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Kulturgut

Von Margret Ott

https://www.blog.pommerscher-greif.de/stralsund-resumee/

Volker Bannies: Freiberger Bücherschätze. Aufnahmen Volkmar Herre. Beucha/Markkleeberg: Sax Verlag 2012. 144 S. 29,50 Euro.

Im gleichen Jahr 2012, in dem die Stralsunder Stadtarchivarin die in ihrem Archiv bewahrte historische Gymnasialbibliothek der Hansestadt als "totes Kapital" einem bayerischen Antiquar zuschacherte (wir berichteten), erschien ein opulenter Bildband, der die Kostbarkeiten einer der bedeutendsten Schulbibliotheken Deutschlands rühmt.

Dr. Volker Bannies, Gymnasiallehrer und seit 25 Jahren Kustos der traditionsreichen Sammlung, stellt die Andreas-Möller-Bibliothek des Freiberger Geschwister-Scholl-Gymnasiums, "ein kleines Juwel der deutschen Bibliothekslandschaft" (S. 7), in Texten vor, während Volkmar Herre die Bebilderung übernahm.

Die Bibliothek der 1515 von Ulrich Rülein von Calw gegründeten Lateinschule übernahm 1565 in einem feierlichen Akt die Buchbestände der aufgehobenen Klöster der Freiberger Dominikaner und Franziskaner sowie des Kollegiatstifts. Im heutigen Bestand stammen 128 Bände aus der Franziskanerbibliothek, 59 aus dem Dominikanerkloster und 110 aus dem Kollegiatstift (S. 21). Der älteste Katalog von 1578 zählte bereits 736 Bände. 1630 wurde der Konrektor Andreas Möller (1598-1660), der bekannte Stadtchronist und seit 1986 Namengeber der Bibliothek, zum Bibliothekar ernannt. 1760 befanden sich knapp 3000 Bücher in der Sammlung (S. 23).

Nach Zählung (1994) des Handbuchs der historischen Buchbestände umfasst der Altbestand 6400 Titel, darunter 301 Handschriften und 535 Inkunabeln (S. 25). Glücklicherweise konnte der Vandalismus, mit dem das DDR-Regime historische Schulbibliotheken behandelte, der kostbaren Sammlung nichts anhaben.

Der für ein breites Publikum konzipierte, wenngleich mit Nachweisen versehene Text unterrichtet über den Namensgeber Andreas Möller, den Bergwerks-Boom Freibergs in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die Bibliotheksgeschichte und stellt dann einzelne Zimelien mit einem kurzen Text und einer großformatigen Abbildung vor. Es sind vor allem die Bilder, die den Charakter dieser einzigen großen historischen Schulbibliothek Sachsens als Schatzkammer verdeutlichen.

Historische Schulbibliotheken bergen wertvolles Kulturgut. Das Potential der Vernetzung mittels Social Media hat die erfolgreiche Kampagne zugunsten der Stralsunder Gymnasialbibliothek, die von der Hansestadt Stralsund (mit schmerzlichen Einbußen) zurückgeholt wurde, schlagend demonstriert. Nun gilt es eine Lobby für die deutschen historischen Schulbibliotheken zu schaffen, denn die wenigsten dieser einzigartigen Sammlungen werden so ausgezeichnet betreut wie die Freiberger Andreas-Möller-Bibliothek. Das vorliegende Buch mag in der Region die beste Werbung für die Bibliothek sein, aber um weitere Kreise zu erreichen, muss man sich von der traditionellen Buchkultur lösen und solche Inhalte auch Open Access auf der Schul-Website bereitstellen.

Nachtrag: Siehe auch https://archiv.twoday.net/stories/5066333/


Die Hansestadt Stralsund hat ihre Website aktualisiert.

https://www.stralsund.de/hst01/content1.nsf/docname/Webseite_B8D598E4238E4E09C1257ABF00448714?OpenDocument

Das Raumluftgutachten zum Johanniskloster liegt vor und befindet sich in der Auswertung, so dass Rückschlüsse zum Umgang mit dem Johanniskloster bzw. Stadtarchiv gezogen werden können.

Im Rahmen einer ersten Maßnahme erfolgt seit dem 12. Dezember die Komplettreinigung des Haupthauses des Stadtarchivs bis auf die Magazinräume durch eine Fachfirma. Diese Maßnahme ist am 20. Dezember 2012 abgeschlossen.

Nach einer Prioritätenliste wird festgelegt, welche Buchbestände vordringlich gereinigt werden müssen. Es werden "reine Werkbänken" eningerichtet, an denen jedes einzelne befallene Buch von Archivmitarbeitern gereinigt werden kann.
Der Bestand der Gymnasialbibliothek wird dabei als einer der ersten Teilbestände gereinigt und in diesem Zusammenhang die notwendigen Bestandsverzeichnisse gefertigt.
Der Lesesaal wird als Arbeitsbereich für die Erfassung und Katalogisierung eingerichtet. Dazu steht Reproduktionstechnik und eine professionelle Archivsoftware zur Verfügung.
Die so geordneten und verzeichneten Bestände werden in geeigneten Räumen der Stadtverwaltung oder in Thermocontainern zwischengelagert. Für die anschließende längerfristige Aufbewahrung wird ein Depot geschaffen. Dazu laufen die erforderlichen Vorbereitungsarbeiten. Parallel wird an der langfristigen Nutzungskonzeption für das Johanniskloster gearbeitet.

