Landesgeschichte
Rheinisch – Kölnisch – Katholisch. Beiträge zur Kirchen- und Landesgeschichte sowie zur Geschichte des Buch- und Bibliothekswesens der Rheinlande. Festschrift für Heinz Finger zum 60. Geburtstag, hrsg. von Siegfried Schmidt in Zusammenarbeit mit Konrad Groß und anderen. Köln: Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek 2008 (= Libelli Renani Bd. 25). - 669 S., zahreiche SW-Illustrationen. Preis: 34,00 €
Als Heinz Finger von der ULB Düsseldorf 2001 als Direktor an die Diözesan- und Dombibliothek Köln wechselte, begründete er die Schriftenreihe Libelli Rhenani, in der ihm nun der voluminöse Band 25 (insofern mehr als ein "Libellus") als Festschrift gewidmet wird. Geboten wird der übliche bunte Beitrags-Strauß, eingerahmt von Grußworten und der umfangreichen Bibliographie des Jubilars.
Erfreulich ist, dass etliche Studien Quellenbeigaben im Anhang enthalten.
Die Verbreitung des Bandes würde sehr gefördert, würde der Band Open Access zur Verfügung stehen. Da man aber auf den traditionellen Buchdruck gesetzt hat, wäre es sinnvoll gewesen, dessen Vorzüge auszunutzen: lesefreundliche Anführungszeichen (statt der " ") und gute Abbildungsqualität werden vermisst.
Ich ergänze das folgende Inhaltsverzeichnis mit eigenen Annotationen.
Inhalt
Vorwort
Grußwort des Erzbischofs von Köln
Grußwort des Metropolitankapitels
Kirchen- und Landesgeschichte der Rheinlande
* Euphrates, die gefälschten Akten der angeblichen Kölner Synode von 346 und die frühen Bischofssitze am Rhein / Von Michael Durst
S. 21-62 Die in deutscher Übersetzung beigegebenen, wohl in Trier im 10. Jahrhundert gefälschten Akten werden als nicht verlässlich erwiesen. Die von ihr überlieferten Namen rheinischer Bischöfe sind daher zu streichen.
* Die Friesenmission und der Eintritt der in der alten Provinz Germania II gelegenen Bistümer in die karolingische Reichskirche. Eine Skizze / Von Josef Semmler
S. 63-80 Der Beitrag ist etwas zu sehr skizzenhaft geraten. Ein Aufsatz ohne einen einzigen Literaturhinweis entzieht sich dem wissenschaftlichen Diskurs und wird hermetisch.
* Der Kölner Niederklerus und die römische Kurie am Ende des 12. Jahrhunderts / Von Rudolf Hiestand
S. 81-123 Beigegeben ist eine Liste der Urkunden für und mit Angehörigen des Kölner Niederklerus 1181-1197.
* Der Heilige als Helfer der Bürger. Auf dem Weg zur Stadtgemeinde: Heilige und frühe Stadtsiegel / Von Manfred Groten
S. 125-141 Groten überschätzt die Rolle des Stadtpatrons in der deutschen Stadt des hohen Mittelalters.
* Zum Verhältnis von Theologie und Philosophie bei Albert dem Großen. Wissenschaftstheoretische Reflexionen während der Gründung des Studium generale in Köln / Von Hannes Möhle
S. 147-162 Möhle interpretiert den 1250 geschriebenen Kommentar Alberts zum siebten Brief des Dionysius.
* Das Testament des Albertus Magnus nach der Abschrift des Narcissus Pfister (Clm 4384) / Von Henryk Anzulewicz
1402 kopierte der Kölner Dominikaner und spätere Benediktiner von St. Ulrich und Afra in Augsburg, Narcissus Pfister das 1278 datierte Testament des Albertus Magnus. Der Beitrag liefert eine Edition und Übersetzung des bislang nur 1850 abgedruckten Textes. Das Faksimile auf S. 174 ist unbrauchbar, da zu klein und zu unscharf.
Bei den im Anhang aufgelisteten Erwähnungen in der Literatur ist übersehen: Joseph Zeller, in: Schwäbisches Archiv 26 (1908) S. 162f. und Klaus Graf, in: Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd, 1984, S. 158 mit Anmerkung S. 582 Anm. 61.
* Kardinäle – ehemalige Kölner Domkanoniker. Sammlungs- und Studienergebnisse / Von Hans-Joachim Kracht
S. 181-190 Behandelt: Oliver Thomas de Saxo von Paderborn, Georg Hessler, Georg Markgraf von Baden, Philipp Wilhelm Herzog von Bayern, Eitel Friedrich Graf von Hohenzollern-Sigmaringen, Wilhelm Egon Prinz von Fürstenberg, Christian August Herzog von Sachsen-Zeitz, Philipp Ludwig Karl Graf von Sinzendorf.
* Der Tod des Kölner Rentmeisters Alf Bruwer / Von Klaus Militzer
S. 191-203 Hätte Militzer beigesetzt "auf dem Konstanzer Konzil 1417", so könnte man den Beitrag erheblich besser bibliographisch verorten. Er wertet die Reiserechnungen aus (siehe die Edition dieser Quellen durch Militzer 2007).
* Eine spätmittelalterliche Fronleichnamsprozession in Wittlaer und ihre Erneuerung im 17. Jahrhundert / Von Wilhelm Janssen
S. 205-219 Im Anhang wird aus dem Pfarrarchiv Wittlaer Nr. 571 eine historische Beschreibung der Prozession (1623?) abgedruckt. Der Text wird vor allem lokalhistorisch ausgewertet, eine Interpretation als Zeugnis für die Revitalisierung mittelalterlicher Frömmigkeitsformen in der frühen Neuzeit, also für "retrospektive Tendenzen", unterbleibt.
* Evangelische Reaktionen auf Bayerns Griff nach dem Erzbistum und Kurfürstentum Köln 1577 / Von Hansgeorg Molitor
S. 221-232 Molitor wertet vor allem die Anlagen zu einem Brief des Pfälzer Kurfürsten Ludwig VI. an Herzog Ludwig von Württemberg am 18. Mai 1577 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 127 Bü 3 aus.
* Küsterwahlen im Köln des 16. Jahrhunderts / Von Joachim Oepen
S. 233-248 Quelle ist das Memorialbuch, das Hermann Weinsberg für die Pfarrkirche St. Jakob anlegte. Ediert wird im Anhang der Bericht über die Küsterwahl 1562 (Bl. 2v-5r).
* "Obsidio Novesiana" – Karl der Kühne vor Neuss. In: Coppenstein, De Fraterniatis SSmi Rosarij B. Virginis Mariae Ortu, Progressu, Statu atque Praecellentia Libri Tres von 1613 und 1629. Versuch einer Interpretation / Von Karl Remmen
S. 249-290 Lateinischer Text und Übersetzung sind beigegeben. Hauptquelle Coppensteins war Jacques de Meyer (1491-1552).
Ob es angebracht ist, hinsichtlich der Biographie Coppensteins auf die ADB zu verweisen, mag dahingestellt bleiben. Um ein aktuelles Biogramm des 1638 gestorbenen Koblenzer Dominikaners zu finden, muss man nicht von Neuss nach Düsseldorf radeln, es genügt, das Internet anzudrehen, wenn man eins hat.
* Faire revivre l’arbre entier – Die Freilassung der gefangenen Jesuiten aus der Engelsburg (1775/76) nach den Berichten des kurkölnischen Ministers Marchese Tommaso Antici aus Rom / Von Christoph Weber
S. 291-314 Weber stützt sich auf die Berichterstattung des kurkölnischen Agenten Antici am Römischen Hof im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf.
* "Einige Worte über die Rhein-Schiffahrt." Die Düsseldorfer Schrift des Staatsrats Georg Arnold Jacobi von 1803 und ihr wirtschaftspolitisches Umfeld / Von Clemens von Looz-Corswarem
S. 315-332 Höchst bedauerlich ist, dass diese nur 16-seitige Schrift nicht online vorliegt. Sie wurde nachgedruckt in (Cottas) Europäischen Annalen 1803 Bd. 1 Nr. 6, doch weder über Google noch über den OPAC der UMich ist der betreffende Band erreichbar.
[Schrift ist online https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/content/structure/124199 ]
* Joseph Höffners erste römische Eindrücke 1926 und seine Priesterweihe 1932 / Von Norbert Trippen
S. 333-339 Abgedruckt wird ein Brief Höffners an seine Lehrerin in Horhausen und ein unbeholfener Brief des Vaters aus Rom. Das ist ja das Schöne an der biographischen Forschung über den hohen Klerus: Dass jedes noch so belanglose Fetzchen andächtig besprochen werden darf.
* "Es hätte unserer Kirche und unserem Volk mehr gedient, wenn wir weniger geschwiegen hätten" – Die "Schuldfrage" im Frühjahr 1945 im Lichte eines neuen Quellenfundes: Eingabe der westdeutschen Bischöfe an Papst Pius XII./ Von Ulrich Helbach
S. 341-372 Helbach stellt eine im Nachlass des Paderborner Erzbischofs Jaeger erhaltene, bislang unbekannte wichtige interne Quelle vor. Sein Urteil ist so besonnen abwägend, wie man es bei einem so brisanten Thema vom Leiter des vielleicht wichtigsten katholischen Kirchenarchivs in Deutschland erwarten darf.
* Bistumsarchivdirektor Msgr. Dr. Dr. Robert Haaß (1898-1968) und sein Beitrag zur Kölner Diözesangeschichte / Von Reimund Haas
S. 373-403 Lebensbild des Archivars mit Bibliographie seiner Schriften.
* Der Ort der Predigt im Kölner Dom / Von Barbara Schock-Werner
S. 405-426 Der Umfang des Abbildungsteils (16 S.) übertrifft den des Textteils (6 S.).
Literatur-, Buch- und Bibliotheksgeschichte der Rheinlande
* Neues von den Düsseldorfer Fragmenten. Das so genannte Homiliar von Beaune in unbekannter karolingischer Überlieferung / Von Klaus Zechiel-Eckes
S. 419-441 Im Anhang wird der Schlussteil des um 830 in Westfrankreich (Tours) entstandenen Homiliars ediert.
Ärgerlicherweise liegt der Katalog von Zechiel-Eckes nicht online vor, und die Düsseldorfer Fragmente sind aufgrund ihrer Mega-URLs quasi nur mit der Startseite verlinkbar, was eine ärgerliche und unnötige Sucherei bedeutet, wenn man nicht die genaue Signatur zur Hand hat. Wieso es ein Ding der Unmöglichkeit ist, eine kurze dauerhafte Adresse für jedes Digitalisat zu vergeben, erschließt sich mir nicht. Hier ein Direktlink zu einer einschlägigen Bilddatei:
https://bloch.ub.uni-duesseldorf.de/fragmente/fullsize/k6_011_01.jpg
* Bemerkungen zum althochdeutschen 'Muspilli' / Von Dieter Geuenich
S. 443-450 1977 hat Heinz Finger mit Untersuchungen zum Muspilli promoviert. Geuenich interpretiert den rätselhaften Text vor dem Hintergrund der frühmittelalterlichen Memoria.
* Der kommentierte Psalter Cod. 45 der Kölner Dombibliothek / Von Anton von Euw
S. 451-477 Die Handschrift dürfte wohl kurz vor 1000 in Köln geschrieben worden sein. Der Beitrag ignoriert das Digitalisat in den CEEC und die dort verfügbaren Online-Materialien.
* Die Aufzeichnungen des Johannes Walschartz über die Verehrung der Kölner Domreliquien anlässlich der Aachener Heiligtumsfahrten am Ende des 16. Jahrhunderts / Von Hermann-Josef Schmalor
S. 479-491 Schmalor stellt die Handschrift Pa 62 des Paderborner Studienfonds bzw. der Theodorianischen Bibliothek vor.
* Gelegenheitsdichtungen auf Kölner Dignitäre des 18. Jahrhunderts im Kempener Teil der Sammlung von Büllingen / Von Leo Peters
S. 493-510 Der Aufsatz weist auf 56 Drucke in Sammelbänden der Sammlung Ludwigs von Büllingen (1771-1848) im Kreisarchiv Viersen hin.
* Ein Kollegheft eines Schülers des Tricoronatum aus dem Jahre 1754? – Beobachtungen zu Inhalt und Autor der Handschrift Dom 239 der Kölner Dombibliothek / Von Siegfried Schmidt
S. 511-546 Als Schreiber der Physikvorlesungs-Nachschrift kann der spätere Dompfarrer Johann Michael DuMont (1746-1818) erwiesen werden.
* Jüdische Rheinromantik? Heines Rhein und der "Rabbi von Bacherach" / Von Bernd Kortländer
S. 547-560 Der Autor deutet das Fragment vor dem Hintergrund der literarischen Rheinromantik. Für Heine ist Möglichkeit bzw. Unmöglichkeit jüdischen Lebens am Rhein der kritische Maßstab, "an dem sich der romantische Blick auf den Rhein messen lassen muss" (S. 556).
* Exlibris – Einband – Bücherpult. Über einige Beiträge des Kölner Domherrn und Sammlers Alexander Schnütgen zur Buchkultur / Von Hermann-Josef Reudenbach
S. 561-612. Exlibris, Einband und Bücherpult standen bei dem Kölner Domherrn Schnütgen (1843-1918) "in einem unübersehbaren Zusammenhang mit der Liturgie" (S. 611).
* Romantische Sehnsucht nach Spanien: der Kölner Johannes Fastenrath (1839-1908) / Von Juan Antonio Cervelló-Margalef
S. 613-638 Der Beitrag dokumentiert unter anderem, wie schäbig die Stadt Köln mit den ihr anvertrauten (finanziell erheblichen) Werten des Ehepaars Fastenrath umgegangen ist. Bis heute erinnert kein Straßenname an den Spanien-Liebhaber, und die Stadtbibliothek hat aus der geschenkten Bibliothek "viel zu viel ... aussortiert" (S. 636).
* Die Evangelische Bibliothek in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln / Von Wolfgang Schmitz
S. 639-648 Schmitz rühmt zu Recht den Beschluss der Evangelischen Gemeinde, die Bibliothek als Schenkung an die USB Köln zu übergeben:
"Die geschenkweise Abgabe ist besonders zu loben, denn vielerorts werden gerade im kirchlichen Bereich alte Bibliotheken aufgelöst und zu Geld gemacht. Das ist nicht nur deshalb bedauerlich, weil einzelne Titel ggf. ganz aus der Region oder sogar darüber hinaus aus der öffentlich zugänglichen Nutzung verschwinden, sondern auch, weil die Bibliotheken als Sammlungen einen Wert bilden, als Spiegel der Interessen ihrer Träger, vergangener Generationen, als Teil eines Ganzen und Ausdruck für die geistigen Interessen und den literarischen Geschmack der Vergangenheit. Bibliotheken sind mehr als die Summe ihrer Bestandteile.
Das wird vielfach nicht mehr gesehen. Die Auflösung ganzer Ordensniederlassungen, finanzielle Probleme, aber auch Unkenntnis oder Missachtung der eigenen Tradition und speziell der Büchersammlungen führen dazu, dass solche Sammlungen an Antiquare gegeben, zerschlagen und einzeln verkauft werden - ein unwiederbringlicher geschichtlicher Verlust" (S. 646f., Hervorhebung von mir).
* BIBLIOGRAPHIE HEINZ FINGER / Von Harald Horst
* Verzeichnis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Als Heinz Finger von der ULB Düsseldorf 2001 als Direktor an die Diözesan- und Dombibliothek Köln wechselte, begründete er die Schriftenreihe Libelli Rhenani, in der ihm nun der voluminöse Band 25 (insofern mehr als ein "Libellus") als Festschrift gewidmet wird. Geboten wird der übliche bunte Beitrags-Strauß, eingerahmt von Grußworten und der umfangreichen Bibliographie des Jubilars.
Erfreulich ist, dass etliche Studien Quellenbeigaben im Anhang enthalten.
