Kulturgut
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§ 59 betrifft die Domänenfrage, jüngst ausführlich erörtert von Klein.
Walter Kutsch hat seine umfassende Bibliothek zum Thema Münster in Westfalen für die Öffentlichkeit geöffnet und den Katalog ins Internet gestellt. Besonders bemerkenswert sind die vielen unveröffentlichten Hochschularbeiten (Diplom-, Magister- und Staatsexamensarbeiten).
Kutsch schreibt:
In der aktuellen schwierigen Finanzlage der öffentlichen Bibliotheken können geordnete private Spezialbibliotheken deren Angebot sinnvoll ergänzen und Interessenten mit dort nicht vorhandener Literatur versorgen. Ein solches Modell ist gewiß ein Novum in Deutschland, das Wagnis ist spannend. Ich freue mich, forschenden Schülern und Studenten ebenso wie allen anderen "Literatursuchern" helfen zu können. Vielleicht kann ich darüberhinaus auch andere "Privatbibliothekare" dazu anregen, ihre Bestände einem größeren Interessentenkreis zu öffnen.
https://www.digizeitschriften.de/index.php?id=loader&tx_jkDigiTools_pi1[IDDOC]=39395
KULTUR / Zweifelhafte Vorwürfe gegen die Eichstätter Universitätsbibliothek erhalten nationale Aufmerksamkeit
80 Tonnen Bücher werden zum Skandal
Rund 100 000 alte Bücher aus der Bibliothek der Katholischen Universität Eichstätt sind im Altpapier-Container gelandet. Ein Skandal, rufen manche: Da wird Kulturgut tonnenweise vernichtet. Wer genau hinsieht, wundert sich über die Aufregung und das deutschlandweite Echo.
THOMAS SPANHEL
Die neue Universitätsbibliothek Eichstätt gilt als architektonisches Meisterwerk im Herzen Bayerns. Ein Bau, dessen große Glasfronten für die Weltoffenheit und Transparenz der Wissenschaft steht, die hier herrschen soll. Doch seit ein anonymer Informant fünf vor 1802 erschienene Buchbände in einem Altpapier-Container der Bibliothek entdeckt haben will, zweifeln manche Eichstätter, ob alles so offen und wissenschaftlich zugeht in dem Gebäude.
Die fünf Bände sollen zu rund 80 Tonnen alter Bücher gehört haben, die zum Großteil aus den Beständen der bayerischen Kapuziner-Klöster stammen und in den Jahren 2005 und 2006 zum Altpapier wanderten. "Skandal" - so titelte die Lokalzeitung "Eichstätter Kurier". Es tauchten Presseberichte auf, jedes vom früheren Leiter der Bibliothek Hermann Holzbauer "handverlesene" Buch der Kapuziner sei erhaltenswert, es handele sich "großteils um unbeschädigte Werke des 17. und 18. Jahrhunderts".
Buchliebhaber meldeten sich und fragten, ob sie ihre Bestände noch der Eichstätter Bibliothek widmen können - einer Bibliothek, die hoch angesehen ist aufgrund ihrer reichen Bestände, die vor zwei Jahren mit Angelika Reich eine erfahrene auswärtige Universitätsbibliothekarin zur Leiterin berufen hat und fest integriert ist ins Verbundsystem bayerischer Bibliotheken.
Augsburgs Bischof Walter Mixa, vor einer Weile noch Bischof in Eichstätt, sprach angesichts der schieren Masse von rund 100 000 zerschredderten Büchern entsetzt von der vermutlich größten Vernichtung christlicher Literatur in Bayern seit der Säkularisation. Der Aachener Archivar Klaus Graf sieht sich in seiner Einschätzung bestätigt, dass die Unibibliothek tonnenweise "Kulturgut vernichtet". Ein anderer Wissenschaftler, Reinhard Haupenthal, bezeichnet die Bibliothek gar als Augiasstall, der nur mit der Kraft eines Herkules in Ordnung gebracht werden könne. Die Vorwürfe werden fraglich, weil schon vor fünf Jahren ein Vorwurf Grafs lautete, die Bibliothek "verhökert Kapuzinerbücher". Im bayerischen Fernsehen kommen Personen zu Wort, die wie Haupenthal uneins mit der Bibliothek sind, weil diese nicht wie ursprünglich erhofft die eigenen Büchersammlungen angenommen hat.
