Landesgeschichte
Pressemeldung von Wikimedia:
https://www.wikimedia.de/2006/12/zimmerische-chronik/
Wikisource, ein Schwesterprojekt der freien Enzyklopädie Wikipedia, hat sein erstes großes Digitalisierungsprojekt erfolgreich abgeschlossen. Mit der Zimmerischen Chronik, einem deutschen Geschichtswerk aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, liegt eine herausragende Quelle zur Adels- und Volkskultur erstmals als Volltext zum freien Abruf im Internet vor.
Lusso von Zimmern (Miniatur aus der Handschrift B der Zimmerischen Chronik)
Was Graf Froben Christoph von Zimmern in den Jahren nach 1560 zur Geschichte seiner Familie zusammentrug, gilt mit ihren unzähligen Schwänken und Geschichtchen nicht ohne Grund als eines der lebendigsten Geschichtswerke der deutschen Literatur des 16. Jahrhunderts. Ihr Wert für die Landes- und Kulturgeschichte des deutschen Südwestens wurde bereits im 19. Jahrhundert erkannt. Wenn man sich etwas in die alte Sprache eingelesen hat, erwartet auch den Nicht-Fachmann ein Lesevergnügen besonderer Art.
In neunmonatiger Arbeit wurden mehr als 2.500 Seiten des Werkes von Freiwilligen transkribiert und mehrfach korrekturgelesen. Als Grundlage der auf diese Weise enstandenen Onlineausgabe diente die nach wie vor wissenschaftlich maßgebliche Edition von Karl August Barrack, deren Scans Wikisource von der Freiburger Universitätsbibliothek zur Verfügung gestellt wurden. Während die gedruckte Ausgabe von Barrack in manchen Internet-Antiquariaten für 800 Euro angeboten wird, steht der durchsuchbare Volltext jetzt kostenfrei zur Verfügung. “Mit der Neuausgabe der Zimmerischen Chronik ist ein Traum vieler an der Regionalgeschichte Schwabens Interessierter erfüllt worden”, so der deutsche Historiker und Archivar Klaus Graf, der das Projekt als Wissenschaftler begleitet hat. “Besonderer Wert”, so betont Graf, “wird in Wikisource auf eine hohe Qualität der Textwiedergabe gelegt.”
Wikisource ist eine Sammlung freier Quellentexte. Der Sammelschwerpunkt des deutschsprachigen Projekts liegt auf attraktiven und seltenen Texten, die anderweitig im Internet nicht verfügbar sind. Erklärtes Ziel ist, dass nicht nur Laien die Texte lesen, sondern auch Wissenschaftler diese für ihre Arbeit verwenden können. “Wikisource bietet Wissenschaftlern und interessierten Laien die einzigartige Möglichkeit, gemeinsam online an digitalen Editionen zusammenzuarbeiten” hebt Michail Jungierek hervor, der die Transkription der Chronik während der gesamten Projektlaufzeit betreut hat.
Neben historischen Quellen ist das Spektrum der auf Wikisouce verfügbaren Texte bewußt weit gefaßt. So präsentiert Wikisource unter anderem Althochdeutsches und Flugblätter aus dem Dreißigjährigen Krieg, aber auch seltene Sachtexte des 19. Jahrhunderts und literarische Werke aus der Zeit der Weimarer Republik. Zu den Werken der großen deutschen Klassiker Goethe und Schiller gesellen sich auch solche Raritäten wie der “Prosektor in der Westentasche”, eine in Versform abgefaßte Sektionsanleitung für Medizinstudenten oder ein Originalbrief des Feldherrn Wallenstein.
Zur Mitarbeit in Wikisource wird lediglich ein Internetanschluss und ein Browser benötigt. Mithelfen kann jeder, der sich für alte Bücher und Texte interessiert. Als eines der nächsten größeren Projekte ist eine Volltextausgabe der deutschsprachigen Fassung der Schedelschen Weltchronik, eines bedeutenden Zeugnisses der Buchdruckkunst aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, geplant.
https://de.wikisource.org
https://www.wikimedia.de/2006/12/zimmerische-chronik/
Wikisource, ein Schwesterprojekt der freien Enzyklopädie Wikipedia, hat sein erstes großes Digitalisierungsprojekt erfolgreich abgeschlossen. Mit der Zimmerischen Chronik, einem deutschen Geschichtswerk aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, liegt eine herausragende Quelle zur Adels- und Volkskultur erstmals als Volltext zum freien Abruf im Internet vor.