Die Verbreitung des Bandes würde sehr gefördert, würde der Band Open Access zur Verfügung stehen. Da man aber auf den traditionellen Buchdruck gesetzt hat, wäre es sinnvoll gewesen, dessen Vorzüge auszunutzen: lesefreundliche Anführungszeichen (statt der " ") und gute Abbildungsqualität werden vermisst.
Ich ergänze das folgende Inhaltsverzeichnis mit eigenen Annotationen.
Inhalt
Vorwort
Grußwort des Erzbischofs von Köln
Grußwort des Metropolitankapitels
Kirchen- und Landesgeschichte der Rheinlande
* Euphrates, die gefälschten Akten der angeblichen Kölner Synode von 346 und die frühen Bischofssitze am Rhein / Von Michael Durst
S. 21-62 Die in deutscher Übersetzung beigegebenen, wohl in Trier im 10. Jahrhundert gefälschten Akten werden als nicht verlässlich erwiesen. Die von ihr überlieferten Namen rheinischer Bischöfe sind daher zu streichen.
* Die Friesenmission und der Eintritt der in der alten Provinz Germania II gelegenen Bistümer in die karolingische Reichskirche. Eine Skizze / Von Josef Semmler
S. 63-80 Der Beitrag ist etwas zu sehr skizzenhaft geraten. Ein Aufsatz ohne einen einzigen Literaturhinweis entzieht sich dem wissenschaftlichen Diskurs und wird hermetisch.
* Der Kölner Niederklerus und die römische Kurie am Ende des 12. Jahrhunderts / Von Rudolf Hiestand
S. 81-123 Beigegeben ist eine Liste der Urkunden für und mit Angehörigen des Kölner Niederklerus 1181-1197.
* Der Heilige als Helfer der Bürger. Auf dem Weg zur Stadtgemeinde: Heilige und frühe Stadtsiegel / Von Manfred Groten
S. 125-141 Groten überschätzt die Rolle des Stadtpatrons in der deutschen Stadt des hohen Mittelalters.
* Zum Verhältnis von Theologie und Philosophie bei Albert dem Großen. Wissenschaftstheoretische Reflexionen während der Gründung des Studium generale in Köln / Von Hannes Möhle
S. 147-162 Möhle interpretiert den 1250 geschriebenen Kommentar Alberts zum siebten Brief des Dionysius.
* Das Testament des Albertus Magnus nach der Abschrift des Narcissus Pfister (Clm 4384) / Von Henryk Anzulewicz
1402 kopierte der Kölner Dominikaner und spätere Benediktiner von St. Ulrich und Afra in Augsburg, Narcissus Pfister das 1278 datierte Testament des Albertus Magnus. Der Beitrag liefert eine Edition und Übersetzung des bislang nur 1850 abgedruckten Textes. Das Faksimile auf S. 174 ist unbrauchbar, da zu klein und zu unscharf.
Bei den im Anhang aufgelisteten Erwähnungen in der Literatur ist übersehen: Joseph Zeller, in: Schwäbisches Archiv 26 (1908) S. 162f. und Klaus Graf, in: Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd, 1984, S. 158 mit Anmerkung S. 582 Anm. 61.
* Kardinäle – ehemalige Kölner Domkanoniker. Sammlungs- und Studienergebnisse / Von Hans-Joachim Kracht
S. 181-190 Behandelt: Oliver Thomas de Saxo von Paderborn, Georg Hessler, Georg Markgraf von Baden, Philipp Wilhelm Herzog von Bayern, Eitel Friedrich Graf von Hohenzollern-Sigmaringen, Wilhelm Egon Prinz von Fürstenberg, Christian August Herzog von Sachsen-Zeitz, Philipp Ludwig Karl Graf von Sinzendorf.
* Der Tod des Kölner Rentmeisters Alf Bruwer / Von Klaus Militzer
S. 191-203 Hätte Militzer beigesetzt "auf dem Konstanzer Konzil 1417", so könnte man den Beitrag erheblich besser bibliographisch verorten. Er wertet die Reiserechnungen aus (siehe die Edition dieser Quellen durch Militzer 2007).
* Eine spätmittelalterliche Fronleichnamsprozession in Wittlaer und ihre Erneuerung im 17. Jahrhundert / Von Wilhelm Janssen
S. 205-219 Im Anhang wird aus dem Pfarrarchiv Wittlaer Nr. 571 eine historische Beschreibung der Prozession (1623?) abgedruckt. Der Text wird vor allem lokalhistorisch ausgewertet, eine Interpretation als Zeugnis für die Revitalisierung mittelalterlicher Frömmigkeitsformen in der frühen Neuzeit, also für "retrospektive Tendenzen", unterbleibt.
* Evangelische Reaktionen auf Bayerns Griff nach dem Erzbistum und Kurfürstentum Köln 1577 / Von Hansgeorg Molitor
S. 221-232 Molitor wertet vor allem die Anlagen zu einem Brief des Pfälzer Kurfürsten Ludwig VI. an Herzog Ludwig von Württemberg am 18. Mai 1577 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 127 Bü 3 aus.
* Küsterwahlen im Köln des 16. Jahrhunderts / Von Joachim Oepen
S. 233-248 Quelle ist das Memorialbuch, das Hermann Weinsberg für die Pfarrkirche St. Jakob anlegte. Ediert wird im Anhang der Bericht über die Küsterwahl 1562 (Bl. 2v-5r).
* "Obsidio Novesiana" – Karl der Kühne vor Neuss. In: Coppenstein, De Fraterniatis SSmi Rosarij B. Virginis Mariae Ortu, Progressu, Statu atque Praecellentia Libri Tres von 1613 und 1629. Versuch einer Interpretation / Von Karl Remmen
S. 249-290 Lateinischer Text und Übersetzung sind beigegeben. Hauptquelle Coppensteins war Jacques de Meyer (1491-1552).
Ob es angebracht ist, hinsichtlich der Biographie Coppensteins auf die ADB zu verweisen, mag dahingestellt bleiben. Um ein aktuelles Biogramm des 1638 gestorbenen Koblenzer Dominikaners zu finden, muss man nicht von Neuss nach Düsseldorf radeln, es genügt, das Internet anzudrehen, wenn man eins hat.
* Faire revivre l’arbre entier – Die Freilassung der gefangenen Jesuiten aus der Engelsburg (1775/76) nach den Berichten des kurkölnischen Ministers Marchese Tommaso Antici aus Rom / Von Christoph Weber
S. 291-314 Weber stützt sich auf die Berichterstattung des kurkölnischen Agenten Antici am Römischen Hof im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf.
* "Einige Worte über die Rhein-Schiffahrt." Die Düsseldorfer Schrift des Staatsrats Georg Arnold Jacobi von 1803 und ihr wirtschaftspolitisches Umfeld / Von Clemens von Looz-Corswarem
S. 315-332 Höchst bedauerlich ist, dass diese nur 16-seitige Schrift nicht online vorliegt. Sie wurde nachgedruckt in (Cottas) Europäischen Annalen 1803 Bd. 1 Nr. 6, doch weder über Google noch über den OPAC der UMich ist der betreffende Band erreichbar.
[Schrift ist online https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/content/structure/124199 ]
* Joseph Höffners erste römische Eindrücke 1926 und seine Priesterweihe 1932 / Von Norbert Trippen
S. 333-339 Abgedruckt wird ein Brief Höffners an seine Lehrerin in Horhausen und ein unbeholfener Brief des Vaters aus Rom. Das ist ja das Schöne an der biographischen Forschung über den hohen Klerus: Dass jedes noch so belanglose Fetzchen andächtig besprochen werden darf.
* "Es hätte unserer Kirche und unserem Volk mehr gedient, wenn wir weniger geschwiegen hätten" – Die "Schuldfrage" im Frühjahr 1945 im Lichte eines neuen Quellenfundes: Eingabe der westdeutschen Bischöfe an Papst Pius XII./ Von Ulrich Helbach
S. 341-372 Helbach stellt eine im Nachlass des Paderborner Erzbischofs Jaeger erhaltene, bislang unbekannte wichtige interne Quelle vor. Sein Urteil ist so besonnen abwägend, wie man es bei einem so brisanten Thema vom Leiter des vielleicht wichtigsten katholischen Kirchenarchivs in Deutschland erwarten darf.
* Bistumsarchivdirektor Msgr. Dr. Dr. Robert Haaß (1898-1968) und sein Beitrag zur Kölner Diözesangeschichte / Von Reimund Haas
S. 373-403 Lebensbild des Archivars mit Bibliographie seiner Schriften.
* Der Ort der Predigt im Kölner Dom / Von Barbara Schock-Werner
S. 405-426 Der Umfang des Abbildungsteils (16 S.) übertrifft den des Textteils (6 S.).
Literatur-, Buch- und Bibliotheksgeschichte der Rheinlande
* Neues von den Düsseldorfer Fragmenten. Das so genannte Homiliar von Beaune in unbekannter karolingischer Überlieferung / Von Klaus Zechiel-Eckes
S. 419-441 Im Anhang wird der Schlussteil des um 830 in Westfrankreich (Tours) entstandenen Homiliars ediert.
Ärgerlicherweise liegt der Katalog von Zechiel-Eckes nicht online vor, und die Düsseldorfer Fragmente sind aufgrund ihrer Mega-URLs quasi nur mit der Startseite verlinkbar, was eine ärgerliche und unnötige Sucherei bedeutet, wenn man nicht die genaue Signatur zur Hand hat. Wieso es ein Ding der Unmöglichkeit ist, eine kurze dauerhafte Adresse für jedes Digitalisat zu vergeben, erschließt sich mir nicht. Hier ein Direktlink zu einer einschlägigen Bilddatei:
https://bloch.ub.uni-duesseldorf.de/fragmente/fullsize/k6_011_01.jpg
* Bemerkungen zum althochdeutschen 'Muspilli' / Von Dieter Geuenich
S. 443-450 1977 hat Heinz Finger mit Untersuchungen zum Muspilli promoviert. Geuenich interpretiert den rätselhaften Text vor dem Hintergrund der frühmittelalterlichen Memoria.
* Der kommentierte Psalter Cod. 45 der Kölner Dombibliothek / Von Anton von Euw
S. 451-477 Die Handschrift dürfte wohl kurz vor 1000 in Köln geschrieben worden sein. Der Beitrag ignoriert das Digitalisat in den CEEC und die dort verfügbaren Online-Materialien.
* Die Aufzeichnungen des Johannes Walschartz über die Verehrung der Kölner Domreliquien anlässlich der Aachener Heiligtumsfahrten am Ende des 16. Jahrhunderts / Von Hermann-Josef Schmalor
S. 479-491 Schmalor stellt die Handschrift Pa 62 des Paderborner Studienfonds bzw. der Theodorianischen Bibliothek vor.
* Gelegenheitsdichtungen auf Kölner Dignitäre des 18. Jahrhunderts im Kempener Teil der Sammlung von Büllingen / Von Leo Peters
S. 493-510 Der Aufsatz weist auf 56 Drucke in Sammelbänden der Sammlung Ludwigs von Büllingen (1771-1848) im Kreisarchiv Viersen hin.
* Ein Kollegheft eines Schülers des Tricoronatum aus dem Jahre 1754? – Beobachtungen zu Inhalt und Autor der Handschrift Dom 239 der Kölner Dombibliothek / Von Siegfried Schmidt
S. 511-546 Als Schreiber der Physikvorlesungs-Nachschrift kann der spätere Dompfarrer Johann Michael DuMont (1746-1818) erwiesen werden.
* Jüdische Rheinromantik? Heines Rhein und der "Rabbi von Bacherach" / Von Bernd Kortländer
S. 547-560 Der Autor deutet das Fragment vor dem Hintergrund der literarischen Rheinromantik. Für Heine ist Möglichkeit bzw. Unmöglichkeit jüdischen Lebens am Rhein der kritische Maßstab, "an dem sich der romantische Blick auf den Rhein messen lassen muss" (S. 556).
* Exlibris – Einband – Bücherpult. Über einige Beiträge des Kölner Domherrn und Sammlers Alexander Schnütgen zur Buchkultur / Von Hermann-Josef Reudenbach
S. 561-612. Exlibris, Einband und Bücherpult standen bei dem Kölner Domherrn Schnütgen (1843-1918) "in einem unübersehbaren Zusammenhang mit der Liturgie" (S. 611).
* Romantische Sehnsucht nach Spanien: der Kölner Johannes Fastenrath (1839-1908) / Von Juan Antonio Cervelló-Margalef
S. 613-638 Der Beitrag dokumentiert unter anderem, wie schäbig die Stadt Köln mit den ihr anvertrauten (finanziell erheblichen) Werten des Ehepaars Fastenrath umgegangen ist. Bis heute erinnert kein Straßenname an den Spanien-Liebhaber, und die Stadtbibliothek hat aus der geschenkten Bibliothek "viel zu viel ... aussortiert" (S. 636).
* Die Evangelische Bibliothek in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln / Von Wolfgang Schmitz
S. 639-648 Schmitz rühmt zu Recht den Beschluss der Evangelischen Gemeinde, die Bibliothek als Schenkung an die USB Köln zu übergeben:
"Die geschenkweise Abgabe ist besonders zu loben, denn vielerorts werden gerade im kirchlichen Bereich alte Bibliotheken aufgelöst und zu Geld gemacht. Das ist nicht nur deshalb bedauerlich, weil einzelne Titel ggf. ganz aus der Region oder sogar darüber hinaus aus der öffentlich zugänglichen Nutzung verschwinden, sondern auch, weil die Bibliotheken als Sammlungen einen Wert bilden, als Spiegel der Interessen ihrer Träger, vergangener Generationen, als Teil eines Ganzen und Ausdruck für die geistigen Interessen und den literarischen Geschmack der Vergangenheit. Bibliotheken sind mehr als die Summe ihrer Bestandteile.
Das wird vielfach nicht mehr gesehen. Die Auflösung ganzer Ordensniederlassungen, finanzielle Probleme, aber auch Unkenntnis oder Missachtung der eigenen Tradition und speziell der Büchersammlungen führen dazu, dass solche Sammlungen an Antiquare gegeben, zerschlagen und einzeln verkauft werden - ein unwiederbringlicher geschichtlicher Verlust" (S. 646f., Hervorhebung von mir).
* BIBLIOGRAPHIE HEINZ FINGER / Von Harald Horst
* Verzeichnis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
KlausGraf - am Montag, 18. August 2008, 18:56 - Rubrik: Landesgeschichte
In Sachsen-Anhalt hat man anscheinend eine karolingerzeitliche Befestigungsanlage entdeckt., die der Ausgräber mit dem Kastell von 806 gleichsetzen will. Der entsprechende Zeitungsartikel gibt aber keine handfesten Anhaltspunkte für diese Identifizierung.
In den Regesta Imperii lesen wir:
"könig Karl befiehlt ihnen 2 vesten (civitates) zu bauen, eine an der Elbe gegenüber Magdeburg, die andre an der Saale bei Halle."
https://ri-opac.adwmainz.de/guest-lit/kurztitelsuche_r.php?kurztitel=ri_i
Das sogenannte Chronicon Moissiacense, das diese Nachricht überliefert, liegt seit Mai 2008 endlich in einer modernen Arbeitsedition vor (die Stelle: Beilage 2, S. 110, im PDF S. 1002). Die hochinteressante und vor allem für die Liste der Reichsklöster (Notitia de servitio monasteriorum, angeblich 817) ergebnisreiche Arbeit von Walter Kettemann, eine bei Geuenich eingereichte Duisburger Dissertation auf dem Stand von 1999, bringt für die Medävistik nicht weniger sensationelle Ergebnisse als der dubiose Grabungsbefund. Als E-Dissertation wird diese wichtige Arbeit vermutlich nicht in den maßgeblichen Zeitschriften, allen voran das DA, gewürdigt werden (im Gegensatz zu hunderten von belanglosen Festschriftbeiträgen, die dort sorgsam notiert werden).
https://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DocumentServlet?id=18245

