and monetary policy (balance sheets, annual report, taxes on business accounts), overseas development (EEC- AASM), social policy (creation of a Foundation for the improvement of living and working conditions, social action program), regional policy (creation of a Committee and European Development Fund), industrial and technology policy (emission studies) and energy policy.
The complete inventory to the Council of Ministers (CM2) fonds for 1964 is now available. This fonds which is composed of 1,540 files provides information on the meetings held during 1964 of the Ministers and Permanent Representatives of the EEC and ECSC.
Primarily, this fonds deals with the internal organization and administration of the Council, as well as the merging of the Executives. The documents illustrate the activities of the Council with regard to implementation of the first common policies such as the acceleration of the Customs Union, the difficult elaboration of the common transport policy, the adoption of a common economic policy - encapsulating the economic situation as well as providing information on the work of the Monetary Committee – the first regulations dealing with a common agricultural policy, the GATT trade negotiations within the framework of the Kennedy Round, the cooperation in the field of nuclear research and the agreement between Euratom, the United States and the OECD. Relations between the Community and third countries and with International Organizations such as the UN, FAO, GATT and the Council of Europe are well documented in the material."
Link:
https://www.iue.it/ECArchives/EN/Newfonds.shtml
Wolf Thomas - am Montag, 8. Juni 2009, 22:02 - Rubrik: Staatsarchive
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Pressemitteilung des Bundesarchivs (Link):
"Mit dem heutigen Tag erfolgt die Onlineschaltung der Datenbank zum Central Collecting Point (CCP) München. Gemeinsam mit der im Sommer 2008 im Internet veröffentlichten Datenbank zum Sonderauftrag Linz wird damit eine weitere Publikation zu den Archivalien der NS-Kulturpolitik und sogleich ein wichtiges Hilfsmittel für die Provenienzforschung geschaffen. Der Central Collecting Point war von den amerikanischen Alliierten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in den ehemaligen NSDAPParteigebäuden
in München eingerichtet worden. Seine Aufgabe war es, Kunstwerke,
die im Deutschen Reich oder in den besetzten Gebieten in der Zeit zwischen
1933 und 1945 geraubt, beschlagnahmt oder über den Kunsthandel verkauft worden waren, aus den Sammeldepots zu holen, im CCP zu inventarisieren, um sie anschließend restituieren zu können.
Bereits ab Herbst 1945 wurde mit der Rückgabe der Objekte an die Herkunftsländer beziehungsweise an Privatpersonen im In- und Ausland begonnen. Bis auf wenige tausend der rund eine Million erfassten Kunstgegenstände wurden alle Kunstwerke zurückgegeben. Dieser so genannte Restbestand CCP befindet sich seit Mitte der 1960er Jahre in Bundesbesitz und wird seit 2006 vom BADV verwaltet und bereits
seit 2000 auf seine Provenienz hin erforscht.
In der CCP-Datenbank können nun erstmals die Angaben zum einzelnen Kunstwerk mit Abbildung und den dazugehörigen Karteikarten ohne Kenntnis der bislang unabdingbar notwendigen Inventarisierungsnummer, der so genannten Mü.-Nr., eingesehen werden. Mit einem Klick können fortan die Archivalien digital aufgerufen werden, deren Originale getrennt voneinander in Berlin, Koblenz und Wien aufbewahrt werden. Diese gewaltige Datenbank zum CCP mit ca. 170.000 Einträgen sowie ca. 300.000 Abbildungen (Karteikarten und Objektfotografien) entstand dank einer Kooperation des Bundesamtes für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) mit dem Bundesarchiv und dem Deutschen Historischen Museum (DHM). Erst diese Zusammenarbeit ermöglichte es, Karteikarten aus dem Bundesarchiv im BADV einzuscannen und elektronisch zu erfassen. Die Daten wiederum bereitete das DHM in Zusammenarbeit mit dem Zuse-Institut Berlin (ZIB) auf und veröffentlicht sie nunmehr kostenfrei auf der Homepage des Museums. Mit der Datenbank eröffnet sich nach mehr als 50 Jahren die Möglichkeit, gezielt – ohne Kenntnis der Mü-Nr. – nach Meisterwerken von Leonardo da Vinci, Rubens oder Cranach ebenso wie nach antiken Skulpturen, kunstgewerblichen Objekten wie Möbeln, Tapisserien, Schmiedekunstarbeiten, Fayencen und Keramiken, aber auch Büchern und Numismatika zu suchen.
Mit der Onlineschaltung machen BADV, DHM und Bundesarchiv häufig nachgefragte Archivalien für die Forschung zugänglich und leisten damit ihren Beitrag sowohl zur Erfüllung von Punkt 2 der Washingtoner Erklärung als auch zu deren Nachfolgekonferenz, die für Ende Juni in Prag aus Anlass des zehnten Jahrestages vorbereitet wird.