Was Graf Froben Christoph von Zimmern in den Jahren nach 1560 zur Geschichte seiner Familie zusammentrug, gilt mit ihren unzähligen Schwänken und Geschichtchen nicht ohne Grund als eines der lebendigsten Geschichtswerke der deutschen Literatur des 16. Jahrhunderts. Ihr Wert für die Landes- und Kulturgeschichte des deutschen Südwestens wurde bereits im 19. Jahrhundert erkannt. Wenn man sich etwas in die alte Sprache eingelesen hat, erwartet auch den Nicht-Fachmann ein Lesevergnügen besonderer Art.
In neunmonatiger Arbeit wurden mehr als 2.500 Seiten des Werkes von Freiwilligen transkribiert und mehrfach korrekturgelesen. Als Grundlage der auf diese Weise enstandenen Onlineausgabe diente die nach wie vor wissenschaftlich maßgebliche Edition von Karl August Barrack, deren Scans Wikisource von der Freiburger Universitätsbibliothek zur Verfügung gestellt wurden. Während die gedruckte Ausgabe von Barrack in manchen Internet-Antiquariaten für 800 Euro angeboten wird, steht der durchsuchbare Volltext jetzt kostenfrei zur Verfügung. “Mit der Neuausgabe der Zimmerischen Chronik ist ein Traum vieler an der Regionalgeschichte Schwabens Interessierter erfüllt worden”, so der deutsche Historiker und Archivar Klaus Graf, der das Projekt als Wissenschaftler begleitet hat. “Besonderer Wert”, so betont Graf, “wird in Wikisource auf eine hohe Qualität der Textwiedergabe gelegt.”
Wikisource ist eine Sammlung freier Quellentexte. Der Sammelschwerpunkt des deutschsprachigen Projekts liegt auf attraktiven und seltenen Texten, die anderweitig im Internet nicht verfügbar sind. Erklärtes Ziel ist, dass nicht nur Laien die Texte lesen, sondern auch Wissenschaftler diese für ihre Arbeit verwenden können. “Wikisource bietet Wissenschaftlern und interessierten Laien die einzigartige Möglichkeit, gemeinsam online an digitalen Editionen zusammenzuarbeiten” hebt Michail Jungierek hervor, der die Transkription der Chronik während der gesamten Projektlaufzeit betreut hat.
Neben historischen Quellen ist das Spektrum der auf Wikisouce verfügbaren Texte bewußt weit gefaßt. So präsentiert Wikisource unter anderem Althochdeutsches und Flugblätter aus dem Dreißigjährigen Krieg, aber auch seltene Sachtexte des 19. Jahrhunderts und literarische Werke aus der Zeit der Weimarer Republik. Zu den Werken der großen deutschen Klassiker Goethe und Schiller gesellen sich auch solche Raritäten wie der “Prosektor in der Westentasche”, eine in Versform abgefaßte Sektionsanleitung für Medizinstudenten oder ein Originalbrief des Feldherrn Wallenstein.
Zur Mitarbeit in Wikisource wird lediglich ein Internetanschluss und ein Browser benötigt. Mithelfen kann jeder, der sich für alte Bücher und Texte interessiert. Als eines der nächsten größeren Projekte ist eine Volltextausgabe der deutschsprachigen Fassung der Schedelschen Weltchronik, eines bedeutenden Zeugnisses der Buchdruckkunst aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, geplant.