In den Regesta Imperii lesen wir:
"könig Karl befiehlt ihnen 2 vesten (civitates) zu bauen, eine an der Elbe gegenüber Magdeburg, die andre an der Saale bei Halle."
https://ri-opac.adwmainz.de/guest-lit/kurztitelsuche_r.php?kurztitel=ri_i
Das sogenannte Chronicon Moissiacense, das diese Nachricht überliefert, liegt seit Mai 2008 endlich in einer modernen Arbeitsedition vor (die Stelle: Beilage 2, S. 110, im PDF S. 1002). Die hochinteressante und vor allem für die Liste der Reichsklöster (Notitia de servitio monasteriorum, angeblich 817) ergebnisreiche Arbeit von Walter Kettemann, eine bei Geuenich eingereichte Duisburger Dissertation auf dem Stand von 1999, bringt für die Medävistik nicht weniger sensationelle Ergebnisse als der dubiose Grabungsbefund. Als E-Dissertation wird diese wichtige Arbeit vermutlich nicht in den maßgeblichen Zeitschriften, allen voran das DA, gewürdigt werden (im Gegensatz zu hunderten von belanglosen Festschriftbeiträgen, die dort sorgsam notiert werden).
https://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DocumentServlet?id=18245

KlausGraf - am Samstag, 9. August 2008, 19:45 - Rubrik: Landesgeschichte
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URL: https://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5632/
Graf, Klaus: Adel als Leitbild - zur Geschichte eines Grundwerts in Spätmittelalter und früher Neuzeit, in: Gelungene Anpassung? Adelige Antworten auf gesellschaftliche Wandlungsvorgänge vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, hrsg. von Horst Carl/Sönke Lorenz, Ostfildern 2005, S. 67-81
Ausgehend von dem Wappenbuch des Konstanzer Bürgers und Ritters Konrad Grünenberg (datiert 1483) und der Selbstdarstellung der patrizischen Geschlechtergesellschaft zur Katz in Konstanz fragt der Beitrag nach dem Konzept "Adel", wobei ein Schwerpunkt auf der adeligen Erinnerungskultur und Traditionsbildung liegt. Neben dem Tugendadel-Konzept werden auch die Nobilitierungen von Bürgerlichen in der frühen Neuzeit angesprochen. Das Fazit lautet: "Weshalb sollten ausgerechnet die Verkrustungen, die einen sich abschließenden, auf Exklusivität bedachten erblichen Adel das Instrument der Ahnenprobe immer weitgehender ausgestalten ließen, das Paradigma des Adels abgeben? Der Wertbegriff »Adel« stellte nicht deshalb einen Grundwert (oder ein Leitbild) der ständischen Gesellschaft dar, weil eine kleine Kaste die gesellschaftliche Wertewelt kontrollierte und hegemonial beherrschte, sondern weil die Exklusivität Grenzen besaß und der Wert »Adel« für die unterschiedlichsten Interpretationen offen war. Es gehört nicht nur der bis heute präsente korporierte Erbadel als wahrer Adel zum Feld der modernen Adelsforschung. Auch der vermeintlich falsche Adel der Patrizier und Nobilitierten, ja sogar die lächerlichen Adelsansprüche jener, die sich irrigerweise eines Adels berühmten, müssen ihren gebührenden Platz erhalten, wenn es darum geht, eine Geschichte des gesellschaftlichen Grundwertes Adel zu schreiben."
PDF mit leicht korrigierter OCR. Der Beitrag knüpft an den Aufsatz Feindbild und Vorbild, 1993, an: https://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5366/

