Kodikologie
https://britishlibrary.typepad.co.uk/digitisedmanuscripts/2012/04/the-taymouth-hours.html teilt mit, dass die kostbare Handschrift aus dem 14. Jahrhundert im Katalog der illuminierten Handschriften der British Library komplett digitalisiert einsehbar ist:
https://www.bl.uk/catalogues/illuminatedmanuscripts/record.asp?MSID=8148&CollID=58&NStart=13

https://www.bl.uk/catalogues/illuminatedmanuscripts/record.asp?MSID=8148&CollID=58&NStart=13

KlausGraf - am Sonntag, 15. April 2012, 16:20 - Rubrik: Kodikologie
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Der UB Heidelberg danke ich für die Bereitstellung von Heid. Hs. 171:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs171
Als Cod. Heid. 359,83 war die Handschrift von Kolb (Die Kraichgauer Ritterschaft 1909 bzw. WürttVjhLdG 1910, S. 18) erwähnt worden:
Über das Turnier ist ein gleichzeitiger Bericht im Stadtarchiv Straßburg vorhanden (A. A. 1921 f. 47—55 Papier, zwei Lagen zu
4 und 2 Blättern). Im wesentlichen stimmt derselbe mit dem bei Rüxner, Fol. 173 ff., überein. Abweichungen Rs. liegen in der Anordnung, in kleinen Auslassungen und Einschiebseln ohne Bedeutung. Die Turnierordnung ist außer bei Rüxner, wo einiges
fehlt, abgedruckt bei Lünig, P. Sp. Cont. III. 2 und bei Burgermeister, Cod dipl. equestr. S. 54. Roth v. Schreckenstein, Reichsritterschaft, Band II S. 109 Anm. 4 leitet ein Zitat der beiden Drucke mit den Worten ein: „Eine im Wesentlichen gleichartige Turnierordnung (mit der Heilbronner), angeblich der Gesellschaft des Esels in Schwaben de anno 1481 und 1485 bei Lünig" etc. — Eine späte Abschrift des Berichtes enthält die Handschr. 359; 83 der Heidelberger Universitätsbibliothek. (Danach zitiert bei Stamm, Turnierbuch ... 1986, S. 303).
https://hdl.handle.net/2027/uc1.b2614934?urlappend=%3Bseq=28 (Kolb mit US-Proxy)
Andreas Ranft, Adelsgesellschaften, 1994, S. 166 Anm. 295 spricht irreführend von einer frühneuzeitlichen Abschrift der Heidelberger Turnierordnung.
Mir gelang es, die nicht genannte Quelle der Abschrift zu ermitteln und zwar bei Studien zu den (echten) Quellen des Heidelberger Turniers. Von der neueren Forschung nicht beachtet wurden Hinweise in der älteren Literatur, beginnend bei einem Buch von Ildefons von Arx 1810,auf eine Beschreibung des Heidelberger Turniers in einer St. Galler Quelle.
Ildefons von Arx 1810
https://books.google.de/books?id=Dz4PAAAAQAAJ&pg=PA497
Später dann
https://books.google.de/books?id=pboAAAAAcAAJ&pg=PA161
Beide nach "Kopialbuch H". Als Tom. 110 des Stiftsarchivs St. Gallen zitiert von:
https://books.google.de/books?id=dUY8AQAAIAAJ&q="beschreibung+des+turniers"
Das Stiftsarchiv St. Gallen teilte freundlicherweise mit: Beim gesuchten Band handelt es sich um ein St.Galler Kopialbuch mit der Signatur "StiASG, Bd. 110" (Stiftsarchiv St.Gallen, Band 110). Der Band stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist überwiegend von der gleichen zeitnahen Hand geschrieben. Anbei der Link zur Verzeichnungseinheit in unserer Datenbank (die noch im Aufbau begriffen ist): https://scope.stiftsarchiv.sg.ch/detail.aspx?id=22096
Die Turnierordnung findet sich auf fol. 87r-102r von StiASG, Bd. 110 (andere, jedoch nicht mehr gültige Blatt- bzw. Lagenzählungen wären CXIIII-CXXX; 111r-127r bzw. i4-k7). Beim Band handelt es sich um ein "typisches" Kopialbuch; früher wurde es als "Copirbuch H" bzw. "Kopialbuch H" bezeichnet. Der Eintrag vor der Turnierordnung bringt einen "frunntlich vnt güttlich vertrag" zwischen Stadt und Kloster St.Gallen, der Eintrag danach einen "gütlichen Spruch" zwischen Kloster und Spital St.Gallen.