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://wwwccpgos.dhm.de/dhm_ccp.php
https://www.dhm.de/datenbank/linzdb
https://provenienz.badv.bund.de"
"Mit dem heutigen Tag erfolgt die Onlineschaltung der Datenbank zum Central Collecting Point (CCP) München. Gemeinsam mit der im Sommer 2008 im Internet veröffentlichten Datenbank zum Sonderauftrag Linz wird damit eine weitere Publikation zu den Archivalien der NS-Kulturpolitik und sogleich ein wichtiges Hilfsmittel für die Provenienzforschung geschaffen. Der Central Collecting Point war von den amerikanischen Alliierten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in den ehemaligen NSDAPParteigebäuden
in München eingerichtet worden. Seine Aufgabe war es, Kunstwerke,
die im Deutschen Reich oder in den besetzten Gebieten in der Zeit zwischen
1933 und 1945 geraubt, beschlagnahmt oder über den Kunsthandel verkauft worden waren, aus den Sammeldepots zu holen, im CCP zu inventarisieren, um sie anschließend restituieren zu können.
Bereits ab Herbst 1945 wurde mit der Rückgabe der Objekte an die Herkunftsländer beziehungsweise an Privatpersonen im In- und Ausland begonnen. Bis auf wenige tausend der rund eine Million erfassten Kunstgegenstände wurden alle Kunstwerke zurückgegeben. Dieser so genannte Restbestand CCP befindet sich seit Mitte der 1960er Jahre in Bundesbesitz und wird seit 2006 vom BADV verwaltet und bereits
seit 2000 auf seine Provenienz hin erforscht.
In der CCP-Datenbank können nun erstmals die Angaben zum einzelnen Kunstwerk mit Abbildung und den dazugehörigen Karteikarten ohne Kenntnis der bislang unabdingbar notwendigen Inventarisierungsnummer, der so genannten Mü.-Nr., eingesehen werden. Mit einem Klick können fortan die Archivalien digital aufgerufen werden, deren Originale getrennt voneinander in Berlin, Koblenz und Wien aufbewahrt werden. Diese gewaltige Datenbank zum CCP mit ca. 170.000 Einträgen sowie ca. 300.000 Abbildungen (Karteikarten und Objektfotografien) entstand dank einer Kooperation des Bundesamtes für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) mit dem Bundesarchiv und dem Deutschen Historischen Museum (DHM). Erst diese Zusammenarbeit ermöglichte es, Karteikarten aus dem Bundesarchiv im BADV einzuscannen und elektronisch zu erfassen. Die Daten wiederum bereitete das DHM in Zusammenarbeit mit dem Zuse-Institut Berlin (ZIB) auf und veröffentlicht sie nunmehr kostenfrei auf der Homepage des Museums. Mit der Datenbank eröffnet sich nach mehr als 50 Jahren die Möglichkeit, gezielt – ohne Kenntnis der Mü-Nr. – nach Meisterwerken von Leonardo da Vinci, Rubens oder Cranach ebenso wie nach antiken Skulpturen, kunstgewerblichen Objekten wie Möbeln, Tapisserien, Schmiedekunstarbeiten, Fayencen und Keramiken, aber auch Büchern und Numismatika zu suchen.
Mit der Onlineschaltung machen BADV, DHM und Bundesarchiv häufig nachgefragte Archivalien für die Forschung zugänglich und leisten damit ihren Beitrag sowohl zur Erfüllung von Punkt 2 der Washingtoner Erklärung als auch zu deren Nachfolgekonferenz, die für Ende Juni in Prag aus Anlass des zehnten Jahrestages vorbereitet wird.
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://wwwccpgos.dhm.de/dhm_ccp.php
https://www.dhm.de/datenbank/linzdb
https://provenienz.badv.bund.de"
Wolf Thomas - am Montag, 8. Juni 2009, 21:52 - Rubrik: Staatsarchive
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Marianne Birthler im Gespräch mit Ernst Rommeney und Ulrich Ziegler (DeutschlandradioKultur):
".....Deutschlandradio Kultur: Aber man fragt sich schon, warum ist es keinem Ihrer Mitarbeiter früher aufgefallen, denn die Akten wurden ja aufgearbeitet, die liegen ja schon seit vielen Jahren aufgearbeitet im Archiv?