Graf, Klaus: Adel als Leitbild - zur Geschichte eines Grundwerts in Spätmittelalter und früher Neuzeit, in: Gelungene Anpassung? Adelige Antworten auf gesellschaftliche Wandlungsvorgänge vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, hrsg. von Horst Carl/Sönke Lorenz, Ostfildern 2005, S. 67-81
Ausgehend von dem Wappenbuch des Konstanzer Bürgers und Ritters Konrad Grünenberg (datiert 1483) und der Selbstdarstellung der patrizischen Geschlechtergesellschaft zur Katz in Konstanz fragt der Beitrag nach dem Konzept "Adel", wobei ein Schwerpunkt auf der adeligen Erinnerungskultur und Traditionsbildung liegt. Neben dem Tugendadel-Konzept werden auch die Nobilitierungen von Bürgerlichen in der frühen Neuzeit angesprochen. Das Fazit lautet: "Weshalb sollten ausgerechnet die Verkrustungen, die einen sich abschließenden, auf Exklusivität bedachten erblichen Adel das Instrument der Ahnenprobe immer weitgehender ausgestalten ließen, das Paradigma des Adels abgeben? Der Wertbegriff »Adel« stellte nicht deshalb einen Grundwert (oder ein Leitbild) der ständischen Gesellschaft dar, weil eine kleine Kaste die gesellschaftliche Wertewelt kontrollierte und hegemonial beherrschte, sondern weil die Exklusivität Grenzen besaß und der Wert »Adel« für die unterschiedlichsten Interpretationen offen war. Es gehört nicht nur der bis heute präsente korporierte Erbadel als wahrer Adel zum Feld der modernen Adelsforschung. Auch der vermeintlich falsche Adel der Patrizier und Nobilitierten, ja sogar die lächerlichen Adelsansprüche jener, die sich irrigerweise eines Adels berühmten, müssen ihren gebührenden Platz erhalten, wenn es darum geht, eine Geschichte des gesellschaftlichen Grundwertes Adel zu schreiben."
PDF mit leicht korrigierter OCR. Der Beitrag knüpft an den Aufsatz Feindbild und Vorbild, 1993, an: https://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5366/
KlausGraf - am Donnerstag, 7. August 2008, 13:10 - Rubrik: Landesgeschichte
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Heimatkundliches aus der Marktgemeinde Wolfurt in Vorarlberg:
Heimat Wolfurt - die Zeitschrift des Wolfurter Heimatkundekreises
In 20 Jahren zeitaufwändiger und mühevoller Recherchen hat Direktor Siegfried Heim große Teile der Wolfurter Geschichte, der Geschichte seiner Familien aufgearbeitet und Interessantes, Bemerkenswertes, Merkwürdiges und Lehrreiches in unzähligen Vorträgen und 30 Ausgaben der "Heimat Wolfurt" der interessierten Bevölkerung zugänglich gemacht.
Dass dieser "Schatz" über das Medium Internet nun der Öffentlichkeit zur Verfügung steht ist ein ganz besonderes Geschenk von Dir. Siegfried Heim an seine Wolfurter.
https://wolfurt.info/node/1177
Vorbildlich!
Zu wünschen wäre lediglich, dass die Hefte auch dem Projekt ALO (literature.at) zur Verfügung gestellt würden, um eine bessere Auffindbarkeit und Langzeitarchivierung zu gewährleisten.
#histverein