Vermutlich nicht vor 1810, dem Erscheinen der Geschichte von Arx, wurde also aus Heidelberg eine Abschrift aus dem St. Galler Band angefordert, die von Arx kollationiert wurde (Kopist war wohl "Loew") und ohne hinreichende Quellenangabe in den Bestand der UB Heidelberg geriet.
Da ich die 100 SFr für ein Gebrauchsdigitalisat der Seiten noch nicht aufbringen wollte, kann ich nichts darüber sagen, inwieweit bei der Abschrift in größerem Maß Lesefehler unterliefen.
Weder die Straßburger Überlieferung noch die im Staatsarchiv Nürnberg
Ordnung des Turniers zu Heidelberg in 50 Artikeln.
Laufzeit: 1481 August 26
Signatur: StArchiv-N, Rep. 2 b Rst. Nürnberg, Losungsamt, 7-farbiges Alphabet, Urkunden Nr. 3555
Altsignatur: Blau H Nr. 6
Jetzt in Rep. 2 c Rst. Nürnberg, 7-farbiges Alphabet, Akten, Nr. 245.
lagen mir bislang vor. Die Heidelberger Handschrift enthält ja die ganze Beschreibung des Turniers, nicht nur die Turnierordnung. Als gedruckte bzw. online verfügbare Parallelüberlieferung ist zu nennen
Rüxners Turnierbuch, hier zitiert nach der Ausgabe 1532 statt der Erstausgabe
https://www.dilibri.de/rlbdfg/content/pageview/324625
(Wirth 1868 hatte auch nur die Ausgabe von 1532 bei seinem Abdruck vorliegen:
https://books.google.de/books?id=v85DAAAAYAAJ&pg=PA214 )
[Erstausgabe 1530:
https://books.google.at/books?id=j8RUAAAAcAAJ&pg=PT687 ]
Eybs Turnierbuch 1519, hrsg. von Heide Stamm 1986 [Näheres]. Der Cgm 961 ist online
https://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00038996/image_127
Ein genauer Vergleich der Heidelberger Handschrift mit diesen beiden Quellen wäre wenig sinnvoll (man sollte die St. Galler Vorlage heranziehen und auch die weiteren Überlieferungen), aber bei flüchtiger Durchsicht zeigt sich, dass alle drei Überlieferungen im wesentlichen auf einen einzigen zeitgenössischen Bericht zurückgehen. In Einzelfällen liefert die Heidelberger Handschrift sicher bessere Angaben.
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs171/0019 Zeile 4 bringt z.B. den Vornamen Blicker des Manns der weiteren Frau aus dem Geschlecht der Landschad von Steinach.