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KlausGraf - am Freitag, 8. Dezember 2006, 20:38 - Rubrik: Landesgeschichte
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Auf dem Freiburger Dokumentenserver liegen bereits etliche Sonderdrucke des Freiburger emeritierten Professors für mittelalterliche Geschichte Dieter Mertens digitalisiert vor:
https://digbig.com/4qdch
1 Spätmittelalterliches Landesbewußtsein im Gebiet des alten Schwaben 2005
2 Die württembergischen Höfe in den Krisen von Dynastie und Land im 15. und frühen 16. Jahrhundert 2004
3 Mont Ventoux, Mons Alvernae, Kapitol und Parnass : zur Interpretation von Petrarcas Brief Fam. IV, 1 'De curis propriis' 2004
4 Zum politischen Dialog bei den oberdeutschen Humanisten 2004
5 Alltag an Schulen und Universitäten am Oberrhein um 1500 2001
6 "Landesbewußtsein" am Oberrhein zur Zeit des Humanismus 2000
7 Celtis ad Caesarem : Oden 1,1 - 2 und Epode 1 2000
8 Deutscher Renaissance-Humanismus 1998
9 Jacobi Wimpfelingi opera selecta. - III,1: Briefwechsel, Teilbd. 1 Wimpfeling, Jakob 1990
10 Jacobi Wimpfelingi opera selecta. - III,2: Briefwechsel, Teilbd. 2
11 Zur frühen Geschichte der Herren von Württemberg : Traditionsbildung - Forschungsgeschichte - neue Ansätze 1990
12 Jacobus Locher Philomusus als humanistischer Lehrer der Universität Tübingen 1987
13 Die Habsburger als Nachfahren und als Vorfahren der Zähringer 1986
14 Die Anfänge der Universität Freiburg 1983
15 Reich und Elsass zur Zeit Maximilians I. : Untersuchungen zur Ideen- und Landesgeschichte im Südwesten des Reiches am Ausgang des Mittelalters
--
Kommentar: Eine nachahmenswerte Initiative! Es wäre überfällig, dass Wissenschaftler, die über Karlsruher Handschriften und Drucke gearbeitet haben, ihre Studien online "Open Access" zugänglich machten!
Update: Inzwischen sind es 37 Aufsätze!
https://digbig.com/4qdch
1 Spätmittelalterliches Landesbewußtsein im Gebiet des alten Schwaben 2005
2 Die württembergischen Höfe in den Krisen von Dynastie und Land im 15. und frühen 16. Jahrhundert 2004
3 Mont Ventoux, Mons Alvernae, Kapitol und Parnass : zur Interpretation von Petrarcas Brief Fam. IV, 1 'De curis propriis' 2004
4 Zum politischen Dialog bei den oberdeutschen Humanisten 2004
5 Alltag an Schulen und Universitäten am Oberrhein um 1500 2001
6 "Landesbewußtsein" am Oberrhein zur Zeit des Humanismus 2000
7 Celtis ad Caesarem : Oden 1,1 - 2 und Epode 1 2000
8 Deutscher Renaissance-Humanismus 1998
9 Jacobi Wimpfelingi opera selecta. - III,1: Briefwechsel, Teilbd. 1 Wimpfeling, Jakob 1990
10 Jacobi Wimpfelingi opera selecta. - III,2: Briefwechsel, Teilbd. 2
11 Zur frühen Geschichte der Herren von Württemberg : Traditionsbildung - Forschungsgeschichte - neue Ansätze 1990
12 Jacobus Locher Philomusus als humanistischer Lehrer der Universität Tübingen 1987
13 Die Habsburger als Nachfahren und als Vorfahren der Zähringer 1986
14 Die Anfänge der Universität Freiburg 1983
15 Reich und Elsass zur Zeit Maximilians I. : Untersuchungen zur Ideen- und Landesgeschichte im Südwesten des Reiches am Ausgang des Mittelalters
--
Kommentar: Eine nachahmenswerte Initiative! Es wäre überfällig, dass Wissenschaftler, die über Karlsruher Handschriften und Drucke gearbeitet haben, ihre Studien online "Open Access" zugänglich machten!
Update: Inzwischen sind es 37 Aufsätze!
KlausGraf - am Dienstag, 5. Dezember 2006, 01:09 - Rubrik: Landesgeschichte
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wird in den Lebenserinnerungen von Heinrich Köhler (1878 - 1949, Badischer Staatspräsident 1923/24 und 1926/27) berichtet:
"Das Land Baden war nach den Ereignissen des November 1918 wahrscheinlich das erste, das die vermögensrechtliche Auseinandersetzung mit dem abgedankten Fürstenhause in einer noblen vertraglichen Weise regelte, obwohl Schwierigkeiten, vor allem durch die 1818 verfassungsmäßig ausgesprochene Deklaration, das gesamte Domänengut des badischen Staates im Werte von etwa 200 Millionen Mark im Jahre 1918 sei eigentlich Eigentum des Großherzoges und dem Lande nur zur Nutznießung überlassen, nicht unerheblich waren. Aber gerade dadurch, dass wir in Baden das heiße Eisen schon zu einer Zeit anfaßten, da man in anderen Ländern noch die revolutionäre Phrasenlogie durchexerzierte, kamen wir schnell zum Ziele. Die deutschen Fürsten und ihre Ratgeber waren unter dem Eindruck der Revolution bereit, jede vorgeschlagene Lösung zu akzeptieren. Erst später als die unpolitische Art des deutschen Volkes wieder dominierte, präsentierten sie die ungeheuerlichsten Abfindungsforderungen und zogen ihre einstigen Untertanen vor die Zivilgerichte, die in meisten Fällen wunschgemäß – wie auf „Allerhöchsten Befehl“ – reagierten und Urteile fällten, die das arme Volk geradezu revolutionieren mußten. Daß man sich dieses volksfremde Verhalten der Juristen gefallen ließ, ist eines der größten Armutszeugnisse unseres Volkes.