Heimat Wolfurt - die Zeitschrift des Wolfurter Heimatkundekreises
In 20 Jahren zeitaufwändiger und mühevoller Recherchen hat Direktor Siegfried Heim große Teile der Wolfurter Geschichte, der Geschichte seiner Familien aufgearbeitet und Interessantes, Bemerkenswertes, Merkwürdiges und Lehrreiches in unzähligen Vorträgen und 30 Ausgaben der "Heimat Wolfurt" der interessierten Bevölkerung zugänglich gemacht.
Dass dieser "Schatz" über das Medium Internet nun der Öffentlichkeit zur Verfügung steht ist ein ganz besonderes Geschenk von Dir. Siegfried Heim an seine Wolfurter.
https://wolfurt.info/node/1177
Vorbildlich!
Zu wünschen wäre lediglich, dass die Hefte auch dem Projekt ALO (literature.at) zur Verfügung gestellt würden, um eine bessere Auffindbarkeit und Langzeitarchivierung zu gewährleisten.
#histverein

Ladislaus - am Montag, 4. August 2008, 12:21 - Rubrik: Landesgeschichte
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https://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5584/
Klaus Graf: Veit Warbeck, der Übersetzer der "Schönen Magelone" (1527) und seine Familie, in: einhorn-Jahrbuch Schwäbisch Gmünd 1986, S. 139-150
Veit Warbeck, geboren um 1490 in Schwäbisch Gmünd und gestorben 1534 in Torgau, ist als Übersetzer der "Schönen Magelone" aus dem Französischen bekannt geworden. Der Beitrag widmet sich vor allem seinem familiären Hintergrund. Er war der Sohn des Gmünder Bürgermeisters und Sensenhändlers Thoman Warbeck (gestorben 1524), der aus Nördlingen stammte, und der Anna Hack. Veit Warbecks Lebensgeschichte bündelt zeittypische Züge: "Hochentwickeltes Exportgewerbe und Fernhandel als wirtschaftlicher Hintergrund seiner Eltern, die Problematik bürgerlicher Aufsteiger mit Anspruch auf adlige Reputation, die Anfänge der Reformation, von Veit aus nächster Nähe miterlebt, sowie der Humanismus und die Blüte gelehrter Bildung, die eine neue Elite hervorbrachte und die - neben den durch die französischen Kontakte seines Vaters bedingten Sprachkenntnissen - auch für den Bürgerssohn Veit Warbeck das Sprungbrett bereitgestellt hat für den Hofdienst in der nächsten Umgebung des Fürsten" (S. 148f.). Beigegeben sind Stammtafeln der Warbeck und Hack.
Zu Warbeck siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Veit_Warbeck

Klaus Graf: Veit Warbeck, der Übersetzer der "Schönen Magelone" (1527) und seine Familie, in: einhorn-Jahrbuch Schwäbisch Gmünd 1986, S. 139-150
Veit Warbeck, geboren um 1490 in Schwäbisch Gmünd und gestorben 1534 in Torgau, ist als Übersetzer der "Schönen Magelone" aus dem Französischen bekannt geworden. Der Beitrag widmet sich vor allem seinem familiären Hintergrund. Er war der Sohn des Gmünder Bürgermeisters und Sensenhändlers Thoman Warbeck (gestorben 1524), der aus Nördlingen stammte, und der Anna Hack. Veit Warbecks Lebensgeschichte bündelt zeittypische Züge: "Hochentwickeltes Exportgewerbe und Fernhandel als wirtschaftlicher Hintergrund seiner Eltern, die Problematik bürgerlicher Aufsteiger mit Anspruch auf adlige Reputation, die Anfänge der Reformation, von Veit aus nächster Nähe miterlebt, sowie der Humanismus und die Blüte gelehrter Bildung, die eine neue Elite hervorbrachte und die - neben den durch die französischen Kontakte seines Vaters bedingten Sprachkenntnissen - auch für den Bürgerssohn Veit Warbeck das Sprungbrett bereitgestellt hat für den Hofdienst in der nächsten Umgebung des Fürsten" (S. 148f.). Beigegeben sind Stammtafeln der Warbeck und Hack.
Zu Warbeck siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Veit_Warbeck