Fraglich bleibt, wieso sich der Informant erst jetzt gemeldet hat und wie er auf die alten Bücher gestoßen ist. Auch über die Mühe, die sich die Bibliotheks-Mitarbeiter beim Aussortieren der rund 350 000 Bände umfassenden Kapuziner-Bibliothek machten, redet niemand. Die war enorm: Zu zweit saßen sie an den Kartons mit den alten Büchern, um durchzusehen, welche Exemplare bereits vor 1802 erschienen und im Besitz des Freistaats Bayerns blieben, welche Bände ins Archiv kamen und welche Bücher zum Altpapier wanderten, weil sie bereits im Bestand der Bücherei waren. "Jeder Karton aus dem Kapuziner-Bestand wurde durchgesehen", sagt eine der Mitarbeiterinnen, die nicht genannt werden will, denn auf Anweisung des Kanzlers der Uni sind öffentliche Äußerungen zum Thema nicht erwünscht. Die über die öffentlichen Vorwürfe tief deprimierte Mitarbeiterin schließt definitiv aus, dass Bücher vor 1802 oder Einzelstücke versehentlich zum Altpapier wanderten: "Da haben immer zwei hingesehen."
Um die Art der zerschredderten Bücher kümmert sich in den Medien indessen kaum jemand. Es waren tausende Bände christlicher Zeitschriften, typische Erbauungsliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts, die heute nur noch hoch spezialisierte Wissenschaftler interessiert. Oftmals lagen Bücher in vielfacher Ausführung vor, da nicht nur jedes der über zehn bayerischen Kapuzinerklöster ähnliche Bücherbestände hatte, sondern auch einzelne Mönche. Dass Tausende solcher Dubletten ins Altpapier kommen, war mit den Kapuzinern so abgesprochen.
Viele Mitarbeiter der katholischen Uni Eichstätt vermuten daher, dass die allzu vagen Vorwürfe insbesondere gegenüber der neuen Bibliotheksdirektorin bewusst lanciert wurden, um diese unter Druck zu setzen. Bekannt ist, dass der frühere Direktor Holzbauer, der jetzt immer wieder öffentlich Vorwürfe äußert, eine andere Nachfolgerin wünschte, sich nach seinem Abschied immer wieder in die aktuellen Geschäfte einmischte und es darüber zum Streit kam.
Fakt ist: "Über die Presse haben wir Informationen über Unregelmäßigkeiten und Unprofessionalität in der Behandlung mit den Buchbeständen der Kapuziner erhalten", sagt Ruprecht Wimmer, Präsident der Universität. "Wir haben deshalb unverzüglich eine Untersuchung eingeleitet." Die Untersuchung ist hoch angesiedelt und geschieht in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Ingolstadt.
---Ein Stück unerträglicher Schönfärberei. LeserInnen von ARCHIVALIA sind am besten über den Fall informiert (von Insidern abgesehen), da alle wesentlichen Informationen und Beweise hier dargestellt wurden.
100.000 Bücher zu vernichten (auch wenn es sich um junge Dubletten handelt) ist kein normaler Vorgang, zumal wenn nachweisbar ist, dass eine soziale Organisation (die Bücherburg Katlenburg) sie kostenfrei für die UB Eichstätt abgeholt hätte, wenn sie die Chance dazu gehabt hätte.
Dürfen die Interessen hochspezialisierter Wissenschaftler mit Füßen getreten werden, weil ein belangloser Journalist das meint?
Und wieso werden die Vorwürfe 2007 fraglich, wenn bereits 2002 die UB Eichstätt Dreck am Stecken hatte? Die Dublettenverkäufe von Altbeständen waren und sind nachweisbar und wurden damals überhaupt nicht bestritten.
Mit anonymen Mitarbeitern kann man beliebig argumentieren. Ich kann auch meinen Informanten ins Feld führen, der mich bereits im Sommer 2006 über gravierende Unregelmäßigkeiten unterrichtete.
Es ist nachweisbar, dass die früheren Mäzene der UB allen Grund haben, der neuen Leiterin zu misstrauen. Eine geschenkte Schallplattensammlung zu verkaufen ist nicht nur schlechter Stil, sondern womöglich justiziabel.
Wenn man genau dokumentiert hätte, was man wegwirft bzw. verkauft, hätten wir nicht ein Beweisproblem, denn niemand kann wissen, was in den Containern tatsächlich sich befand (außer den beteiligten Mitarbeitern und diese haben allen Grund zur Verharmlosung). Weder Holzbauer noch Redl (Eichstätter Kurier) haben irgendeinen Zweifel daran, dass die 6 Bücher (5 bei RA Männlein abgegeben, eines vom Eichstätter Kurier abgebildet) tatsächlich aus den Containern stammen. In einem Fall soll sogar eine eidesstattliche Erklärung vorliegen.