In Baden saß man Ende 1918 mit den noch verängstigten Vertretern des Großherzogs gemeinsam am Verhandlungstisch. Ergebnis: Der ehemalige Großherzog erhielt als Eigentum das Schloß in Baden-Baden, das Palais in Freiburg, das Haus in Badenweiler und das Mausoleum im Fasanengarten in Karlsruhe, alles mit Einrichtungen, außerdem acht Millionen Mark Eisenbahnobligationen der badischen Staatseisenbahn. Sodann wurde dem Großherzog und seiner Frau die Nutznießung des Kaltenbronner Forstes und eines Waldstückes in Gernsbach mit zusammen 3700 ha eingeräumt. Die Bilder in der Karlsruher Kunsthalle, die Privateigentum des Großherzogs waren, sollten dort zur öffentlichen Besichtigung bleiben, die Handschriften, Akten und Urkunden (z. B. auch über Kaspar Hauser) in den Archiven, die Eigentum des Großherzogs waren, sollten nach Aussterben der großherzoglichen Linie an den Staat zurückfallen, ähnlich wie die Güter, Schlösser und Häuser. (...)
(...) In Baden herrschte Ruhe, allerdings nur wenige Jahre. Die unglaublichen Vorgänge auf dem Gebiete der „Fürstenabfindungen“ einerseits und die Folgen der Inflation andererseits ließen auch den letzten badischen Großherzog nicht ruhen, und sein Rechtsvertreter machte Aufwertungsansprüche hinsichtlich der acht Millionen geltend, und zwar 75 % (!) und vierprozentige Verzinsung auf Goldbasis, solang das Kapital nicht ausbezahlt sei. Eine Drohung mit dem ordentlichen Gericht sollte die Regierung einschüchtern. Der Versuch schlug fehl. Ich führte 1924 einen Kabinettsbeschluß herbei, der den Aufwertungsanspruch auf keinen Fall anerkannte, aber vorsah, die dem Großherzog gehörenden Bilder in der Kunsthalle um den von sachverständigen geschätzten Wert von vier Millionen Mark zu erwerben, natürlich nur unter der ausdrücklichen Verzichtserklärung des Großherzogs auf jeden Aufwertungsanspruch. Leider war letzterer schlecht beraten und pochte immer stärker auf sein Aufwertungsrecht. Kurz entschlossen habe ich dann dem Rechtsbeistand geschrieben, daß bei der inzwischen stark veränderten wirtschaftlichen und politischen Lage weitere Verhandlungen zwecklos seien, und die Verhandlungen abgebrochen. Im Landtag erklärte ich 1926 mit aller Entschiedenheit, dass eine etwaige Aufwertung des Kapitals nur im Rahmen dessen erfolgen könne, was die Reichsaufwertungsgesetze für jeden Staatsbürger vorschrieben und jedem gewähren. Die Stimmung im Lande war derart, dass selbst die Rechtsopposition meine Haltung billigte und erklärte, die Auseinadersetzung in Baden sei für sie durch meine Ausführungen erledigt. Und damit war sie auch erledigt. Ich ließ mich auf Weiteres einfach nicht mehr ein, so oft man es auch versuchte, neue Besprechungen in Gang zu bringen."
(aus: Heinrich Köhler – Lebenserinnerungen des Politikers und Staatsmannes 1878 – 1949, Stuttgart : Kohlhammer, 1964, S. 109-111 (= Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg : Reihe A, Quellen ; 11), dokumentiert auf den Seiten der Landesvereinigung Baden,
https://www.lv-baden.de/a/files/abfindung_grossherzog.pdf )
Zum Fortgang der Auseinandersetzung nach dem Tod des Großherzogs Friedrich II. 1928 zwischen seinen Erben und dem Land Baden bis zum Abschluß des Staatsvertrag von 1930 vgl. die Ausführungen des Freiburger Historikers Dieter Mertens auf Basis der Akten im GLAK in der F.A.Z. vom 2.11.2006, wiedergegeben unter https://archiv.twoday.net/stories/2880867/
Zu der Vorgängen von 1918/19 vgl. a.
