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Kulturgut

... macht sich der VDB in einem offenen Brief (PDF).

Auszug:

"Nachdem die Stiftung laut Pressemeldungen am 12.9.08 jedoch beschlossen hat, nahezu die gesamten bisherigen Dienstleistungen einzustellen, fragen sich die für den Bibliotheksbetrieb in Studium und Forschung verantwortlichen Bibliothekare, ob die Stiftung aufgelöst werden soll und was mit der Bibliothek und ihren wertvollen Beständen geschehen wird. Es liegt nach unserer Meinung in der Verantwortung der Evangelisch-Reformierten Kirche als Unterhaltsträger, ggf. zusammen mit der Reformierten Gemeinde Emden, rasch eine tragfähige Lösung zu entwickeln, welche die Bibliothek aus den bisherigen Turbulenzen herausführt und ihr eine verlässliche Zukunftsperspektive gibt.

Denn die wissenschaftliche Reputation der Bibliothek steht sicher auch für die Verantwortlichen in der Kirche außer Zweifel. Sie ist ja vielfach durch die bisherigen Aktivitäten und deren Würdigung belegt. So hatte z.B. die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Johannes a Lasco Bibliothek als Spezialbibliothek von bundesweiter Bedeutung unterstützt und die Bibliothek war die Preisträgerin im Wettbewerb „Bibliothek des Jahres 2001“. Auch in der kirchlichen Bibliotheksarbeit ist die Johannes a Lasco Bibliothek - über die Konfessionsgrenzen hinweg - über viele Jahre ein Leuchtturm gewesen, der Orientierung für die Arbeit kirchlicher Bibliotheken geben konnte. Die Funktion eines Leuchtturms hatte sie auch durch ihr wunderschönes Gebäude, das die Evangelisch-reformierte Kirche 1992-1995 in der ehemaligen Ruine mitten in Emden aufbauen konnte. Ebenso gilt das für die vielen mit Drittmitteln unterstützten Projekte, die im Lauf der Jahre eingeworben wurden und die Bibliotheksarbeit im engeren Sinn mitbestimmt haben, sowie für die Bedeutung der Bibliothek in Emden und der Region.
Der Verein Deutscher Bibliothekare sieht mit Sorge, dass die Kirchenleitung bisher keinen Vorschlag zur Lösung der aktuellen Probleme der Bibliothek öffentlich gemacht hat. Eine renommierte wissenschaftliche Spezialbibliothek zu schließen bedeutet immer, die Wissenschaft von wichtigen Erkenntnisquellen abzuschneiden, in diesem Fall sogar Quellen, die zu einem wesentlichen Teil für die Geschichte der Evangelisch-Reformierten Kirche selbst Bedeutung haben. Forschungen auf diesem Feld würden zum Schaden der Kirche selbst beschnitten. Das Kapital der Wissenschaft liegt dann brach, anstatt Zinsen zu erbringen. Der VDB vermutet, dass diese Entwicklung keinesfalls im Interesse der Stifter selbst liegen kann und fordert Sie auf, rasch Vorschläge für eine gute Zukunft der Johannes a Lasco Bibliothek zu machen. Nur wenn ein tragfähiges Konzept umgesetzt wird, kann sie ihren Zweck weiterhin erfüllen."

Die Homepage ist noch online:
https://www.jalb.de/flshmenu/frameset.html

"Das kirchenhistorisch bedeutsame Archiv der Emder "Moederkerk" befindet sich seit 1995 in der Johannes a Lasco Bibliothek. Neben Hunderten von Urkunden - zum Teil noch aus vorreformatorischer Zeit - finden sich etwa 120 Briefe, die Emdens bedeutende Rolle in der europäischen Reformationsgeschichte dokumentieren.
Aufbewahrt werden u.a. auch die Akten und Protokolle des Coetus, die Kirchenratsprotokolle, Kirchen- und Rechnungsbücher der Emder Gemeinden (s.u.) sowie Schulakten aus dem Emder Raum.
Die Benutzung des Archivs ist nur eingeschränkt möglich."