Derzeit bemüht sich die Hansestadt Stralsund, bereits durch den Antiquar veräußerte Exemplare zurückzuerhalten und sie wieder in die Bestände der Gymnasialbibliothek einzuordnen. Parallel dazu laufen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, in deren Ergebnis Bücher aus unrechtmäßigem Erwerb beschlagnahmt und an die Hansestadt zurückgegeben werden. Bisher ist eine Reihe von Hinweisen auf entsprechende Angebote eingegangen. Jeder Einzelfall wird geprüft.
Darüber hinaus zeigt sich das Antiquariat kooperativ, indem es versicherte, jene aus Stralsund erworbenen Bücher wieder zurückzugeben, die nachweislich in die Gymnasialbibliothek gehörten. Dazu gehören auch solche Bücher, die Privaterwerber aus diesem Corpus erworben hatten und nun an den Antiquar zurückgegeben haben.


https://archiv.twoday.net/search?q=stralsund

Wenige neue Informationen bringt

https://www.nordkurier.de/cmlink/nordkurier/nachrichten/blickpunkte/pure-notwehr-oder-kulturbarbarei-1.516288

Bücherskandal im Stralsunder Stadtarchiv

von Ralph Schipke

Pure Notwehr oder Kulturbarbarei?

Stralsund trägt voller Stolz den Titel „Weltkulturerbe“ – für seine mittelalterlichen Backsteinbauten. Doch in einem der historischen Gemäuer schimmelte ein anderer Kulturschatz vor sich hin. Bis Bücher in Internet-Antiquariaten zum Kauf angeboten wurden.


Aus den Gutachten zum Schimmelbefall, verlinkt auf

https://www.stralsund.de/hst01/content1.nsf/docname/Webseite_B8D598E4238E4E09C1257ABF00448714?OpenDocument

geht hervor, dass nur ein Teil des Archivbestands Schimmelbefall aufweist.

Der Sprecher der Stralsunder Staatsanwaltschaft Ralf Lechte bestätigt den Eingang gleich mehrerer Anzeigen in Sachen Stadtarchiv. Die wichtigste kommt von der Stadt und richtet sich gegen die entlassene Archiv-Direktorin Dr. Regina Nehmzow. Gegenstand seien sowohl der ungenehmigte Bücherverkauf zu Beginn des Jahres, als auch der vom Hauptausschuss am 5. Juni beschlossene „Verkauf Teilbestand Gymnasialbibliothek“. Durch diese Vorlage fühlten sich die Stadtvertreter im Hauptausschuss offenbar „nicht angemessen beraten“, so Lechte.

Die eingeleiteten Ermittlungen dürften sich sehr komplex gestalten. Es sei zu recherchieren, welche Bücher, zu welchem Preis, wann und an wen veräußert wurden. „Die Bücher wurden ja zum Teil kistenweise verkauft“, sagt Lechte. Offenbar fehlten die Nachweise in Katalogen und Bestandslisten des Stralsunder Stadtarchivs. Ziemlich sicher ist sich der Jurist, dass es sich um den Vorwurf von „Haushaltsuntreue“ handelt, der juristisch verfolgt wird. Es gebe aber keine Hinweise, dass Geld in die private Kasse der Archivarin geflossen sei.


Diese Auskünfte der Staatsanwaltschaft sind neu.

3000 laufende Meter Akten zur Stadtgeschichte beherbergt das Stralsunder Archiv. Darunter auch 125 000 Bibliotheksbände. War es fachlich also mindestens fragwürdig, einzelne Dubletten, Bücher, die als „Zweitexemplar“ auch noch in anderen Beständen des Archivs vorhanden waren, zu veräußern? So etwas sei übliche Praxis von Bibliotheken und Archiven in aller Welt, ist auf einschlägigen Internetforen von Archivaren zu lesen und von anderen Fachleuten zu erfahren.

War der Stralsunder Verkauf trotzdem „Kulturbarbarei“? Gutachter berufen sich in ihrer Wertabschätzung besonders auf einen Verkaufskatalog des Antiquars Peter Hassold aus dem schwäbischen Dinkelscherben. Der Buchhändler ist „es leid, mich mit diesem Thema immer wieder zu beschäftigen. In den letzten Wochen bin ich immer wieder beschimpft und beleidigt worden und das, obwohl ich der Stadt großzügig entgegengekommen bin“, schreibt er in einer traurigen Mail. „Hätte ich nur geahnt, was da auf mich zukommt, hätte ich einen großen Bogen um Stralsund gemacht.“


Die Relativierung der Kulturgutverluste ist ärgerlich. Wo werden denn solche Verkäufe frühneuzeitlicher angeblicher Dubletten wie in Stralsund als normal hingestellt? Welche "einschlägige Internetforen" meint der Nordkurier?