Marianne Birthler: Na, um Akten zu finden, muss man ja erstmal auf einem bestimmten Gebiet forschen. So läuft es ja in allen Archiven der Welt. Kein Archivar kennt alles, was in seinen Archiven schlummert, nirgendwo, sondern die Dinge tauchen auf, wenn jemand ein bestimmtes Thema bearbeitet, wenn man eine bestimmte Frage stellt oder eine Hypothese hat, die man mit Hilfe der Akten beweisen will. So werden Details aus den Akten aufgefunden. Wenn jemand fünf Jahre eher auf die Frage gekommen wäre, hat denn der Kurras vielleicht für die Stasi gearbeitet, dann hätten wir die Akte gezogen und er hätte sie bekommen. .....
Deutschlandradio Kultur: Trotzdem gibt es Kritiker, die sagen, diese Stasiunterlagen, die sind ungenügend erschlossen worden, sonst hätte man schon früher auf solche Fälle aufmerksam gemacht werden können. Das finden Sie falsch. Ist das Quatsch?
Marianne Birthler: Also, wir sind sehr stolz darauf, was wir schon geschafft haben bezogen auf die Erschließung. Also, jetzt muss ich ein paar Zahlen nennen, auch wenn das vielleicht langweilig ist. Wir haben mehr als 110 Aktenkilometer nur an Papier. Von diesen 110 Kilometern sind 50 Kilometer bereits vom Ministerium für Staatssicherheit archiviert worden, die sind da schon alle wohl sortiert zugriffsfähig, aber nur personenbezogen zugriffsfähig. Da gibt es keine Stichworte, Schlagworte oder so was. Dann gibt es die anderen 60 Kilometer. Die sind weder personen- noch sachbezogen zugänglich. Das sind die ganzen Ordner, die man aus den Büros der Offiziere damals zusammengeholt hat, Strippe drum und dann erstmal ab ins Regal. Da wussten wir überhaupt nicht, was drin ist, weder nach Personen noch nach Themen. Natürlich haben wir uns dann, als es darum ging, die Akten nach und nach sorgfältig zu erschließen, das heißt, man nimmt jede Akte in die Hand und gibt Stichworte, Namen, alles, was da drin vorkommt, in eine riesengroße Datenbank ein, natürlich auf das konzentriert, wo wir gar nichts drüber wussten, also, auf die Unterlagen aus den, wir nennen sie immer, Diensteinheiten. Und immerhin haben wir von den dort herstammenden 60 Kilometern jetzt schon 48 Aktenkilometer erschlossen.
Und das ist wirklich eine unglaubliche Leistung. Das muss ich hier mal zur Verteidigung meiner Kollegen sagen. Der Preis dafür ist, dass diese anderen Unterlagen, die bereits archiviert waren, nach wie vor nur personenbezogen zugänglich sind. ....
Deutschlandradio Kultur: Haben Sie denn genügend, sagen wir mal, geeignete Mitarbeiter, die das schaffen? Es läuft ja immer das Gerücht um, man könne das schneller machen. Private Firmen würden schneller archivieren, vielleicht auch das Bundesarchiv. Warum ist das in Ihrer Behörde ein so schwieriges Unterfangen?
Marianne Birthler: Das sind alles Wunschträume. Normalerweise kriegt das Bundesarchiv vorsortierte Unterlagen aus Ministerien, aus Behörden usw. und da gibt es auch schon komplette Übergabelisten. Das heißt, das Bundesarchiv weiß dann auch, was es bekommen hat. Das ist bei den Stasiakten ganz anders. Und wir haben eine große Zahl ausgebildeter Archivare, die sehr viel arbeiten. Wir rechnen ungefähr, dass ein Archivar, wenn er nichts anderes tut, als Akten erschließen, schafft der im Monat drei bis vier Meter Akten zu erschließen. Das sind dann aber keine besonders schwierigen Fälle, sondern ganz normale Stasiunterlagen. Wenn Sie das jetzt hochrechnen, stellen Sie fest, dass für einen einzigen Aktenkilometer ein Mitarbeiter 25 Jahre beschäftigt sein müsste. ...."
Ergänzend: https://www.sueddeutsche.de/politik/677/471220/text/
".....Deutschlandradio Kultur: Aber man fragt sich schon, warum ist es keinem Ihrer Mitarbeiter früher aufgefallen, denn die Akten wurden ja aufgearbeitet, die liegen ja schon seit vielen Jahren aufgearbeitet im Archiv?
Marianne Birthler: Na, um Akten zu finden, muss man ja erstmal auf einem bestimmten Gebiet forschen. So läuft es ja in allen Archiven der Welt. Kein Archivar kennt alles, was in seinen Archiven schlummert, nirgendwo, sondern die Dinge tauchen auf, wenn jemand ein bestimmtes Thema bearbeitet, wenn man eine bestimmte Frage stellt oder eine Hypothese hat, die man mit Hilfe der Akten beweisen will. So werden Details aus den Akten aufgefunden. Wenn jemand fünf Jahre eher auf die Frage gekommen wäre, hat denn der Kurras vielleicht für die Stasi gearbeitet, dann hätten wir die Akte gezogen und er hätte sie bekommen. .....