Its collection includes the famous “Priesterseminar” library of the Archbishop of Salzburg, purchased in 1965, and the library of the former Viennese Juridisch-Politischer Leseverein, purchased in 1969. "
https://www.arts.ualberta.ca/CCAuCES/about.htm
Bücher aus dieser Bibliothek sind im OPAC mit entsprechenden Notes versehen.
https://www.worldcat.org/oclc/70352006 von Johann Ertlin ist im WorldCat nur in der U of Alberta nachgewiesen.
UPDATE

Ein neues Erschließungsprojekt widmet sich dem Bestand:
https://repository.library.ualberta.ca/salzburg/
Projekt ist angesichts der bescheidenen Ergebnisse allerdings ein hochgestochener Name. Es ging nur darum, den Titeleinträgen die Salzburg-Provenienz hinzuzufügen (Vorprovenienzen wurden nicht berücksichtigt).
https://commons.wikimedia.org/wiki/Books_of_Capuchins
"Ein Mäzenatentum wie in den vergangenen Jahrzehnten wird unserem Haus künftig nicht mehr möglich sein", so von Baden. "Es ist fünf vor zwölf für den Fortbestand des kulturhistorischen Erbes von Schloss Salem. Der Zug zur Rettung ist noch nicht abgefahren, sollte aber auch nicht durch immer neue politische Manöver auf ein Abstellgleis geschoben werden."
Die Verhandlungen zwischen der Stuttgarter Landesregierung und dem Haus Baden über die Einbringung des Schlosses in eine Stiftung liegen zurzeit auf Eis. Hintergrund ist der Streit über den Umgang mit den badischen Kulturgütern. Der Prinz von Baden bekräftigte, sein Haus sei im Sinne eines fairen Ausgleichs bereit, auf die ehemals großherzoglichen Sammlungen rechtsverbindlich zu verzichten. Schloss Salem würde in eine gemeinnützige Kulturstiftung übertragen und aus privaten Mitteln des Hauses Baden finanziert. "Hierzu wäre meine Familie im Stande, wenn sie als Ausgleich für ihren Verzicht auf die Sammlungen 70 Millionen Euro erhält." Er schloss aber auch eine rechtliche Auseinandersetzung nicht aus.
Thomas Fuchs: Von der Büchersammlung zur Bibliothek. Regimentsbibliotheken des 18. und 19. Jahrhunderts in Hannover. In: Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit, 10 (2006), Heft 1, S. 34–54
Digitalisat: https://opus.kobv.de/ubp//frontdoor.php?source_opus=1262
Der Quellenwert solcher Bibliotheken oder wenigstens der Bücherverzeichnisse solcher Bibliotheken wird klar benannt: Die Nutzer (= Offiziere) entschieden selbst über Anschaffungen, was wiederum Rückschlüsse auf deren Lese- und Ausbildungswünsche ermöglicht. Klingt nach Binsenweisheit, aber bis nach Donaueschingen und Eichstätt z. B. scheint sich eine solche Sichtweise ja leider noch nicht herumgesprochen zu haben. Bei der Auflösung der hannoverschen Regimentsbibliotheken hat man sich natürlich nicht um die Dokumentation des Erbes gekümmert, und daher sieht die Situation heute so aus:
''Von den Regimentsbibliotheken der hannoverschen Kavallerie und Infanterie sind nur Splitter überliefert. Was mit ihnen geschah, ist in den Akten nicht dokumentiert. Bibliotheksregistraturen und Dienstkataloge sind nicht überliefert. Nur aufgrund der Provenienzrecherche lassen sich gewisse Tendenzen wahrscheinlich machen. In der Mehrzahl der Fälle wurden die Bibliotheken wohl unter den Offizieren aufgeteilt oder den Kommandeuren geschenkt. Für die Bücher der aufgelösten alten militärischen Behörden und Institutionen wurden die Bibliotheken der preußischen 19. Division und des Feld-Artillerie-Regiments Nr. 10 zu Sammelstellen. In ihren Beständen lassen sich die meisten Regimentsbücher nachweisen." (S. 54)
Immerhin hatte das hannoversche Militär damals im Gegensatz zur katholischen Kirche heute genug Anstand, die Bücher wenigstens nicht zu vernichten.