KlausGraf - am Mittwoch, 30. Juli 2008, 13:56 - Rubrik: Landesgeschichte
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https://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5565/
Graf, Klaus: Der Kraichgau : Bemerkungen zur historischen Identität einer Region, in: Die Kraichgauer Ritterschaft in der Frühen Neuzeit, hrsg. von Stefan Rhein (= Melanchthon-Schriften der Stadt Bretten 3), Sigmaringen 1993, S. 9-46
Die Studie befaßt sich mit dem regionalen Selbstverständnis der Region Kraichgau im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Nach theoretischen Vorüberlegungen wird die Kontinuität von der hochmittelalterlichen Grafschaft zum Ritterkanton der frühen Neuzeit erörtert. Ein eigener Abschnitt widmet sich den Diskussionen über die Zugehörigkeit des Kraichgaus zu Schwaben am Ende des 15. und im 16. Jahrhundert. Gelehrte Zeugnisse (Kraichgau-Beschreibungen und Historiographie, von Ladislaus Sunthaim um 1500 bis Reinhard von Gemmingen 1631) stellt ein weiterer Abschnitt vor. Der Beitrag vertritt die These: "Als historischer Raum (in welchen Grenzen auch immer) ist der Kraichgau die Schöpfung des Zusammenlebens aller seiner Bewohner, das Produkt nicht nur herrschaftlicher, sondern auch genossenschaftlicher Faktoren" (S. 25).
PDF mit leicht korrigierter OCR. Eine Studie zur regionalen Identität des Breisgaus ist verfügbar unter https://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5276/

Graf, Klaus: Der Kraichgau : Bemerkungen zur historischen Identität einer Region, in: Die Kraichgauer Ritterschaft in der Frühen Neuzeit, hrsg. von Stefan Rhein (= Melanchthon-Schriften der Stadt Bretten 3), Sigmaringen 1993, S. 9-46
Die Studie befaßt sich mit dem regionalen Selbstverständnis der Region Kraichgau im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Nach theoretischen Vorüberlegungen wird die Kontinuität von der hochmittelalterlichen Grafschaft zum Ritterkanton der frühen Neuzeit erörtert. Ein eigener Abschnitt widmet sich den Diskussionen über die Zugehörigkeit des Kraichgaus zu Schwaben am Ende des 15. und im 16. Jahrhundert. Gelehrte Zeugnisse (Kraichgau-Beschreibungen und Historiographie, von Ladislaus Sunthaim um 1500 bis Reinhard von Gemmingen 1631) stellt ein weiterer Abschnitt vor. Der Beitrag vertritt die These: "Als historischer Raum (in welchen Grenzen auch immer) ist der Kraichgau die Schöpfung des Zusammenlebens aller seiner Bewohner, das Produkt nicht nur herrschaftlicher, sondern auch genossenschaftlicher Faktoren" (S. 25).
PDF mit leicht korrigierter OCR. Eine Studie zur regionalen Identität des Breisgaus ist verfügbar unter https://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/5276/

KlausGraf - am Montag, 28. Juli 2008, 18:55 - Rubrik: Landesgeschichte
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https://de.wikisource.org/wiki/Seite:Wuersung_Turnierbuch_02.jpg
"Dem Edlen gestrengen herrn Hannsen von der Albm zuo Hueburg Ritter / erbtruckseß des stiffts Saltzburg / vnnd hauptman daselbst / meinem gebietenden–herrn embeüt ich Marx Würsung Burger zuo Augspurg mein gantz willig gefliessen dienst zuovor"
Herauszufinden, wem Marx Würsung am 5. November 1518 die Schrift gewidmet hat, ist nur mit dem Hilfsmittel des Internets nicht ganz trivial.
1534 siegelte in Salzburg Hanns von der Albm zu Hieburg und Truebenpach, Ritter, des Stifts (Salzburg) Erbtruchsess und Landeshauptmann zu Salzburg (Mitt. d. Ges. f. Salzburger Lkde 1901, S. 48).
Die aus dem Pinzgau stammende Familie (1561 ausgestorben) nannte sich von (der) Alben, Albm, Alm. Siebmachers Neues Wappenbuch (Salzburger Adel) ist zu berichtigen, wenn es die Bezeichnung als Erbtruchsessen als irrtümlich verwirft.
Hieburg ist heute eine Ruine bei Neukirchen am Großvenediger. Truebenpach ist das heutige Schloss Triebenbach in Laufen an der Salzach (Deutschland).
Der Stammsitz soll bei Saalfelden gelegen haben.
Man wird annehmen dürfen, dass der Landeshauptmann eine handschriftliche Turnierchronik von Jörg Rugen/Georg Rüxner erhalten hat, die er dann Würsung überließ, der sie möglicherweise bearbeitete und zum Druck brachte.
Froben Christoph von Zimmern hielt Hans von Alben für den Verfasser der Turnierchronik:
https://de.wikisource.org/wiki/Zimmerische_Chronik:Band_1:Seite_55
Nachtrag 2012: Zum Titelholzschnitt
https://books.google.de/books?id=6uASAAAAYAAJ&pg=PA196
#forschung

"Dem Edlen gestrengen herrn Hannsen von der Albm zuo Hueburg Ritter / erbtruckseß des stiffts Saltzburg / vnnd hauptman daselbst / meinem gebietenden–herrn embeüt ich Marx Würsung Burger zuo Augspurg mein gantz willig gefliessen dienst zuovor"
Herauszufinden, wem Marx Würsung am 5. November 1518 die Schrift gewidmet hat, ist nur mit dem Hilfsmittel des Internets nicht ganz trivial.
1534 siegelte in Salzburg Hanns von der Albm zu Hieburg und Truebenpach, Ritter, des Stifts (Salzburg) Erbtruchsess und Landeshauptmann zu Salzburg (Mitt. d. Ges. f. Salzburger Lkde 1901, S. 48).
Die aus dem Pinzgau stammende Familie (1561 ausgestorben) nannte sich von (der) Alben, Albm, Alm. Siebmachers Neues Wappenbuch (Salzburger Adel) ist zu berichtigen, wenn es die Bezeichnung als Erbtruchsessen als irrtümlich verwirft.
Hieburg ist heute eine Ruine bei Neukirchen am Großvenediger. Truebenpach ist das heutige Schloss Triebenbach in Laufen an der Salzach (Deutschland).
Der Stammsitz soll bei Saalfelden gelegen haben.
Man wird annehmen dürfen, dass der Landeshauptmann eine handschriftliche Turnierchronik von Jörg Rugen/Georg Rüxner erhalten hat, die er dann Würsung überließ, der sie möglicherweise bearbeitete und zum Druck brachte.
Froben Christoph von Zimmern hielt Hans von Alben für den Verfasser der Turnierchronik:
https://de.wikisource.org/wiki/Zimmerische_Chronik:Band_1:Seite_55
Nachtrag 2012: Zum Titelholzschnitt
https://books.google.de/books?id=6uASAAAAYAAJ&pg=PA196
#forschung

KlausGraf - am Samstag, 26. Juli 2008, 20:20 - Rubrik: Landesgeschichte
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Völlig unkritisch hatte 1986 Heide Stamm eine angeblich 1430 entstandene, von Kaspar Schlick in Magdeburg in Auftrag gegebene Turnierchronik als Vorlage für die Rugen'sche Turnierchronik aus der Versenkung gezogen (Das Turnierbuch des Ludwig von Eyb, S. 44). Dass die Turnierchronik offenkundig die Verhältnisse der Vierlandeturniere ab 1479 und damit den Stand des Turnierwesens um 1480 in das 10. Jahrhundert zurückprojiziert, blieb unberücksichtigt.
Leider konnte ich Johann Georg Estor, Kleine Schriften. das erste Stück, Marburg 1761, S. 331-340, auf den sie sich stützt, noch nicht einsehen, und das Zitat aus Estor bei Stamm S. 300f. Anm. 23 ist nicht sehr ergiebig, da an wesentlichen Stellen gekürzt.
[Update: https://archiv.twoday.net/stories/29742435/ ]
Es lässt aber erkennen, dass die Jahreszahl 1430 nicht als genaue Datierung zu verstehen ist ("um das 1430te Jahr").
Estor sagt, dieses Turnierbuch bestehe aus dem gleichen Inhalt wie das Exemplar des Professors Johann Gottfried Meyer, das ein gar seltenes Werkchen sei, von dem es aber womöglich an unbekanntem Ort mehrere Exemplare gebe.
Nun ist aber die Handschrift Meyers identisch mit der Göttinger Handschrift 2° Cod. Ms. histor. 98, die vermutlich eine Abschrift des 1518 gedruckten Würsung'schen Turnierbuchs darstellt:
https://cgi-host.uni-marburg.de/~mrep/beschreibung.php?id=19108
Das Turnierbuch von Würsung wird nach dem Digitalisat der BSB derzeit transkribiert von Wikisource:
https://de.wikisource.org/wiki/Index:Wuersung_Turnierbuch