Dass das Verhalten Hassolds, der munter weiterverscherbelt, extrem fragwürdig ist, kümmert die Zeitung nicht, die mit uns keinen Kontakt aufgenommen hatte und auch die Petition unterschlägt.

Großzügig entgegengekommen? Immer noch nimmt die Journaille - das steht für Journalistenpack - keine Notiz von meiner Schätzung, dass Hassold allein bei Reiss ca. 140.000 Euro verdient haben dürfte.

https://archiv.twoday.net/stories/219022356/

Das Schweriner Innenministerium hat inzwischen beide Buchverkäufe als rechtswidrig eingestuft. Ein Sprecher nennt den Vorgang gegenüber dieser Zeitung einen „klaren Satzungsverstoß“. Die Bücher seien als Kulturgut klassifiziert und somit im Prinzip unverkäuflich. Dass Nehmzow selbst versucht hat, Teile der Archivalien als Kulturschätze deklarieren zu lassen, um besser an Fördermittel zu gelangen, erfährt man aus Schwerin leider nicht. Die Fraktion „Die Linke“ im Stralsunder Stadtparlament möchte nicht länger im Nebel stochern. Linkspolitiker Wolfgang Meyer äußerte die Vermutung, dass die Stadtspitze bereits seit längerem von dem Schimmelbefall im Archiv wusste. Und fordert einen Untersuchungsausschuss. Seine Fraktion legt noch nach: Archivbau geht vor Ozeaneums-Erweiterung!

Neu ist, dass das Innenministerium beide Buchverkäufe als rechtswidrig bewertet, was es übrigens keine Veranlassung sah mir mitzuteilen, obwohl ich viele Mails an es gerichtet hatte.

Wie deklariert man Archivalien als "Kulturschätze"? Ist die Einsparung von 2000 Euro Landeszuschuss gemeint, die hier im Juli berichtet wurde?

https://archiv.twoday.net/stories/109324808/

Auch dieser Nordkurier-Artikel ist wie andere Berichte der Printpresse fragwürdig. Es wird einseitig die Position des Antiquars referiert, ohne mit einem Wort auf die Berichterstattung hier, durch Margret Ott oder auf Facebook einzugehen.

Dienstgebäude der Staatsanwaltschaft Stralsund, Foto: Klugschnacker https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5/deed.de

Nun ist es offiziell. Die Bibliothek teilte mir durch ihren Pressesprecher mit:

Der von Ihnen erwähnte Druck wurde von der Bayerischen Staatsbibliothek im Rahmen des Sammelauftrags "Sammlung Deutscher Drucke" und nach Rücksprache mit Kollegen anderer Bibliotheken erworben. Die Bayerische Staatsbibliothek gibt den Band an Stralsund zurück, sofern eine Rückabwicklung tatsächlich durchgeführt werden soll und gewünscht wird.

Es handelt sich um:

https://de.zisska.de/nr-327-trkenkriege-ausschreiben/600692

Preis: 2800 Euro.

Aus der Beschreibung von Zisska:

Einziges nachweisbares Exemplar. – VD 16 D 1192 (kein Standortnachweis, Eintrag nach Sekundärliteratur). – Sendschreiben des römisch-deutschen Königs (späteren Kaisers) Ferdinand I. an die Fürsten des obersächsischen Kreises, Johann Friedrich I. von Sachsen, Markgraf Joachim II. von Brandenburg und Herzog Georg von Sachsen, wegen der Abhaltung eines Reichstags zur Türkenfrage. Erwähnt werden die vorangegangenen Reichstage der Jahre 1530 in Augsburg und 1532 in Regensburg sowie ein Tag der bayerischen Kreisfürsten in Passau. – Die Schrift ist als Faksimile-Nachdruck wiedergegeben in: Werner Bake, Die Frühzeit des pommerschen Buchdrucks im Lichte neuerer Forschung, Pyritz 1934.

Bake berichet über die Auffindung des Exemplars – das hier vorliegende – im Zuge seiner Forschungen zu dem bis dato weitgehend unbekannten Drucker: "Über den Drucker Franz Schlosser, den Mohnike ablehnte und Krause mit einem Beweisstück belegte, wußte man aber im Pommernland und in den Druckgeschichten anderer Länder bisher weiter noch nichts! Erst systematische Suche nach ihm und seinen Arbeiten hatte jetzt das Ergebnis, daß im Mai 1930 in der Ratsbibliothek zu Stralsund zunächst zwei weitere Drucke von ihm gefunden wurden, die, wenn auch nicht ausgiebig, so doch etwas mehr Kenntnis von und über den bisher unbeachteten Drucker brachten und zu eingehender Beschäftigung mit ihm Anlaß boten." Von diesen beiden die Türkenhilfe betreffenden Drucken, die sich als Besonderheiten im Schrank des Bibliotheksdirektors fanden und in den gedruckten Inventaren der Ratsbibliothek nicht aufgeführt sind, konnten keine weiteren Exemplare ausfindig gemacht werden. Auf Grund ihrer frühen Datierung und den aus ihnen gewonnenen typographischen Erkenntnissen zu den Anfängen des Buchdrucks in Stettin sind sie "für die pommersche Druckgeschichte von außerordentlichem Werte" (Bake). Alle Ergebnisse der Forschungen über Schlosser hat Bake in einem biographischen Kapitel zusammengetragen (S. 95 ff.; unser Druck ist in der Bibliographie auf S. 168 – Stettin/Schlosser, Nr. I A 3 – verzeichnet). Zu dem aus Wittenberg stammenden Drucker, der 1533-39 in Stettin nachweisbar ist, siehe weiterhin Reske 860.