Badisches Gesetz über das Domänenvermögen 1919
https://archiv.twoday.net/stories/2708484/
zu ihrer Bewertung auch
Badisches Säkularisationsgut wurde 1918/19 Staatsgut
https://archiv.twoday.net/stories/2885866
"Das Land Baden war nach den Ereignissen des November 1918 wahrscheinlich das erste, das die vermögensrechtliche Auseinandersetzung mit dem abgedankten Fürstenhause in einer noblen vertraglichen Weise regelte, obwohl Schwierigkeiten, vor allem durch die 1818 verfassungsmäßig ausgesprochene Deklaration, das gesamte Domänengut des badischen Staates im Werte von etwa 200 Millionen Mark im Jahre 1918 sei eigentlich Eigentum des Großherzoges und dem Lande nur zur Nutznießung überlassen, nicht unerheblich waren. Aber gerade dadurch, dass wir in Baden das heiße Eisen schon zu einer Zeit anfaßten, da man in anderen Ländern noch die revolutionäre Phrasenlogie durchexerzierte, kamen wir schnell zum Ziele. Die deutschen Fürsten und ihre Ratgeber waren unter dem Eindruck der Revolution bereit, jede vorgeschlagene Lösung zu akzeptieren. Erst später als die unpolitische Art des deutschen Volkes wieder dominierte, präsentierten sie die ungeheuerlichsten Abfindungsforderungen und zogen ihre einstigen Untertanen vor die Zivilgerichte, die in meisten Fällen wunschgemäß – wie auf „Allerhöchsten Befehl“ – reagierten und Urteile fällten, die das arme Volk geradezu revolutionieren mußten. Daß man sich dieses volksfremde Verhalten der Juristen gefallen ließ, ist eines der größten Armutszeugnisse unseres Volkes.
In Baden saß man Ende 1918 mit den noch verängstigten Vertretern des Großherzogs gemeinsam am Verhandlungstisch. Ergebnis: Der ehemalige Großherzog erhielt als Eigentum das Schloß in Baden-Baden, das Palais in Freiburg, das Haus in Badenweiler und das Mausoleum im Fasanengarten in Karlsruhe, alles mit Einrichtungen, außerdem acht Millionen Mark Eisenbahnobligationen der badischen Staatseisenbahn. Sodann wurde dem Großherzog und seiner Frau die Nutznießung des Kaltenbronner Forstes und eines Waldstückes in Gernsbach mit zusammen 3700 ha eingeräumt. Die Bilder in der Karlsruher Kunsthalle, die Privateigentum des Großherzogs waren, sollten dort zur öffentlichen Besichtigung bleiben, die Handschriften, Akten und Urkunden (z. B. auch über Kaspar Hauser) in den Archiven, die Eigentum des Großherzogs waren, sollten nach Aussterben der großherzoglichen Linie an den Staat zurückfallen, ähnlich wie die Güter, Schlösser und Häuser. (...)
(...) In Baden herrschte Ruhe, allerdings nur wenige Jahre. Die unglaublichen Vorgänge auf dem Gebiete der „Fürstenabfindungen“ einerseits und die Folgen der Inflation andererseits ließen auch den letzten badischen Großherzog nicht ruhen, und sein Rechtsvertreter machte Aufwertungsansprüche hinsichtlich der acht Millionen geltend, und zwar 75 % (!) und vierprozentige Verzinsung auf Goldbasis, solang das Kapital nicht ausbezahlt sei. Eine Drohung mit dem ordentlichen Gericht sollte die Regierung einschüchtern. Der Versuch schlug fehl. Ich führte 1924 einen Kabinettsbeschluß herbei, der den Aufwertungsanspruch auf keinen Fall anerkannte, aber vorsah, die dem Großherzog gehörenden Bilder in der Kunsthalle um den von sachverständigen geschätzten Wert von vier Millionen Mark zu erwerben, natürlich nur unter der ausdrücklichen Verzichtserklärung des Großherzogs auf jeden Aufwertungsanspruch. Leider war letzterer schlecht beraten und pochte immer stärker auf sein Aufwertungsrecht. Kurz entschlossen habe ich dann dem Rechtsbeistand geschrieben, daß bei der inzwischen stark veränderten wirtschaftlichen und politischen Lage weitere Verhandlungen zwecklos seien, und die Verhandlungen abgebrochen. Im Landtag erklärte ich 1926 mit aller Entschiedenheit, dass eine etwaige Aufwertung des Kapitals nur im Rahmen dessen erfolgen könne, was die Reichsaufwertungsgesetze für jeden Staatsbürger vorschrieben und jedem gewähren. Die Stimmung im Lande war derart, dass selbst die Rechtsopposition meine Haltung billigte und erklärte, die Auseinadersetzung in Baden sei für sie durch meine Ausführungen erledigt. Und damit war sie auch erledigt. Ich ließ mich auf Weiteres einfach nicht mehr ein, so oft man es auch versuchte, neue Besprechungen in Gang zu bringen."