Noch ein weiterer WWW-Fund:
"Das Deutsche Offizierskorps von der Reichsgründung bis zum Ende des Ersten Weltkrieges"
https://www.student-online.net/dictionary/action/view/Publication/430
(eine Autorenangabe ist auf dieser sonderbaren Seite nirgendwo zu finden, aufgrund der Vornamensangaben in den Word-Metadaten tippe ich allerdings auf Daniel Mühlenfeld)
Diese studentische Arbeit (?) referiert zum Thema wohl hauptsächlich Heiger Ostertags „Bildung, Ausbildung und Erziehung. Eliteideal, Anspruch und Wirklichkeit im Offizierkorps im Kaiserreich 1871–1918“, Frankfurt 1990.
Zitat:
Wenn sich aber in der Regimentsbibliothek des kgl. bayer. Infanterie-Regiments 15 eine Ausgabe von Bertha von Suttners „Die Waffen nieder“ befand, verwundert dies durchaus. Allerdings legt die Tatsache, daß diese Ausgabe nur in einer Bibliothek zu finden war, nahe, daß es sich bei dieser Schrift nicht um ein Werk handelte, welches den breiten Geschmack der Offiziere traf.
Nun, darauf hätte ich allerdings auch keine Wetten abgeschlossen...
Weitere Links:
- Historische Literaturbestände in Bibliotheken der Bundeswehr
https://www.ib.hu-berlin.de/~kumlau/handreichungen/h156/ - Militär und Aufklärung. Die Rolle der Soldatenbibliotheken im militärischen Bildungs- und Reformprozess des 18. und frühen 19. Jahrhunderts (Projektbeschreibung)
https://www.amg-fnz.de/alt/projekt.php?ID=62
Müll aus der Klosterbibliothek : Bücherschätze im Altpapier / SZ vom 23. Februar
Was ist ein wertvolles Buch? Angenommen, ein Buch ist ab 100 Euro wertvoll, dann hätten die Kapuziner ihre 300 000 Bücher für mindestens 30 Millionen Euro verkaufen können. Offensichtlich fand sich kein Käufer, und so wurden die Bücher 1999 der Universität Eichstätt geschenkt. Sieht man von einigen tausend Titeln ab, so dürfte die Masse dieser Bettelordensbibliothek wertlos gewesen sein: zerschlissene Gesangbücher, vergilbte Unterhaltungsliteratur.
Dass dieser Büchermüll dann von der Universität entsorgt wurde, ist eine bibliothekarische Selbstverständlichkeit. Schließlich kostet die Inventarisierung und Katalogisierung eines Titels durchschnittlich 20 Euro. Eine andere Frage ist allerdings, warum die Universität Eichstätt diesen "Bücherschatz" überhaupt angenommen hat. Der dafür zuständige frühere Bibliotheksdirektor behauptet nun, "jeder einzelne der 300 000 Bände sei erhaltungswürdig gewesen". Er habe sie vor dem Transport nach Eichstätt selber gesichtet. Wie das? Wenn der Bibliotheksdirektor jeden Band nur zehn Sekunden in die Hand nahm, dann musste er 833 Stunden, also ein halbes Arbeitsjahr, mit der Sichtung zubringen. Kurzum: eine dubiose Geschichte, die vermutlich mehr mit Personen zu tun hat als mit Büchern.
Prof. Helmut Berschin, Regensburg
Mit freundlicher Genehmigung Prof. Dr. Helmut Berschin

Artikel in der Wikipedia zu dem am 28. Februar 1707 geborenen Wissenschaftler:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Christian_Senckenberg
https://www.senckenberg-jahr.de/senckenberg/index.html
Senckenbergs Lebenswerk wirkt bis heute fort. Das Bürgerhospital, das von einem gleichnamigen Verein getragen wird, dessen Vorstand mit der Stiftungsadministration identisch ist, befindet sich nach wie vor im Besitz der Dr. Senckenbergischen Stiftung. Die anderen Institute sind in die 1912 von der Senckenbergischen Stiftung mitbegründete Frankfurter Universität eingegangen. Mit der Einbeziehung der »Dr. Senckenbergischen Anatomie«, des »Senckenbergischen Instituts für Pathologie«, des »Botanischen Instituts mit botanischem Garten«; und der »Senckenbergischen Bibliothek« (seit 1. Januar 2005: Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg) in die Universität sowie dem 1938 nachträglich gegründeten universitären »Senckenbergischen Institut für Geschichte und Ethik der Medizin« hat sich die Vision des Stifters erfüllt: »Meine Stiftung«, so Senckenberg im August 1763, »wird von hier aus gute Leute machen, auch gute auswärtige herbeiführen und hiesige zum Nacheifern bringen, mir zur Freude, da alles darauf abzielt, dass der Stadt in medicis wohl gedient werde«
Digitalisate (unvollständige Liste):
https://www.senckenberg-jahr.de/senckenberg/literatur.html