https://www.mvregio.de/nachrichten_region/155970.html

Eine Veranstaltung in Frankreich widmet sich dem Thema:

https://www.culture.gouv.fr/culture/actualites/lettre/li162.pdf
https://danis-assy.blogspot.com/2008/10/les-vols-darchives.html


Der Beck-Verlag dokumentiert den Buchmessen-Vortrag von Prof. Dr. Rolf Stürner: „Markt und Wettbewerb über alles?“

https://rsw.beck.de/rsw/shop/default.asp?docid=268708&docClass=NEWS&site=Presse&from=Presse.root

Auszüge:

"Eigentlich ist der Marktmensch vor traditionellen Maßstäben ein kleiner gefühlloser Ekel. Wie stellt er sich zu menschlicher Kreatürlichkeit und Emotion, wie zu nicht merkantilen Kulturgütern? Er instrumentalisiert sie: körperliche Fitness zur Leistungserhaltung, Muse, Konzerte, Theater etc. als Durchatmen zur Leistungssteigerung, Psychohygiene als Basis andauernder Belastungsfähigkeit, Mitgefühl mit anderen als Akt ökonomischen Langzeitkalküls, spontane Emotionalität als Akt leistungssteigernder Entspannung oder als kanalisierungsbedürftige Form marktfähiger Kreativität. Selbst die Sinnfrage menschlichen Lebens findet im finanziellen Erfolg als sichtbare Form göttlicher Segnung ihre marktdienliche Einordnung. Und die menschliche Regeneration ordnet sich über die Wiederentdeckung des Kindes als Humankapital und Produktivfaktor. Mildtätigkeit und Solidarität sind in den Pro-Bono-Bereich ausgelagert, wobei dann Pro-Bono-Aktivitäten zu merkantiler Werbung instrumentalisiert werden.

[...]

Die Universitäten sind eigentlich in Forschung und Lehre der Wahrheit verpflichtet, nicht der Gewinnmaximierung und dem Abnehmermarkt. Eine Umorientierung führt zu Professoren, die ihre Forschung an gewinnbringender Nachfrage orientieren und ihre Lehre am studentischen Dienstleistungsbedarf. Auf dem Wappen der Harvard Law School steht „veritas“ und auf dem Vorlesungsgebäude der Universität Freiburg der Satz „Die Wahrheit wird Euch frei machen“. Ob Forschung und Lehre in der Harvard Business School oder Lehrgänge für Kapitalmarktexperten in deutsche Universitäten – allesamt merkantilisiert – diesen Anforderungen noch gerecht werden? Sind solche Aktivitäten nicht bereits Gefangene des Profits mit bedenklichen Folgen für die Einsichtsfähigkeit der Gesellschaft?"

Colum Kenny hat 2002 ein lesenswertes Buch über die Verkäufe aus einer Rechtsbibliothek in Dublin publiziert. Es ist möglicherweise die einzige monographische Fallstudie zur Zerstreuung einer traditionsreichen Bibliothek in den letzten Jahrzehnten.

"Kenny recounts a major cultural controversy that marked the recognition of the King’s Inns Library as an important part
of the heritage of modern Ireland. In 1972 thousands of non-law books from King’s Inns were sold at Sotheby’s in
London. The row that ensued involved many well-known people including Cearbhall Ó Dálaigh, Mary Robinson and
Charles J. Haughey. The sale was criticized as the ‘random dispersal of an irreplaceable collection’ and it raises vital
questions about the proper care of libraries, about the relationship of general knowledge to professional expertise and
about the problematic nature of Irish identity in a post-colonial era. The books were sold because King’s Inns was in financial difficulty, a difficulty exacerbated by the fact that the
benchers had recently renovated their kitchens. The government was kept informed by the benchers of their plans but
failed to respond to a proposal that might have resulted in all of the volumes remaining in Ireland. Kenny suggests means
of avoiding acrimony or major controversy in connection with any possible disposal of books by King’s Inns Library in
the future."
https://www.fourcourtspress.ie/product.php?intProductID=452
https://log.netbib.de/archives/2003/04/19/kings-inns-and-the-battle-of-the-books-1972/
https://webpages.dcu.ie/~kennyc/books.html
https://www.dcu.ie/alumni/winter02/p42.html