Schlosser hat in seinen Werken meist alte Titeleinfassungen des Wittenberger Druckers Johann Rhau-Grunenberg übernommen. Die vorliegende Titelbordüre mit musizierenden Putten zwischen Blumenranken hatte Rhau-Grunenberg bereits in mehreren Drucken verwendet (Bake S. 89). Der zweifach abgedruckte Holzschnitt zeigt einen stehenden Ritter mit Kreuzesfahne und Schild, darauf den Doppeladler als Reichssymbol. Nach Bake (S. 90) wurde er wohl aus einer Magdeburger Druckerei übernommen und stellt den hl. Mauritius dar. Die Datierungsfrage klärt Bake im Vergleich mit einem anderen, im Text weitgehend übereinstimmenden Druck des "Ausschreibens", das sich im Stadtarchiv Frankfurt/Main befindet und das Datum 1537 trägt (S. 91).

Faltspur, etw. wasserrandig und gebräunt, letztes Bl. etw. angeschmutzt, Titel und letztes Bl. mit zeitgenössischen Vermerken "Pro gratia deo" und "Turken hir belangendes" sowie dem Datum 1531 (?) auf dem letzten Bl., weiterhin der tls. ausgekratzte Stempel der ehemaligen Stralsunder Ratsbibliothek.


Das Stück wies einen Stempel des Stadtarchivs Stralsund auf und trug die Signatur:

B 8° 1327 Inkunabel

So https://archiv.twoday.net/stories/219045911/

Meine Frage, ob es sich tatsächlich um das einzige Exemplar gehandelt hat, wollte die Stadt Stralsund nicht beantworten, da dies weitere Ermittlungen voraussetzen würde. Was ist das für ein Saftladen, bei dem man nicht binnen 5 Minuten durch einen Blick in den Katalog oder ins Findbuch feststellen kann, ob dieser Druck nachträglich noch in einem zweiten Exemplar aufgefunden wurde?

Aus inhaltlichen Gründen besteht nicht der geringste Zweifel an der Einstufung als unveräußerliches Kulturgut. Ein unikal erhaltener Stettiner Druck, der für die regionale Druckgeschichte schon 1934 so wichtig gehalten wurde, dass man ein Faksimile abdruckte, ist ganz sicher ein Stück, das man unter keinen Umständen hätte aus dem Haus gehen lassen dürfen.

Immerhin erfreulich, dass sich die BSB einer Rückabwicklung nicht in den Weg stellen würde. Solange die Stadt Stralsund aber ihr Archiv wie bisher eklatant vernachlässigt und verschimmeln lässt, ist man um jeden Tag Münchner "Erholungsurlaub" froh.


Bislang war nicht bekannt, ob auch Bände aus der Büchersammlung des neulateinischen Poeten Zacharias Orth (um 1530-1579) bei dem Verkauf der Gymnasialbibliothek Stralsund abgewandert sind.

Über Orth und seine Bibliothek:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zacharias_Orth

Erst nachdem ich gestern den Hinweis auf einen Ankauf (durch eine öffentliche Institution in Europa) auf der Reiss-Auktion 154 bekam, fiel mir der Hinweis auf ein Monogramm in Nr. 986 auf:

"Biblia graeca. - Tes Kaines Diathekes hapanta. - Novum Iesu Christi Testamentum, Graece. Basel, N. Brylinger, 1553. (17,5:11,5 cm). 719 S. Blindgepr. Schweinsldr. d. Zt. über Holzdeckel mit zwei Schließen, Vorderdeckel mit Monogramm "Z O L P M" u. Datierung 1557; gebräunt u. etwas angestaubt, untere Ecken bestoßen."

Offenbar gab es verschiedene Varianten des Monogramms, denn auch Nr. 1033 stammt aus der Bibliothek Orths (Verbleib unbekannt):

"Dabidou prophetou kai basileos melos. - Psalterium Prophetae et regis
Davidis, versibus Elegiacis redditum a Paulo Dolscio. Basel, J.
Oporinus, 1555. (17:11 cm). 8 Bll., 341 S., 3 Bll. Blindgepr.
Schweinsldr. d. Zt. mit Monogramm "Z O L P" u. Datierung 1557.
Vorderdeckel mit Mittelplatte mit Darstellung der Kreuzigung,
Rückdeckel mit Darstellung der Auferstehung, monogr. FH (= Frobenius Hempel); etwas fingerfleckig, Vorderdeckel berieben (Motiv der Platte kaum erkennbar)."