Nachtrag: Bildquellen zum Turnier
https://archiv.twoday.net/stories/120175110/
#forschung
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs171
Als Cod. Heid. 359,83 war die Handschrift von Kolb (Die Kraichgauer Ritterschaft 1909 bzw. WürttVjhLdG 1910, S. 18) erwähnt worden:
Über das Turnier ist ein gleichzeitiger Bericht im Stadtarchiv Straßburg vorhanden (A. A. 1921 f. 47—55 Papier, zwei Lagen zu
4 und 2 Blättern). Im wesentlichen stimmt derselbe mit dem bei Rüxner, Fol. 173 ff., überein. Abweichungen Rs. liegen in der Anordnung, in kleinen Auslassungen und Einschiebseln ohne Bedeutung. Die Turnierordnung ist außer bei Rüxner, wo einiges
fehlt, abgedruckt bei Lünig, P. Sp. Cont. III. 2 und bei Burgermeister, Cod dipl. equestr. S. 54. Roth v. Schreckenstein, Reichsritterschaft, Band II S. 109 Anm. 4 leitet ein Zitat der beiden Drucke mit den Worten ein: „Eine im Wesentlichen gleichartige Turnierordnung (mit der Heilbronner), angeblich der Gesellschaft des Esels in Schwaben de anno 1481 und 1485 bei Lünig" etc. — Eine späte Abschrift des Berichtes enthält die Handschr. 359; 83 der Heidelberger Universitätsbibliothek. (Danach zitiert bei Stamm, Turnierbuch ... 1986, S. 303).
https://hdl.handle.net/2027/uc1.b2614934?urlappend=%3Bseq=28 (Kolb mit US-Proxy)
Andreas Ranft, Adelsgesellschaften, 1994, S. 166 Anm. 295 spricht irreführend von einer frühneuzeitlichen Abschrift der Heidelberger Turnierordnung.
Mir gelang es, die nicht genannte Quelle der Abschrift zu ermitteln und zwar bei Studien zu den (echten) Quellen des Heidelberger Turniers. Von der neueren Forschung nicht beachtet wurden Hinweise in der älteren Literatur, beginnend bei einem Buch von Ildefons von Arx 1810,auf eine Beschreibung des Heidelberger Turniers in einer St. Galler Quelle.
Ildefons von Arx 1810
https://books.google.de/books?id=Dz4PAAAAQAAJ&pg=PA497
Später dann
https://books.google.de/books?id=pboAAAAAcAAJ&pg=PA161
Beide nach "Kopialbuch H". Als Tom. 110 des Stiftsarchivs St. Gallen zitiert von:
https://books.google.de/books?id=dUY8AQAAIAAJ&q="beschreibung+des+turniers"
Das Stiftsarchiv St. Gallen teilte freundlicherweise mit: Beim gesuchten Band handelt es sich um ein St.Galler Kopialbuch mit der Signatur "StiASG, Bd. 110" (Stiftsarchiv St.Gallen, Band 110). Der Band stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist überwiegend von der gleichen zeitnahen Hand geschrieben. Anbei der Link zur Verzeichnungseinheit in unserer Datenbank (die noch im Aufbau begriffen ist): https://scope.stiftsarchiv.sg.ch/detail.aspx?id=22096
Die Turnierordnung findet sich auf fol. 87r-102r von StiASG, Bd. 110 (andere, jedoch nicht mehr gültige Blatt- bzw. Lagenzählungen wären CXIIII-CXXX; 111r-127r bzw. i4-k7). Beim Band handelt es sich um ein "typisches" Kopialbuch; früher wurde es als "Copirbuch H" bzw. "Kopialbuch H" bezeichnet. Der Eintrag vor der Turnierordnung bringt einen "frunntlich vnt güttlich vertrag" zwischen Stadt und Kloster St.Gallen, der Eintrag danach einen "gütlichen Spruch" zwischen Kloster und Spital St.Gallen.
Vermutlich nicht vor 1810, dem Erscheinen der Geschichte von Arx, wurde also aus Heidelberg eine Abschrift aus dem St. Galler Band angefordert, die von Arx kollationiert wurde (Kopist war wohl "Loew") und ohne hinreichende Quellenangabe in den Bestand der UB Heidelberg geriet.
Da ich die 100 SFr für ein Gebrauchsdigitalisat der Seiten noch nicht aufbringen wollte, kann ich nichts darüber sagen, inwieweit bei der Abschrift in größerem Maß Lesefehler unterliefen.
Weder die Straßburger Überlieferung noch die im Staatsarchiv Nürnberg
Ordnung des Turniers zu Heidelberg in 50 Artikeln.