Colum Kenny: King's Inns and the battle of the books, 1972 : cultural controversy at a Dublin library. Dublin [u.a.] : Four Courts Press [u.a.], 2002 (Irish Legal History Society series ; 11). XVII, 192 S. : Ill. ISBN: 1-85182-686-6


"Baldmöglichst“ will Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) den Streit um die Kunstschätze des Hauses Baden und den Erhalt der Schlossanlage beilegen. „Meine Prognose ist, dass man sich auf ein Gesamtpaket einigt“, sagte gestern ein Regierungsmann. Bei einem Gespräch mit den Chefs aller vier Landtagsfraktionen konnte Oettinger am Abend zuvor den Eindruck gewinnen, dass aus der Opposition keine Querschüsse gegen den Deal mit dem Haus Baden fürchten muss.

Ende Oktober soll nach Oettingers Zeitplan der Ministerrat ein Angebot schnüren. Den Fraktionsvorsitzenden hat er zwar keine konkreten Zahlen auf den Tisch gelegt. Trotzdem kursieren erste Summen: Für die riesige Schlossanlage Salem mit dem kulturhistorisch wichtigen Münster werden Beträge zwischen 25 und 30 Millionen Euro genannt. Die Kunstschätze, die in Museen des Landes hängen, ihm aber noch nicht gehören, beziffert ein von der Regierung bestelltes Gutachten auf sechs Millionen Euro.


https://stimme.de/suedwesten/nachrichten/sonstige;art1960,1370687

KOMMENTAR

Ein Ankauf von Salem, um die Zugänglichkeit großer Teile der Schlossanlage für die Öffentlichkeit zu sichern, ist ohne Zweifel zu begrüßen.

Ein Ankauf der vom Haus Baden beanspruchten Kulturgüter ist nur dann sinnvoll, wenn das Haus Baden auf alle weiteren Ansprüche verzichtet. Es kann dann letzlich offen bleiben, ob das Land auch Kulturgüter kauft, die ihm bereits gehören. Siehe dazu:

https://archiv.twoday.net/stories/4567789/
https://archiv.twoday.net/stories/4545456/

Vorgesehen ist der Ankauf von Stücken aus der Kunsthalle, der Badischen Landesbibliothek, im Badischen Landesmuseum (Kopf'sches Atelier) und im Generallandesarchiv.

Natürlich wäre es rechtswidrig, die Akten über die Zähringerstiftung zu schließen, die meiner Rechtsauffassung zufolge mindestens die Sammlung Jüncke in Salem, die Wessenberg-Sammlung in Konstanz und das Kopf'sche Atelier im Landesmuseum umfasst. Wie die Stadt Konstanz hinsichtlich der Wessenberg-Sammlung verfährt, bleibt abzuwarten. Es ist durchaus möglich, dass ein Gericht bei einer Auseinandersetzung darüber feststellt, dass die Sammlung nicht im Eigentum des Hauses Baden steht, sondern der Zähringer-Stiftung gehört. Konsequenzen hätte dies aber erst einmal nur für die Wessenberg-Sammlung, wenngleich man erwägen mag, dass Änderungen stiftungsrechtlicher Vorschriften eine Klagebefugnis auch für Kläger bringen könnte, die sie heute noch nicht haben. Denkbar wäre, dass die Stadt Baden-Baden klagebefugt werden könnte wegen der vom Haus Baden einkassierten und sträflich vernachlässigten Sammlung Jüncke, die nach dem Stifterwillen in Baden-Baden ausgestellt werden müsste. Unter Umständen könnte man auch die weiteren strittigen Punkte hinsichtlich der Zähringerstiftung aufrollen. Das sind aber höchst vage Spekukulationen, denn es spricht alles dafür, dass die Zähringer-Stiftung im beiderseitigen Einvernehmen und wider Recht und Gesetz und Stifterwillen von Haus Baden und Land BW "beerdigt" wird.