Beide stammen aus der "Stralsunder" Einlieferung 169:

https://archiv.twoday.net/stories/219022356/

Frau Klostermann schrieb im Handbuch der historischen Buchbestände:

Viele Bände tragen seinen eigenhändigen Namenszug und auf dem Deckel die Buchstaben ZOPL (" Zach. Orth. poeta laureatus")

Das zusätzliche M in "Z O L P M" steht offenbar für Magister. Das ganze Monogramm ist demnach aufzulösen: ''Zacharias Orthus Laureatus Poeta Magister".

Aus historisch-literaturwissenschaftlicher Sicht stellen die in der Gymnasialbibliothek Stralsund erhalten gebliebenen Reste der Bibliothek Orts sicher die kostbarste Teilprovenienz dar. Offenkundig war man aber unfähig und auch gar nicht willens, das von Frau Klostermann angegebene Provenienzmerkmal zu überprüfen und die Bände zurückzuhalten. Einmal mehr erweist sich, mit welcher bodenlosen Ignoranz die Archivleiterin Nehmzow Kulturgut der Vernichtung ausgeliefert hat. Denn der Einzelverkauf aus einer Sammlung durch ruchlose Antiquare bedeutet ihre Vernichtung.




https://www.ostsee-zeitung.de/nachrichten/brennpunkt/index_artikel_komplett.phtml?SID=f9b0f003fe5cc6d8d3937b6377669da5&param=news&id=3631721

Im Skandal um den umstrittenen Verkauf historischer Bücher aus dem Stadtarchiv Stralsund sind weitere brisante Papiere aufgetaucht. Der OSTSEE-ZEITUNG liegt das Protokoll der nichtöffentlichen Hauptausschuss-Sitzung der Bürgerschaft vom 6. Dezember vor.

In den Mittelpunkt rückt erneut der Verkauf angeblicher „Dubletten“ vom 9. März dieses Jahres. Besonders pikant: Der bayerische Käufer Peter Hassold durfte sich die erworbenen Stücke zuvor offenbar aussuchen – darunter 151 Exemplare der „Pomeranica“, wertvolle Literatur mit Bezug zur historischen Region Pommern.

In dem Papier heißt es, Stadtarchivarin Regina Nehmzow habe im Januar 2012 „eigenmächtig“ eine Honorarkraft eingestellt – ohne Arbeitsverhältnis mit der Hansestadt und ohne Kenntnis der Personalverwaltung. Recherchen in der Stadtkasse hätten keine Zahlungsempfängerin ergeben. Auch im Haushaltsplan des Stadtarchivs tauche ein entsprechender Titel nicht auf. In der Anhörung einer Mitarbeiterin des Archivs „ergaben sich schlüssige Hinweise darauf, dass die Bezahlung der Frau (...) offenbar durch Herrn Hassold erfolgte, den späteren Käufer“. Eine Aussage, die Regina Nehmzow weiter unter Druck setzen dürfte. Die Archivarin erklärte Mittwoch in einer weiteren Sondersitzung der Bürgerschaft, Hassold habe angeboten, die Bezahlung der Honorarkraft zu übernehmen. Sie habe dies angesichts leerer Kassen angenommen.


In dem gedruckten Artikel erfährt man zusätzlich:

Nehmzow durfte nach Arbeitsvertrag Geschäfte bis zu einer Höhe von 10.000 Euro abzeichnen, also nicht den Dublettenverkauf in Höhe von 20.000 Euro.

Unklar ist, seit wann und warum Kontakt zu Hassold bestand. Nehmzow sagte, sie habe ihn erst kurz vor dem Verkauf im März kennengelernt. Hassold sagt, es habe sich um "einwandfreie Verträge" gehandelt.

Seit über sechs Jahren war es Usus, dem Stralsunder ABC-Antiquariat Bücher aus dem Stadtarchiv in Kommission zu geben, wovon allerdings nur ein Bruchteil verkauft worden sei. Nach Angaben des Antiquariats seien Bände im Verkaufswert von etwa 20.000 Euro in Kommission gegeben worden. Vom Erlös seien 40 % an das Stadtarchiv gegangen, der Rest ans Antiquariat.

In einem weiteren Artikel der OZ wird aus Nehmzows Aussage vor der Bürgerschaft in nichtöffentlicher Sitzung referiert. Sie hätte Geld erwirtschaften müssen, um die "Bestände zu retten". Sturzfluten von Wasser seien aus dem porösen Dach in die Magazine gestürzt, die Akten seien nicht feucht, sondern regelrecht nass. Ihre Ängste seien vom Zentralen Gebäudemanagement als unbegründet abgetan worden.

KOMMENTAR:

Es bleibt bei der Bewertung:

https://archiv.twoday.net/stories/224319196/

Solchen Antiquaren wie Hassold, die nach wie vor ungerührt unveräußerliches Kulturgut verscherbeln, sollte das Handwerk gelegt werden.

***

Alle Erwerber von Stücken aus dem Stadtarchiv bitte ich, mit uns (meine Kontaktdaten siehe IMPRESSUM rechts), der UB Greifswald oder der Hansestadt Stralsund Kontakt aufzunehmen.