Stamm verweist auf Roth von Schreckenstein, Geschichte der ehemaligen Reichsritterschaft ... Bd. 1, Tübingen 1859, S. 134, der ebenfalls von einem Original der Turnierchronik weiss, das von Schlick in Auftrag gegeben worden sein soll.
Roth bezieht sich auf die Geschichte der Deutschen von Michael Ignaz Schmidt (II, 82). Es war mir auf Anhieb nicht möglich, dieses Zitat in Google Book Search zu verifizieren, zumal das Aufsuchen der verschiedenen Ausgaben von Schmidts Werk außerordentlich zeitraubend ist.
Tipp: Enthält ein Begriff Umlaute, sollte man - außer bei der Phrasensuche - in Google Book Search ihn ohne Umlaut suchen (also Ruxner statt Rüxner).
Dann findet man eine französische Übersetzung der Schmidt'schen Geschichte:
https://books.google.com/books?id=ElEPAAAAQAAJ&pg=PA370
Mit den Angaben (Buch 4, Kapitel 7) bewaffnet, machte ich mich daran, die diversen Ausgaben Schmidts zu sichten, was etwa eine Viertelstunde in Anspruch nahm, bevor ich
https://books.google.com/books?id=_kEBAAAAYAAJ&pg=PA367
Michael Ignaz Schmidt, Geschichte der Deutschen. Neue Auflage Bd. 2, Wien 1784, S. 367
fand.
Schmidt nennt lediglich die Auftraggeberschaft Schlicks, den Ort Magdeburg und das Jahr 1430 ohne Quellenangabe. Es ist anzunehmen, dass er direkt auf Estor fußt, dessen Ausführungen zum Turnierwesen damals maßgeblich gewesen sein dürften.
Stamm nennt außerdem noch Auszüge aus einem Turnierbuch eines Grafen Johann Schlick im handschriftlichen Turnierbuch des Johann Sigmund Prechtl 1617. Gemeint sei vermutlich Caspar Schlick, der auch im Vorwort genannt werde. Ein mehr als tollkühner Schluss!
Seit Hunds Abdruck der Turnierreime des Herolds Johann Holland (zu ihnen demnächst mehr) war für die Gelehrten der Name des Kanzlers Caspar Schlick mit dem Turnierwesen verknüpft. Es ist daher gut möglich, dass Estor die Nachricht Hollands mit den Angaben Rüxners über seine angebliche Magdeburger Vorlage, die ins Feuer geworfen worden sei, kombiniert und auch für die Vorlage Rüxners eine Auftraggeberschaft Schlicks angenommen hat.
So in etwa schon Gumppenberg
https://books.google.com/books?id=LeUSAAAAYAAJ&pg=PA13
Zurückhaltend zu Estor auch Waitz, Jbb. Heinrichs I. S. 265 Anm. 5.
Möglicherweise hat Rüxner in der Magdeburger Schöppenchronik, die davon berichtet, dass Kaiser Heinrich I. nach dem Ungarnsieg Turniere abhalten ließ, den Kern seiner Ursprungsgeschichte des Turnierwesens in Deutschland gefunden. Bereits Widukind hatte "Kampfspiele" Heinrichs erwähnt (S. 59).
Damit ergibt sich vorläufig: Estors Vermutung einer von Caspar Schlick veranlassten Magdeburger Vorstufe der Turnierchronik um 1430 ist als späte Kombination zurückzuweisen.
Leider konnte ich Johann Georg Estor, Kleine Schriften. das erste Stück, Marburg 1761, S. 331-340, auf den sie sich stützt, noch nicht einsehen, und das Zitat aus Estor bei Stamm S. 300f. Anm. 23 ist nicht sehr ergiebig, da an wesentlichen Stellen gekürzt.
[Update: https://archiv.twoday.net/stories/29742435/ ]
Es lässt aber erkennen, dass die Jahreszahl 1430 nicht als genaue Datierung zu verstehen ist ("um das 1430te Jahr").
Estor sagt, dieses Turnierbuch bestehe aus dem gleichen Inhalt wie das Exemplar des Professors Johann Gottfried Meyer, das ein gar seltenes Werkchen sei, von dem es aber womöglich an unbekanntem Ort mehrere Exemplare gebe.
Nun ist aber die Handschrift Meyers identisch mit der Göttinger Handschrift 2° Cod. Ms. histor. 98, die vermutlich eine Abschrift des 1518 gedruckten Würsung'schen Turnierbuchs darstellt:
https://cgi-host.uni-marburg.de/~mrep/beschreibung.php?id=19108
Das Turnierbuch von Würsung wird nach dem Digitalisat der BSB derzeit transkribiert von Wikisource:
https://de.wikisource.org/wiki/Index:Wuersung_Turnierbuch

Stamm verweist auf Roth von Schreckenstein, Geschichte der ehemaligen Reichsritterschaft ... Bd. 1, Tübingen 1859, S. 134, der ebenfalls von einem Original der Turnierchronik weiss, das von Schlick in Auftrag gegeben worden sein soll.
Roth bezieht sich auf die Geschichte der Deutschen von Michael Ignaz Schmidt (II, 82). Es war mir auf Anhieb nicht möglich, dieses Zitat in Google Book Search zu verifizieren, zumal das Aufsuchen der verschiedenen Ausgaben von Schmidts Werk außerordentlich zeitraubend ist.
Tipp: Enthält ein Begriff Umlaute, sollte man - außer bei der Phrasensuche - in Google Book Search ihn ohne Umlaut suchen (also Ruxner statt Rüxner).
Dann findet man eine französische Übersetzung der Schmidt'schen Geschichte:
https://books.google.com/books?id=ElEPAAAAQAAJ&pg=PA370
Mit den Angaben (Buch 4, Kapitel 7) bewaffnet, machte ich mich daran, die diversen Ausgaben Schmidts zu sichten, was etwa eine Viertelstunde in Anspruch nahm, bevor ich
https://books.google.com/books?id=_kEBAAAAYAAJ&pg=PA367
Michael Ignaz Schmidt, Geschichte der Deutschen. Neue Auflage Bd. 2, Wien 1784, S. 367
fand.
Schmidt nennt lediglich die Auftraggeberschaft Schlicks, den Ort Magdeburg und das Jahr 1430 ohne Quellenangabe. Es ist anzunehmen, dass er direkt auf Estor fußt, dessen Ausführungen zum Turnierwesen damals maßgeblich gewesen sein dürften.
Stamm nennt außerdem noch Auszüge aus einem Turnierbuch eines Grafen Johann Schlick im handschriftlichen Turnierbuch des Johann Sigmund Prechtl 1617. Gemeint sei vermutlich Caspar Schlick, der auch im Vorwort genannt werde. Ein mehr als tollkühner Schluss!
Seit Hunds Abdruck der Turnierreime des Herolds Johann Holland (zu ihnen demnächst mehr) war für die Gelehrten der Name des Kanzlers Caspar Schlick mit dem Turnierwesen verknüpft. Es ist daher gut möglich, dass Estor die Nachricht Hollands mit den Angaben Rüxners über seine angebliche Magdeburger Vorlage, die ins Feuer geworfen worden sei, kombiniert und auch für die Vorlage Rüxners eine Auftraggeberschaft Schlicks angenommen hat.
So in etwa schon Gumppenberg
https://books.google.com/books?id=LeUSAAAAYAAJ&pg=PA13
Zurückhaltend zu Estor auch Waitz, Jbb. Heinrichs I. S. 265 Anm. 5.
Möglicherweise hat Rüxner in der Magdeburger Schöppenchronik, die davon berichtet, dass Kaiser Heinrich I. nach dem Ungarnsieg Turniere abhalten ließ, den Kern seiner Ursprungsgeschichte des Turnierwesens in Deutschland gefunden. Bereits Widukind hatte "Kampfspiele" Heinrichs erwähnt (S. 59).
Damit ergibt sich vorläufig: Estors Vermutung einer von Caspar Schlick veranlassten Magdeburger Vorstufe der Turnierchronik um 1430 ist als späte Kombination zurückzuweisen.
KlausGraf - am Samstag, 26. Juli 2008, 17:40 - Rubrik: Landesgeschichte
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Eine kleine Auswahl auch landesgeschichtlich interessanter Volltexte aus der Lippischen Landesbibliothek Detmold.