Möglicherweise wird man der Stadt Konstanz Gelder zuschanzen, damit sie sich mit dem Haus Baden einigen kann.

Zu begrüßen wäre, auch die in Salem noch befindlichen Kulturgüter in den Deal einzubeziehen, also nicht nur den Thronsessel, der nach Auffassung der Expertenkommission dem Land gehört, aber im Besitz des Hauses Baden ist. Dies gilt etwa für die kriegsausgelagerten Teile der Waffensammlung des Landesmuseums. Die Sammlung Jüncke sollte als Leihgabe ans Stadtmuseum Baden-Baden gegeben und dort ausgestellt werden. Erworben werden sollte auch die denkmalgeschützte Zähringer-Bildnisgalerie in Salem, auch wenn es sich um "Familienbilder" handelt.

2000 wollte das Haus Baden sein Salemer Archiv verkaufen:
https://archiv.twoday.net/stories/4700175/

Neben den Beständen im GLAK sollte auch dieses am besten in die Verkaufsmasse gelangen.

Bei den Beständen im GLAK muss der Genehmigungsvorbehalt des Hauses Baden fallen, sonst kann man den Ankauf lassen, denn ein Besitzrecht hat das Archiv bereits.

Es wäre natürlich absolut hirnrissig, dem Haus Baden Millionen für Kulturgüter in den Rachen zu werfen, wenn man genau wüsste, dass dieses an seiner Rechtsauffassung festhält, die es ohne eine diesbezügliche Einigung jederzeit gerichtlich überprüfen lassen könnte.

die Handschriftensammlung der Benediktinerabtei auf der Insel Reichenau im Bodensee war bereits im Mittelalter berühmt. Sie ist in ihrem gesamten Bestand vom Jahr 1804 erhalten geblieben und nach Karlsruhe in die damalige Hofbibliothek überführt worden.

Die insgesamt 215 gezählten Handschriftenfragmente sind bei der Katalogisierung im 19. und 20. Jahrhundert aus Reichenauer Einbänden herausgelöst worden. Sie gehören zu den frühesten Schriftzeugnissen unseres Kulturraumes und finden international Beachtung.

Dank finanzieller Unterstützung aus dem Landesrestaurierungsprogramm Baden-Württemberg konnten die nötigen konservierenden Maßnahmen an den Reichenauer Fragmenten durchgeführt werden. Anschließend wurden sie digitalisiert und für das Internet aufbereitet.

Die Reichenauer Fragmente stehen vollständig im Internet zur Verfügung.

Zugang zu den digitalisierten Fragmenten
: https://www.blb-karlsruhe.de/virt_bib/fragmenta_augiensia/

Gerade bei Fragmentabbildungen sollte man nicht mit der Auflösung geizen, da es hier auf kleinste Details ankommt. Leider ist die maximale Auflösung für minutiöse Forschungen nicht ausreichend.


Die Landesregierung von Baden-Württemberg ist grundsätzlich bereit, Schloss Salem zu erwerben. Nur das Prälaturgebäude als Wohnsitz von Markgraf Max soll ausgeklammert bleiben. Gestritten wird um die Konditionen und den Kaufpreis, zwischen dem Verkäufer und dem Land und natürlich auch im Landtag.

https://www.szon.de/lokales/markdorf/salem/200810140512.html
https://www.szon.de/lokales/markdorf/salem/200810140739.html

Prälatur- und Konventgebäude Foto: Daniel Hüneborg flickr.com CC-BY

https://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/besondere-bestaende/verkauf.php

Frühere Beiträge:
https://archiv.twoday.net/search?q=salem


https://blog.pecia.fr/post/2008/10/09/Abbaye-d-Admont


 

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