Es gilt nach wie vor: Petition unterzeichnen und für sie werben!

https://www.openpetition.de/petition/online/rettet-die-stralsunder-archivbibliothek

Frühere Beiträge:

https://archiv.twoday.net/search?q=stralsund

Update:

https://pommern.tumblr.com/post/37834080320/stralsunder-trauerspiel-die-fristlose-kuendigung


Zwei Millionen Bücher der Würzburger Uni-Bibliothek sind betroffen – Das Geld, sie zu retten, fehlt.

https://www.mainpost.de/regional/franken/Saeurefrass-bedroht-fraenkisches-Kulturgut;art1727,7186914

Der Erlös aus dem diesjährigen Verkauf der Unibibliotheks-Weihnachtskarten ist für die Handschrift bestimmt. Wenn das schon mal gelingt, löst sich der Frust der Bibliothekare vielleicht ein wenig auf.

https://www.bibliothek.uni-wuerzburg.de/service/online_shop

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(Foto: Thomas Obermeier)

Helfen Sie bitte der Würzburger Uni-Bibliothek, um das wertvolle Kulturgut zu retten!

Zu meinem Beitrag https://archiv.twoday.net/stories/219050201/ ging soeben die erbetene Stellungnahme ein:

Sehr geehrter Herr Graf,

ohne dass ich ueber die naeheren Umstaende der von Ihnen monierten Auktion beim Antiquariat Reiss informiert waere, kann ich doch mit Bestimmtheit sagen, dass die im Katalog der Fa. Reiss aufgefuehrten Stuecke eindeutig nicht Teil des seit Jahrzehnten ungestoert und unbeeintraechtigt in der Obhut des Nieders. Landesarchivs bzw der Staatsarchive in Hannover und Wolfenbuettel befindlichen Archivs des Hauses Hannover sind bzw. waren. Daher ist der von Ihnen mit Heftigkeit erhobene Vorwurf, das Haus Hannover verhalte sich "gewissenlos" und verkaufe hier "fuer die Landesgeschichte wichtige archivalische Dokumente" aus seinem Hausarchiv, falsch und ohne jede Grundlage.

Wenn Sie sich dagegen die Muehe gemacht haetten, die auf der Versteigerungsliste aufgefuehrten Stuecke einzeln durchzugehen, dann waere Ihnen selbst aufgefallen, dass es sich dabei durchweg um Objekte handelt, die ganz offenkundig aus der Privatsphaere einzelner welfischer Familienmitglieder ueberwiegend aus der Zeit nach 1866 stammen (Poesiealben, Schulhefte, Geburtstagsgedichte, panegyrische Korrespondenz, Druckwerke des spaeten 19. oder fruehen 20. Jahrhunderts, vielfach in handschriftlicher Abschrift fuer den privaten Gebrauch [so eine 1870 in Hannover erschienene Abhandlung ueber die Stellung des Hl. Bernhard von Clairvaux in der Geschichte der katholischen Moraltheologie oder das franzoesische, hier ins Deutsche uebersetzte Lustspiel in zwei Akten "Der Baron in Verlegenheit"], Objekte zur Freizeitgestaltung wie der Spielplan eines Brettspiels ueber eine "Reise von Hannover nach London" etc), oder um inhaltlich belanglose Einzeldokumente wie etwa eine Reisekostenabrechnung mit der Unterschrift der Herzogin Anna Eleonore von Braunschweig-Lueneburg, deren Provenienzzusammenhaenge voellig unklar sind. Soweit erkennbar, hat es sich bei dieser Auktion um eine Art "Resteverwertung" von Stuecken gehandelt, die bereits im Zuge der grossen Versteigerung von Inventar aller Art aus der Marienburg vor etwa 5 Jahren verkauft worden sind und erst jetzt ihren Weg in die oeffentliche Weiterverwertung gefunden haben.

Angesichts dieses Befundes, der auch Ihnen moeglich gewesen waere, waere es m. E. angemessen gewesen, wenn Sie mit weniger Erregung und mehr Nuechternheit an das Thema herangegangen waeren.

Mit freundlichen Gruessen
Dr. Bernd Kappelhoff
Praesident des Nieders. Landesarchivs


Das ist der gleiche Ungeist wie in Stralsund!

Lesen wir nochmals meinen Beitrag in toto:

"Marienburg. - Sammlung von Briefen, Rechnungen etc. zum Bau des Schlosses Marienburg, gerichtet an den Bauleiter Ludwig Frühling. Ca. 500 Stück. 1860-63. Verschiedene Formate.

https://www.reiss-sohn.de/deu/index_book.html

Versteigert bei Reiss auf den Herbstauktionen. Bilder und umfangreichere Beschreibungen und Ergebnisliste wurden inzwischen entfernt, Kurzbeschreibungen der Stücke sind aber noch verfügbar.

Auktion 155/II

Papierne Memorabilien aus dem Königshaus Hannover

VI. Handschriften und Dokumente aus königlichem Besitz (Nr. 4855-4957)

VII. Bücher, Fotografien und Ephemera aus königlichem Besitz (Nr. 4958-5011)

Kann mir jemand erklären, wieso diese landesgeschichtlich wichtigen Dokumente, eindeutig Archivalien zur hausgeschichte des ehemals in Hannover regierenden Hauses in alle Welt zerstreut werden durften?