Laufzeit: 1481 August 26
Signatur: StArchiv-N, Rep. 2 b Rst. Nürnberg, Losungsamt, 7-farbiges Alphabet, Urkunden Nr. 3555
Altsignatur: Blau H Nr. 6
Jetzt in Rep. 2 c Rst. Nürnberg, 7-farbiges Alphabet, Akten, Nr. 245.
lagen mir bislang vor. Die Heidelberger Handschrift enthält ja die ganze Beschreibung des Turniers, nicht nur die Turnierordnung. Als gedruckte bzw. online verfügbare Parallelüberlieferung ist zu nennen
Rüxners Turnierbuch, hier zitiert nach der Ausgabe 1532 statt der Erstausgabe
https://www.dilibri.de/rlbdfg/content/pageview/324625
(Wirth 1868 hatte auch nur die Ausgabe von 1532 bei seinem Abdruck vorliegen:
https://books.google.de/books?id=v85DAAAAYAAJ&pg=PA214 )
[Erstausgabe 1530:
https://books.google.at/books?id=j8RUAAAAcAAJ&pg=PT687 ]
Eybs Turnierbuch 1519, hrsg. von Heide Stamm 1986 [Näheres]. Der Cgm 961 ist online
https://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00038996/image_127
Ein genauer Vergleich der Heidelberger Handschrift mit diesen beiden Quellen wäre wenig sinnvoll (man sollte die St. Galler Vorlage heranziehen und auch die weiteren Überlieferungen), aber bei flüchtiger Durchsicht zeigt sich, dass alle drei Überlieferungen im wesentlichen auf einen einzigen zeitgenössischen Bericht zurückgehen. In Einzelfällen liefert die Heidelberger Handschrift sicher bessere Angaben.
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs171/0019 Zeile 4 bringt z.B. den Vornamen Blicker des Manns der weiteren Frau aus dem Geschlecht der Landschad von Steinach.
Nachtrag: Bildquellen zum Turnier
https://archiv.twoday.net/stories/120175110/
#forschung
KlausGraf - am Donnerstag, 12. April 2012, 19:02 - Rubrik: Kodikologie
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Man kann eigentlich jeweils nur raten, ob die ganze Handschrift digitalisiert ist. Anscheinend sind etliche dort ganz einsehbar. Aber besonders dumm ist es, einen Permalink zur jeweiligen Seite zu veröffentlichen, der manuell abgetippt werden muss, weil er sich entscheidend vom Permalink für den Handschrifteneintrag unterscheidet:
Eintrag
https://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31570247
Seite
https://www.manuscripta-mediaevalia.de/bilder/ds/hs_l_ub_ms_1429_0003r
ManuMurks eben, wie gehabt.
Eintrag
https://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31570247
Seite
https://www.manuscripta-mediaevalia.de/bilder/ds/hs_l_ub_ms_1429_0003r
ManuMurks eben, wie gehabt.