(aus: Heinrich Köhler – Lebenserinnerungen des Politikers und Staatsmannes 1878 – 1949, Stuttgart : Kohlhammer, 1964, S. 109-111 (= Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg : Reihe A, Quellen ; 11), dokumentiert auf den Seiten der Landesvereinigung Baden,
https://www.lv-baden.de/a/files/abfindung_grossherzog.pdf )
Zum Fortgang der Auseinandersetzung nach dem Tod des Großherzogs Friedrich II. 1928 zwischen seinen Erben und dem Land Baden bis zum Abschluß des Staatsvertrag von 1930 vgl. die Ausführungen des Freiburger Historikers Dieter Mertens auf Basis der Akten im GLAK in der F.A.Z. vom 2.11.2006, wiedergegeben unter https://archiv.twoday.net/stories/2880867/
Zu der Vorgängen von 1918/19 vgl. a.
Badisches Gesetz über das Domänenvermögen 1919
https://archiv.twoday.net/stories/2708484/
zu ihrer Bewertung auch
Badisches Säkularisationsgut wurde 1918/19 Staatsgut
https://archiv.twoday.net/stories/2885866
BCK - am Freitag, 1. Dezember 2006, 01:09 - Rubrik: Landesgeschichte
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Eine die heutigen Nationalgrenzen überschreitende Landesgeschichte ist für den europäischen Gedanken sicher sehr förderlich und wünschenswert, und es ist schön, dass die EU ein deutsch-dänisches Internet-Projekt für ein virtuelles landesgeschichtliches Museum mit einem großen Batzen Geld fördert.
Dass die Homepage des Projekts vimu.info dann ausgerechnet auf Englisch daherkommt, ist natürlich eher peinlich, aber relativ klein und daher recht gut versteckt sind die erheblich ausführlicheren Sprachversionen auf "dansk" und "deutsch" dann doch zu finden.
Die Projektbeschreibung ist bisher leider nicht über sehr viel Blabla hinausgekommen, das genauso anno 1990 für irgendein CD-ROM-Projekt hätte geschrieben sein können. So wie die Pläne klingen, wird das ganze wohl betont didaktisch ausfallen, was mich eigentlich eher schlimmes befürchten lässt.
Jedenfalls bleibt das interessante Projekt zu beobachten.
Dass die Homepage des Projekts vimu.info dann ausgerechnet auf Englisch daherkommt, ist natürlich eher peinlich, aber relativ klein und daher recht gut versteckt sind die erheblich ausführlicheren Sprachversionen auf "dansk" und "deutsch" dann doch zu finden.
Die Projektbeschreibung ist bisher leider nicht über sehr viel Blabla hinausgekommen, das genauso anno 1990 für irgendein CD-ROM-Projekt hätte geschrieben sein können. So wie die Pläne klingen, wird das ganze wohl betont didaktisch ausfallen, was mich eigentlich eher schlimmes befürchten lässt.
Jedenfalls bleibt das interessante Projekt zu beobachten.
Ladislaus - am Freitag, 17. November 2006, 20:21 - Rubrik: Landesgeschichte
https://de.wikisource.org/wiki/Zimmerische_Chronik
Am 8. Februar 2006 wurden die ersten Seiten hochgeladen, am 12. November 2006 waren alle vier umfangreichen Bände in lesbaren E-Text verwandelt. Damit steht eine herausragende Quelle zur Geschichte des 16. Jahrhunderts dank der fleißigen Wikisource-Enthusiasten für Forschung und interessierte Bürger kostenfrei im Internet zur Verfügung.