Wieso steht kein Welfenarchiv auf der Liste national wertvoller Archive in Niedersachen?

https://www.kulturgutschutz-deutschland.de/DE/3_Datenbank/Archive/Niedersachsen/niedersachsen_node.html

Das gewissenlose Verhalten der Welfen wurde hier schon des öfteren thematisiert, am umfangreichsten in:

https://archiv.twoday.net/stories/4026791/"

Daraus ergibt sich:

Ich habe durchaus nicht behauptet, dass es sich um Stücke aus dem Hausarchiv in Hannover handelt. Ich habe von landesgeschichtliche wichtigen Dokumente zur Hausgeschichte gesprochen und das mit einem konkreten Beispiel, auf das Kappelhoff nicht eingeht, belegt, nämlich mit einem sehr umfangreichen archivalischen Konvolut zur Baugeschichte der Marienburg.

Dass man auch vermeintlich Belangloses unter den Memorabilien findet, habe ich nie bestritten. Wenn landesgeschichtlich Wichtiges verkauft wurde - und daran halte ich fest -, kann man das nicht durch Hinweis auf Belanglosigkeiten widerlegen. Es handelt sich eben nicht "durchweg" um Stücke aus der Privatsphäre.

Im übrigen: Auch Privates hat seinen Quellenwert, sonst würden öffentliche Archive nicht die vielen Privatunterlagen in Hausarchiven (ob im Eigentum oder als Depositum) sorgsam verwahren.

Und seit der Causa Karlsruhe sollte eigentlich klar sein, dass nach den Grundsätzen des Gutachtens von Laufs et al. vieles von dem, was 1918 an die ehemals regierenden Häuser fiel, eigentlich Landeseigentum war. Geschenke an den Herrscher galten nicht der Privatperson, auch wenn sie von diesem privat vereinnahmt wurden.

Hier sind weitere Beispiele für die verkauften "Belanglosigkeiten":

Becker, G. L. L. Weihrede bei der Grundsteinlegung der Marienburg gehalten den 9ten October 1858. Deutsche Handschrift auf Papier. O. O. um 1858. Kl.-4to (22:17 cm). Von einer Hand in deutscher Kursive mit braunschwarzer Tinte geschrieben. 16 nn. Bll. Roter Samtband d. Zt. von C. Bergmüller (Königl. Buchbinder in Hannover) mit goldgeprägtem Titel u. Zierstücken, Goldschnitt; teilw. etwas berieben, Rücken verblaßt. (Nr. 4862)

Benne, L. "Einige Notizen über die Ersten fünf Corps der King's German Legion, welche am 25. December 1803 auf den Etat der Britischen Armee gesetzt wurden." Deutsche Handschrift auf Papier. Hannover, 20. Dez. 1853. Fol. (33:20,5 cm). In sauberer Kanzleischrift mit schwarzbrauner Tinte geschrieben, am Ende mit eigenh. Unterschrift "L. Benne" und Rangbezeichnung. 10 Bll. (l.w.). Geheftet. (Nr. 4863)

Benne, L. "Memoranda zur Feier des 25sten October 1855, an welchem Tage vor 50 Jahren das Husaren Regiment Ihrer Majestät der Königin von Hannover als 2tes Husaren Regiment von des Königs Deutschen Legion auf den Etat der Britischen Armee gestellt wurde." Deutsche Handschrift auf Papier. Hannover, 25. Dez. 1855. Gr.-fol. (42:26 cm). Von einer Hand mit schwarzer Tinte in Kursive geschrieben. Überschriften u. Hervorhebungen mit Rot unterstrichen. 10 Bll. (letztes leer). Umschlag. d. Zt.

Bergmann. Das Hospital St. Wilhelm vor Celle, eine Invaliden- Verpflegungs-Anstalt des XVII und XVIII Jahrhunderts. Deutsche Handschrift auf Papier. Hannover 1856. 4to (29,5:21 cm). Von einer Hand in deutscher Kursive mit schwarzer Tinte geschrieben. Titel in Aquarellmalerei, mit 2 gefalt. Plänen u. 1 gedruckten Einblattdruck. 96 ungez. S. Ldr. d. Zt. mit Deckelvergoldung; gering berieben u. verzogen, Vorderdeckel mit kl. Löchern in der Mitte. (Nr. 4865)

Bock-Wülfingen, H. Journal (Erinnerungsblätter) über die Reise Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen in das südliche (u. nördliche) Frankreich zur Besichtigung der Historischen Baudenkmäler, vom 30ten März - 12ten April 1875 (vom 3ten bis 17ten Juni 1875). 2 Tle. in 3 Bdn. Deutsche Handschrift auf Papier. Stuttgart, Mai 1875 bzw. 1876. 4to (29,5:22 cm). Von einer Hand mit schwarzer Tinte in sauberer Kursive geschrieben. Mit 1 Taf. mit 6 montierten Federzeichungen u. 1 Federzeichnung im Text. 1 Bl., IV, 186 S.; 1 Bl., III, 386, VII, S. 387-738. Ldr. d. Zt., Bd. 1 berieben u. Kapital bestoßen, Bd. 2-3 teilw. gering berieben. (Nr. 4866)

Sapienti sat.