Deutschlandradio Kultur: Trotzdem gibt es Kritiker, die sagen, diese Stasiunterlagen, die sind ungenügend erschlossen worden, sonst hätte man schon früher auf solche Fälle aufmerksam gemacht werden können. Das finden Sie falsch. Ist das Quatsch?
Marianne Birthler: Also, wir sind sehr stolz darauf, was wir schon geschafft haben bezogen auf die Erschließung. Also, jetzt muss ich ein paar Zahlen nennen, auch wenn das vielleicht langweilig ist. Wir haben mehr als 110 Aktenkilometer nur an Papier. Von diesen 110 Kilometern sind 50 Kilometer bereits vom Ministerium für Staatssicherheit archiviert worden, die sind da schon alle wohl sortiert zugriffsfähig, aber nur personenbezogen zugriffsfähig. Da gibt es keine Stichworte, Schlagworte oder so was. Dann gibt es die anderen 60 Kilometer. Die sind weder personen- noch sachbezogen zugänglich. Das sind die ganzen Ordner, die man aus den Büros der Offiziere damals zusammengeholt hat, Strippe drum und dann erstmal ab ins Regal. Da wussten wir überhaupt nicht, was drin ist, weder nach Personen noch nach Themen. Natürlich haben wir uns dann, als es darum ging, die Akten nach und nach sorgfältig zu erschließen, das heißt, man nimmt jede Akte in die Hand und gibt Stichworte, Namen, alles, was da drin vorkommt, in eine riesengroße Datenbank ein, natürlich auf das konzentriert, wo wir gar nichts drüber wussten, also, auf die Unterlagen aus den, wir nennen sie immer, Diensteinheiten. Und immerhin haben wir von den dort herstammenden 60 Kilometern jetzt schon 48 Aktenkilometer erschlossen.
Und das ist wirklich eine unglaubliche Leistung. Das muss ich hier mal zur Verteidigung meiner Kollegen sagen. Der Preis dafür ist, dass diese anderen Unterlagen, die bereits archiviert waren, nach wie vor nur personenbezogen zugänglich sind. ....
Deutschlandradio Kultur: Haben Sie denn genügend, sagen wir mal, geeignete Mitarbeiter, die das schaffen? Es läuft ja immer das Gerücht um, man könne das schneller machen. Private Firmen würden schneller archivieren, vielleicht auch das Bundesarchiv. Warum ist das in Ihrer Behörde ein so schwieriges Unterfangen?
Marianne Birthler: Das sind alles Wunschträume. Normalerweise kriegt das Bundesarchiv vorsortierte Unterlagen aus Ministerien, aus Behörden usw. und da gibt es auch schon komplette Übergabelisten. Das heißt, das Bundesarchiv weiß dann auch, was es bekommen hat. Das ist bei den Stasiakten ganz anders. Und wir haben eine große Zahl ausgebildeter Archivare, die sehr viel arbeiten. Wir rechnen ungefähr, dass ein Archivar, wenn er nichts anderes tut, als Akten erschließen, schafft der im Monat drei bis vier Meter Akten zu erschließen. Das sind dann aber keine besonders schwierigen Fälle, sondern ganz normale Stasiunterlagen. Wenn Sie das jetzt hochrechnen, stellen Sie fest, dass für einen einzigen Aktenkilometer ein Mitarbeiter 25 Jahre beschäftigt sein müsste. ...."
Ergänzend: https://www.sueddeutsche.de/politik/677/471220/text/
Wolf Thomas - am Samstag, 6. Juni 2009, 17:55 - Rubrik: Staatsarchive
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"Das Land Sachsen-Anhalt investiert 23,8 Millionen Euro in das neue Landeshauptarchiv (LHA). Dafür werde ein ehemaliges Kasernengebäude in Magdeburg umgebaut und saniert, sagte Sachsen-Anhalts Bauminister Karl-Heinz Daehre (CDU) am Samstag laut Mitteilung in Magdeburg. Zudem entsteht direkt daneben ein viergeschossiger Neubau mit Platz für 40 000 Urkunden, 25 000 Meter Akten und 600 000 Fotos sowie tausende Tonbänder und Filme. Auch Dokumente von Ministerien und anderen Behörden sollen dort aufbewahrt werden. Am Montag wird der Grundstein für das neue Archiv gelegt. Die Bauarbeiten sollen Ende nächstes Jahres abgeschlossen sein."
Quelle: Volksstimme
Quelle: Volksstimme
Wolf Thomas - am Samstag, 6. Juni 2009, 17:53 - Rubrik: Staatsarchive
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