Glückwunsch!
Am 8. Februar 2006 wurden die ersten Seiten hochgeladen, am 12. November 2006 waren alle vier umfangreichen Bände in lesbaren E-Text verwandelt. Damit steht eine herausragende Quelle zur Geschichte des 16. Jahrhunderts dank der fleißigen Wikisource-Enthusiasten für Forschung und interessierte Bürger kostenfrei im Internet zur Verfügung.
Glückwunsch!
KlausGraf - am Freitag, 17. November 2006, 00:27 - Rubrik: Landesgeschichte
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Regional- und Heimatforscher haben hier die Möglichkeit eigene aktuelle Werke zur landeskundlichen Literatur zu veröffentlichen.
Etliche Beiträge sind bereits einsehbar unter:
https://www.ooegeschichte.at/Publikationsforum.65.0.html
Vorbildlich!
Etliche Beiträge sind bereits einsehbar unter:
https://www.ooegeschichte.at/Publikationsforum.65.0.html
Vorbildlich!
KlausGraf - am Donnerstag, 16. November 2006, 04:09 - Rubrik: Landesgeschichte
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https://digilib.ub.uni-freiburg.de/document/256094985/
Die UB Freiburg hat einiges landeskundlich Wichtige in letzter Zeit digitalisiert, darunter Gerberts Werke, aber auch Mones Quellensammlung (bereits bei ALO www.literature.at auf mein Betreiben hin digitalisiert). Jede Seite ist mit einem dreisten Wasserzeichen-Stempel der UB Freiburg verunziert, die Zustimmung zu den Nutzungsbedingungen ist nach wie vor Copyfraud. Einfach nur ätzend.
Die UB Freiburg hat einiges landeskundlich Wichtige in letzter Zeit digitalisiert, darunter Gerberts Werke, aber auch Mones Quellensammlung (bereits bei ALO www.literature.at auf mein Betreiben hin digitalisiert). Jede Seite ist mit einem dreisten Wasserzeichen-Stempel der UB Freiburg verunziert, die Zustimmung zu den Nutzungsbedingungen ist nach wie vor Copyfraud. Einfach nur ätzend.
KlausGraf - am Donnerstag, 16. November 2006, 03:18 - Rubrik: Landesgeschichte
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https://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/2675/ (Bd. 1)
https://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/2676/ (Bd. 2)
Eine der Großleistungen der deutschen Humanismusforschung , der von Otto Herding und Dieter Mertens bearbeitete (überwiegend lateinische) Briefwechsel Jakob Wimpfelings, eine wichtige Quelle zur elsässischen Landesgeschichte, ist online - großartig!
Nicht weniger wichtig: die ungedruckte Habilitationsschrift von Mertens: Reich und Elsass zur Zeit Maximilians I. (1977)
https://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/2514/
https://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/2676/ (Bd. 2)
Eine der Großleistungen der deutschen Humanismusforschung , der von Otto Herding und Dieter Mertens bearbeitete (überwiegend lateinische) Briefwechsel Jakob Wimpfelings, eine wichtige Quelle zur elsässischen Landesgeschichte, ist online - großartig!
Nicht weniger wichtig: die ungedruckte Habilitationsschrift von Mertens: Reich und Elsass zur Zeit Maximilians I. (1977)
https://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/2514/
KlausGraf - am Montag, 6. November 2006, 20:30 - Rubrik: Landesgeschichte
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Die monumentale Ausgabe von Steiff/Mehring ist auf Commons komplett online:
https://commons.wikimedia.org/wiki/Lieder_Spr%C3%BCche_W%C3%BCrrtembergs_%28Steiff_Mehring%29
https://commons.wikimedia.org/wiki/Lieder_Spr%C3%BCche_W%C3%BCrrtembergs_%28Steiff_Mehring%29
KlausGraf - am Sonntag, 22. Oktober 2006, 23:59 - Rubrik: Landesgeschichte
https://deposit.ddb.de/ep/netpub/16/52/93/975935216/_data_deli/_deli_stand_2006_06_26/ff260907gi.pdf
Darin das Findbuch des Pfarrarchivs Legde und ein Aufsatz zur kirchlichen Archivpflege.
#histverein
Darin das Findbuch des Pfarrarchivs Legde und ein Aufsatz zur kirchlichen Archivpflege.
#histverein
KlausGraf - am Dienstag, 17. Oktober 2006, 05:12 - Rubrik: Landesgeschichte
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