Im Niedersächsischen Landesarchiv gilt: Der Fisch stinkt vom Kopfe her.

Der Versuch, die vom Stralsunder Hauptausschuss beschlossene fristlose Kündigung der Leiterin des Stadtarchivs, Dr. Regina Nehmzow, zu stoppen, ist gescheitert. Bei der nicht öffentlichen Sondersitzung der Bürgerschaft am Mittwochabend fehlte bei der Abstimmung ein Stimme, um das Verfahren an die Stadtvertretung heranzuziehen. Das Votum fiel zwar mit 21 zu 19 für den Antrag der Fraktion Adomeit aus, aber damit wurde die notwendige absolute Mehrheit von 22 Stimmen knapp verfehlt.

Der ganze Skandal hatte sich am Verkauf historischer Bücher aus dem Stadtarchiv entzündet. Regina Nehmzow, die Rederecht erhielt, versicherte den Stadtvertretern, dass sie nie bewusst oder mit Vorsatz etwas tun würde, was der Stadt oder dem Archiv schaden würde. In den letzten Monaten sei viel Schmutz über dem Archiv ausgekippt worden. Doch niemand hätte nach dem Grund des Verkaufs der Bücher, dem eine lange Zeit der Abwägung vorangegangen sei, gefragt.

Der habe einzig und allein darin bestanden, dass sie als Archivleiterin Geld erwirtschaften wollte, um die Bestände zu retten, sagte sie. Mit den Mitteln, die aus dem Stadthaushalt zur Verfügung stünden, würde man gerade so über Wasser gehalten, nach dem Motto: Zum Leben zu viel, zum Sterben zu wenig. Völlig unverständlich sei es für sie, dass ein Förderantrag beim Land mit der Begründung abgelehnt wurde, dass die Bestände keine landesweite Bedeutung hätten.
(ostsee-zeitung)

KOMMENTAR:

Ich billige die Verdachtskündigung von Nehmzow nicht, da es an der nötigen Aufklärung der Affäre fehlt. Zugleich kann ich den Begriff "Bauernopfer" nicht mehr lesen. Frau Dr. Nehmzow verdiente in etwa so viel wie ein Dezernent der Stralsunder Stadtverwaltung, sie war eine angesehene Führungskraft, deren Wort man blind vertraute.

Zu den sonstigen Verantwortlichen habe ich mich hier schon geäußert:

https://archiv.twoday.net/stories/216965935/

In einem Interview mit der Zeitung am Strelasund hat ein Teilnehmer der Hauptausschusssitzung vom Juni Unsägliches gesagt:

https://www.zeitung-am-strelasund.de/index.php?page=8#page

Wer kein ungutes Gefühl hat, wenn Inkunabeln (jeder Gebildete weiß, wenn Bücher ab 1497 verkauft werden, müssen Inkunabeln dabei sein) aus dem Stadtarchiv verkauft werden, sollte kein öffentliches Amt wahrnehmen.

Dass man die eigene Satzung nicht lesen konnte oder wollte bzw. sie sich so zurechtdrehte, wie es passte, haben die Vorgesetzten der Archivarin (OB Badrow, Senator Albrecht), das offenkundig unfähige Rechtsamt der Stadt und der Hauptausschuss zu verantworten.

Dass bei niemandem die Alarmglocken geklingelt haben, wirft ein bezeichnendes Licht auf die ganze Erbärmlichkeit einer Stadtverwaltung und "Bürgerschaft", der jeder Respekt vor Kulturgut und jedes Gespür für angemessenen Umgang damit fehlte.

Die Direktorin des Stadtarchivs Stralsund hat unermessliche Schande über die Archivzunft gebracht. Auch wenn schon ihr unfähiger Vorgänger Hacker mit dem Verscherbeln von sogenannten Dubletten begonnen haben mag, hat sie den Plan eines Verkaufs eines von ihr ausdrücklich als "totes Kapital" bezeichneten Teilbestands der Archivbibliothek entwickelt und auch in der Ausschussitzung bei Nachfragen vertreten.

Die Bezeichnung "totes Kapital" wurde Nehmzow in der Presse zugeschrieben:

https://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/1928683/https:// (21.11.)
https://mathias-nowak.tumblr.com/post/36268449290/langsam-kommt-in-stralsund-die-wahrheit-ans-licht (zitiert die FAZ vom 22.11.)

Es gibt mit Sicherheit viele ArchivarInnen, die den ganzen Skandal für übertrieben halten und in irgendwelchen alten Griechischdrucken, die in Stralsund nie nachgefragt wurden, keinen Wert an sich sehen wollen. Diese werden noch aus ihren Löchern kommen, begnügen sich aber derzeit noch damit, die arme Frau Nehmzow in Schutz zu nehmen.

 

twoday.net AGB

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