KlausGraf - am Dienstag, 10. April 2012, 22:23 - Rubrik: Kodikologie
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In Manuscripta Mediaevalia sind von zahlreichen Moskaner Handschriften Schlüsselseiten eingestellt (derzeit findet die Suche nach Moskau mit Eingrenzung digitalisiert 173 Treffer). Beispiel:
https://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31301304
zu
https://www.handschriftencensus.de/23325 (aus dem Stadtarchiv Lübeck)
https://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31301304
zu
https://www.handschriftencensus.de/23325 (aus dem Stadtarchiv Lübeck)
KlausGraf - am Dienstag, 10. April 2012, 22:09 - Rubrik: Kodikologie
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https://britishlibrary.typepad.co.uk/digitisedmanuscripts/2012/04/first-science-manuscripts-published.html
Darunter:
Harley MS 1720 Georg Joachim Rheticus, Magnus canon doctrinae triangulorum (Germany, 16th century)
Harley MS 2660 Isidore of Seville, Etymologiae and De natura rerum (Germany, 1136)
Harley MS 3035 Isidore of Seville, Etymologiae and De natura rerum (Germany, 1495)
Harley MS 3092 Hrabanus Maurus, De universo and De computo (Germany, 12th century)

Darunter:
Harley MS 1720 Georg Joachim Rheticus, Magnus canon doctrinae triangulorum (Germany, 16th century)
Harley MS 2660 Isidore of Seville, Etymologiae and De natura rerum (Germany, 1136)
Harley MS 3035 Isidore of Seville, Etymologiae and De natura rerum (Germany, 1495)
Harley MS 3092 Hrabanus Maurus, De universo and De computo (Germany, 12th century)
KlausGraf - am Dienstag, 10. April 2012, 16:09 - Rubrik: Kodikologie
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Der Handschriftencensus bietet immer noch nicht die aktuelle Signatur. Dank des Entgegenkommens der Bibliothek ist die ehemals Maihinger Handschrift nun online:
Page turner: https://hdl.loc.gov/loc.rbc/Rosenwald.0013
PDF: https://hdl.loc.gov/loc.rbc/Rosenwald.0013.1
Zur Handschrift:
https://archiv.twoday.net/stories/14870490/
https://www.handschriftencensus.de/11312

Page turner: https://hdl.loc.gov/loc.rbc/Rosenwald.0013
PDF: https://hdl.loc.gov/loc.rbc/Rosenwald.0013.1
Zur Handschrift:
https://archiv.twoday.net/stories/14870490/
https://www.handschriftencensus.de/11312

KlausGraf - am Samstag, 7. April 2012, 19:10 - Rubrik: Kodikologie
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Vor der Veröffentlichung der Beschreibungen der mittelalterlichen deutschen Handschriften der UB Tübingen - nur die neueren sind im Online-Katalog beschrieben - kann man jetzt auf den sehr alten handschriftlichen Katalog von Adelbert von Keller zurückgreifen, der mitunter jüngere Literaturnachträge enthält, woraus zu entnehmen ist, dass er das (bis heute) gültige Findmittel darstellt. Er wurde nun für die Reihe der deutschen Handschriften Md (Württembergica sind Mh) ins Netz gestellt.
https://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/MhIII118-1/0859
Md 120 überliefert eine Abschrift der Schrift des Johannes Geiler von Kaisersberg "Der Hase im Pfeffer" (1502) und ist am Schluss 1514 datiert. Die letzten beiden Seiten sollen eine "ermanung zu+o dem lyden cristi" enthalten. Die Handschrift stammt wie etliche andere Tübinger aus dem Franziskanerinnenkloster Oggelsbeuren (Kurt Ruh: "Von den Drittordensfrauen Oggelsbeuren bewahrt die Univ.-Bibl. Tübingen 6 (Md. 113, 114, 120, 121, 122, 124), die Stuttgarter Landesbibl. 3 Hss." - JSTOR)
Druck von 1516 "Der Hase im Pfeffer":
https://daten.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00008026/image_195
Md 120 fehlt natürlich im Handschriftencensus.
https://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/MhIII118-1/0859
Md 120 überliefert eine Abschrift der Schrift des Johannes Geiler von Kaisersberg "Der Hase im Pfeffer" (1502) und ist am Schluss 1514 datiert. Die letzten beiden Seiten sollen eine "ermanung zu+o dem lyden cristi" enthalten. Die Handschrift stammt wie etliche andere Tübinger aus dem Franziskanerinnenkloster Oggelsbeuren (Kurt Ruh: "Von den Drittordensfrauen Oggelsbeuren bewahrt die Univ.-Bibl. Tübingen 6 (Md. 113, 114, 120, 121, 122, 124), die Stuttgarter Landesbibl. 3 Hss." - JSTOR)
Druck von 1516 "Der Hase im Pfeffer":
https://daten.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00008026/image_195
Md 120 fehlt natürlich im Handschriftencensus.