KlausGraf - am Montag, 21. Juli 2008, 03:51 - Rubrik: Landesgeschichte
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Fortsetzung von: https://archiv.twoday.net/stories/5063852/
Dass die Möglichkeiten von Google Book Search noch nicht ausgereizt waren, zeigten verschiedene Suchanfragen, in deren Trefferlisten einige neue Hinweise zu entdecken waren.
***
Verkünder einer Reichsacht 1509
https://books.google.com/books?lr=&hl=de&q=amerang+%22j%C3%B6rg+jerusalem%22&btnG=Nach+B%C3%BCchern+suchen
enthält ja keinerlei Datierung der Zeichenfolge "Jörg Jerusalem". Dass ein erfreulicher neuer Beleg entdeckt war, zeigte die rasche Antwort der via QuestionPoint kontaktierten BSB, die einen Scan der Doppelseite kostenfrei übermittelte, wofür auch hier gedankt sei.
Franz von Crailsheim: Die Hofmarch Amerang. Ein Beitrag zur bayerischen Agrargeschichte, Berlin 1913, S. 8: "Auf dem Reichstag zu Worms erwirkte Hans von der Leytter am 13. Juni 1509 die Reichsacht gegen Leonardus Laurentanius, welche von dem bayrischen Ehrenknecht Jörg Jerusalem bei sämtlichen Reichsständen zur Vorlage gebracht wurde". Da die Anmerkung den Reichsachtbrief nennt, wird zu prüfen sein, wo sich dieser heute befindet.
Dass die Verkündigung der Reichsacht Aufgabe von Herolden im 16./17. Jahrhundert war, ist oft belegt:
https://books.google.com/books?lr=&hl=de&q=reichsacht+herold&btnG=Nach+B%C3%BCchern+suchen
[Siehe auch Seyler: https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/1077707 ]
Erfurter Bürger überfallen 1663 den Reichsherold
***
Brief aus Würzburg 1523
Wohl 1957 (vermutlich Auktion Haus der Bücher Nr. 279) kam ein eigenhändiger Brief unter den Hammer, der 1523 aus Würzburg datiert ist und einen Streit mit einem Amtmann zu Marburg betrifft.
https://tinyurl.com/5ufty2
Hier muss man im "Jahrbuch der Auktionspreise" das Datum 1957 erschließen, bevor man weiter recherchieren kann.
[Nachtrag: Katalog Erasmushaus Basel: Auktion XXVIII [...]. Die Schlossbibliothek des Freiherrn von Berstett [...] 11. und 12. April 1957, S. 28 Nr. 279 Rüxner, Georg "L.a.s. Würzburg, "Mittwoch nach St. Veizentag" 1523. Betrifft einen Streit mit dem Amtmann zu Marburg"]
[Nachtrag: Der Brief kam auch bei Stargardt mit ausführlicherer Beschreibung zur Auktion:
https://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Ruexner_1523.JPG ]
***
Genealogie der Landgrafen von Leuchtenberg
Hund lehnt eine von Rixner angegebene Eheverbindung ab: "Das nimmt er vermutlich aus Hund, Stammenbuch II S. 6 : „Rixner Herold setzet
diesem Landgraf Ulrichen eine Hausfrau v. Sager aus der Schlesien — ist nit gewiß"
https://books.google.com/books?lr=&hl=de&q=stammenbuch+rixner&btnG=Nach+B%C3%BCchern+suchen
***
Ahnentafel Pfalzgraf Ludwigs von der Pfalz und seiner Gemahlin Sibille
Die Heirat Ludwig V. mit der 1519 gestorbenen Sibille fand 1511 statt.
Georg Jerusalem legte eine Ahnentafel zu 64 Ahnen vor laut Ludwig Rockinger "Die Pflege der Geschichte durch die Wittelsbacher", 1880, S. 20
https://tinyurl.com/6g7pk8
Rockingers Arbeit wird (ebenso wie die Beiträge zu den Handschriften des Hausarchivs) ganz durchzusehen sein.
Wieso findet die Suche nach Ehrenknecht und Jerusalem die Arbeit Rockingers, aber im Buch selbst wird nichts gefunden?
https://tinyurl.com/5hf643
Das hängt mit dem sogenannten Stemming von Google zusammen. Ebenso wie die Phrasensuche findet die Suche im Buch immer nur die exakten Zeichenfolgen, während die Suche über alle Bücher auch ähnliche Formen findet. Hat man die exakte Namensform, kann man die Stelle im Buch lokalisieren. Das ist mir bei Ehrenknecht allerdings nicht gelungen (ernknecht, ehrnknecht).
***
Bayerisches Stammenbuch von Rixner (?)
Wird in der Arbeit über den österreichischen Genealogen Streun von Großmann MIÖG Ergbd. 11, 1929, S. 568 erwähnt.
https://tinyurl.com/5qpugc
Streun lag der Wiener Cod. 2799 ( https://archiv.twoday.net/stories/5063852/ )vor, den er mit einem Register versah.
Dass die Möglichkeiten von Google Book Search noch nicht ausgereizt waren, zeigten verschiedene Suchanfragen, in deren Trefferlisten einige neue Hinweise zu entdecken waren.
***
Verkünder einer Reichsacht 1509
https://books.google.com/books?lr=&hl=de&q=amerang+%22j%C3%B6rg+jerusalem%22&btnG=Nach+B%C3%BCchern+suchen
enthält ja keinerlei Datierung der Zeichenfolge "Jörg Jerusalem". Dass ein erfreulicher neuer Beleg entdeckt war, zeigte die rasche Antwort der via QuestionPoint kontaktierten BSB, die einen Scan der Doppelseite kostenfrei übermittelte, wofür auch hier gedankt sei.
Franz von Crailsheim: Die Hofmarch Amerang. Ein Beitrag zur bayerischen Agrargeschichte, Berlin 1913, S. 8: "Auf dem Reichstag zu Worms erwirkte Hans von der Leytter am 13. Juni 1509 die Reichsacht gegen Leonardus Laurentanius, welche von dem bayrischen Ehrenknecht Jörg Jerusalem bei sämtlichen Reichsständen zur Vorlage gebracht wurde". Da die Anmerkung den Reichsachtbrief nennt, wird zu prüfen sein, wo sich dieser heute befindet.
Dass die Verkündigung der Reichsacht Aufgabe von Herolden im 16./17. Jahrhundert war, ist oft belegt:
https://books.google.com/books?lr=&hl=de&q=reichsacht+herold&btnG=Nach+B%C3%BCchern+suchen
[Siehe auch Seyler: https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/1077707 ]

***
Brief aus Würzburg 1523
Wohl 1957 (vermutlich Auktion Haus der Bücher Nr. 279) kam ein eigenhändiger Brief unter den Hammer, der 1523 aus Würzburg datiert ist und einen Streit mit einem Amtmann zu Marburg betrifft.
https://tinyurl.com/5ufty2
Hier muss man im "Jahrbuch der Auktionspreise" das Datum 1957 erschließen, bevor man weiter recherchieren kann.
[Nachtrag: Katalog Erasmushaus Basel: Auktion XXVIII [...]. Die Schlossbibliothek des Freiherrn von Berstett [...] 11. und 12. April 1957, S. 28 Nr. 279 Rüxner, Georg "L.a.s. Würzburg, "Mittwoch nach St. Veizentag" 1523. Betrifft einen Streit mit dem Amtmann zu Marburg"]
[Nachtrag: Der Brief kam auch bei Stargardt mit ausführlicherer Beschreibung zur Auktion:
https://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Ruexner_1523.JPG ]
***
Genealogie der Landgrafen von Leuchtenberg
Hund lehnt eine von Rixner angegebene Eheverbindung ab: "Das nimmt er vermutlich aus Hund, Stammenbuch II S. 6 : „Rixner Herold setzet
diesem Landgraf Ulrichen eine Hausfrau v. Sager aus der Schlesien — ist nit gewiß"
https://books.google.com/books?lr=&hl=de&q=stammenbuch+rixner&btnG=Nach+B%C3%BCchern+suchen
***
Ahnentafel Pfalzgraf Ludwigs von der Pfalz und seiner Gemahlin Sibille
Die Heirat Ludwig V. mit der 1519 gestorbenen Sibille fand 1511 statt.
Georg Jerusalem legte eine Ahnentafel zu 64 Ahnen vor laut Ludwig Rockinger "Die Pflege der Geschichte durch die Wittelsbacher", 1880, S. 20
https://tinyurl.com/6g7pk8
Rockingers Arbeit wird (ebenso wie die Beiträge zu den Handschriften des Hausarchivs) ganz durchzusehen sein.
Wieso findet die Suche nach Ehrenknecht und Jerusalem die Arbeit Rockingers, aber im Buch selbst wird nichts gefunden?
https://tinyurl.com/5hf643
Das hängt mit dem sogenannten Stemming von Google zusammen. Ebenso wie die Phrasensuche findet die Suche im Buch immer nur die exakten Zeichenfolgen, während die Suche über alle Bücher auch ähnliche Formen findet. Hat man die exakte Namensform, kann man die Stelle im Buch lokalisieren. Das ist mir bei Ehrenknecht allerdings nicht gelungen (ernknecht, ehrnknecht).
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Bayerisches Stammenbuch von Rixner (?)
Wird in der Arbeit über den österreichischen Genealogen Streun von Großmann MIÖG Ergbd. 11, 1929, S. 568 erwähnt.
https://tinyurl.com/5qpugc
Streun lag der Wiener Cod. 2799 ( https://archiv.twoday.net/stories/5063852/ )vor, den er mit einem Register versah.
KlausGraf - am Samstag, 19. Juli 2008, 00:50 - Rubrik: Landesgeschichte
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