KlausGraf - am Samstag, 7. April 2012, 01:38 - Rubrik: Kodikologie
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Wohl alle frühneuzeitlichen Handschriften zur Geschichte der Reichsturniere dürften auf Georg Rüxners 1530 erstmals erschienenes Turnierbuch zurückgehen.
Bekannt ist, dass ein namentlich nicht bekannter Illuminist vermutlich in Heilbronn Auszüge aus dem Rüxnerschen Turnierbuch angefertigt und in farbenfrohe Bilder umgesetzt hat. Seine Serienproduktion firmiert als "Kraichgauer Turnierbuch", als Faksimile des Cod. Ross. 711 der Vaticana (für die Herren von Helmstatt) herausgegeben von Lotte Kurras 1983 (Das Turnierbuch der Kraichgauer Ritterschaft, und nochmals 1996: Das große Buch der Turniere, in reduzierter Form). Die fünf Kurras bekannten Handschriften wurden vor allem für Mitglieder der Familien Helmstatt und Gemmingen erstellt, nur das Pommersfeldener Exemplar (Schlossbibliothek Hs. 123 olim 2734, siehe Lotte Kurras in: Die Grafen von Schönborn (1989), S. 496f. Nr. 377) für den Deutschordenskomtur Carl von Wolckenstein.
[Zu Heid. Hs. 58 ohne ausgemalte Wappen:
https://archiv.twoday.net/stories/97008625/
Zu den Handschriften des Kraichgauer Turnierbuchs
https://archiv.twoday.net/stories/948995596/ ]
Es dürfte daneben noch eine ganze Reihe unerschlossener frühneuzeitlicher Handschriften zu den Turnieren auf Rüxner-Basis geben. Zwei habe ich 2008 mitgeteilt ( https://archiv.twoday.net/stories/5059380/ ).
Bearbeitung des Turnierbuchs in Gießen, UB, Hs. 284
Eine mit vielen Wappen illustrierte Neubearbeitung, gewidmet Kurfürst Ludwig von der Pfalz, liegt in Gießen (Hs. 284).
Katalog Adrian S. 90f.
https://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2006/3169/
Olaf Schneider von der UB Gießen hat sich am 18. Juli 2008 viel Arbeit für mich gemacht, ohne dass ich bislang dazu gekommen bin, seine Mitteilung zu verwerten, was hiermit mit herzlichem Dank nachgeholt sei:
"Wie Sie in "Archivalia" schreiben (so auch Adrian), ist die Handschrift Kurfürst Ludwig von der Pfalz gewidmet. Es handelt sich um den VI. Damit wäre bereits ein Rahmen für die Datierung gegeben, nämlich 1576-1583. Auch weitere Familienmitglieder sind in diesem Zusammenhang in der Widmung genannt: Herzog Johann Kasimir (1543-1592) und Reichard von Pfalz-Simmern (1521-1598). So böte die Herrschaftszeit Ludwigs den Rahmen für die Datierung, doch ganz so einfach ist es nicht.
Denn prüft man den Text der Vorrede (fol. 2r bis 5r), die auch Rüxner erwähnt, einmal genauer, so ist dieser nahezu identisch mit der Vorrede der Druckausgabe des "Thurnierbuches" in der späteren Fassung von Feyerabend (Frankfurt) 1578 (= VD 16-R3545). (Die Passagen zu Rüxner sind in der Handschrift unterstrichen sowie mit einem Zeichen am Rand versehen.) Auch das Titelblatt der Handschrift (fol. 1r) orientiert sich an dieser Druckausgabe. (Auf fol. 1v befindet sich ein erstes Wappen.) Der handschriftliche Text verwendet Kürzungszeichen und enthält Korrekturen (teilweise trug man weiße Farbe auf wohl unerwünschte Stellen auf, die man dann überschrieb). Was gegenüber dem Druck jedoch ausgelassen wurde, sind jedwede Bezüge auf Drucker und Druckort. Dies gilt sowohl für das Titelblatt als auch für die Vorrede. Deren Text endet mit "... dem Allmechtigen Gott vndertheniglich befehlen". Es fehlt: "Geben zu Franckfurt/ den 20. Feb. 1578 ... Sigmund Feyerabend."
An die Vorrede schließt sich dann das Gedicht Hartmann Schoppers (vgl. u.a. ADB 32, S. 372f.) an (fol. 5v bis 6r), das sich ebenfalls in der Druckfassung Feyerabends von 1578 findet und auch schon in dessen Fassung von 1566. (Schopper stand in enger Beziehungen zum Buchdrucker Feyerabend und hielt sich längere Zeit in Frankfurt auf.) Beim "Eingang" werden in der Handschrift dann die ersten Seiten der Druckfassung ausgelassen, in denen Rüxner zu Wort kommt. Die Handschrift fährt vielmehr fort mit (fol. 6v): "Wie Keyser Heinrich der Erst Bottschaft aussschickt vnd sich wider die vngläubigen rüst." Von den 38 Turnieren der Druckfassung folgen nun die ersten achtzehn Turniere. Damit endet die Handschrift. Ihre große Besonderheit gegenüber dem Druck sind die zahlreichen auffälligen Wappen, die ich allerdings nicht mehr genau mit Feyerabends Fassung verglichen habe. Diese Wappen sind zunächst auf dem Papier vorgezeichnet und dann farbig ausgemalt worden. Das gilt jedoch beileibe nicht für alle. Bei manchen fehlt die Ausmalung, bei anderen ist nur der Rahmen des Wappenschildes vorhanden, der graphisch jedoch nicht mehr gefüllt wurde. Die Handschrift blieb unvollendet. Von der frühen Provenienz fehlt jede Spur. Bekannt ist nur (so ja auch Adrian), dass sie aus der Bibliothek Heinrich Christian Senckenbergs (1704-1768, ein Bruder Johann Christians) durch die Schenkung seines Sohnes Renatus Carl (1751-1800) an die Universitätsbibliothek Gießen gelangte. Wie genau Senckenberg das Stück erwarb, ist bislang nicht geklärt.
Die Angaben Adrians zur Handschrift sind also nicht in allem zutreffend, was aber auch für andere seiner Handschriftenbeschreibungen gilt.
Die Handschrift gehört damit wohl ins letzte Viertel des 16. Jahrhunderts (ab 1576), vielleicht noch in die Lebenszeit Ludwigs. Nicht auszuschließen ist aber, dass sie noch etwas später entstand. Sie ist in einen einfachen Pergamenteinband (ohne Holzdeckel) gebunden. Zwar könnte man sie für eine Vorabfassung des Feyerabend-Druckes halten, wahrscheinlicher aber scheint mir, dass es sich um eine persönliche Bearbeitung/Fassung einer oder mehrerer Personen (Schreiber, Graphiker etc.) bzw. eine Auftragsarbeit handelt, die sich den Feyerabend-Druck zur Vorlage nahm. Vielleicht befindet sich auch an einem anderen Ort noch ein zweiter Band mit den fehlenden Turnieren."
[Zur Provenienz Schilter/Simon
https://archiv.twoday.net/stories/985928629/ ]
***
Theatrum Germanicae Nobilitatis
Unter diesem Titel überliefert LB Stuttgart Cod. hist. fol. 473 II, S. 1-62 ein alphabetisches Register zu Rüxners Turnierbuch, geschrieben von dem bekannten Zwiefalter Mönch Stephan Bochenthaler in Mariaberg 1643 (Katalog von Heyd). Das gleiche Werk ist auch in der Universitätsbibliothek Tübingen, Md 15, vorhanden (15./16. Jh.):
https://www.hmml.org/research06/catalogue/detail.asp?MSID=73323
Das Werk ist im Tübinger Katalog nicht identifiziert (daher auch fehldatiert) und es fehlt auch die bei HMML angegebene:Titelformulierung
https://www.inka.uni-tuebingen.de/cgi-bin/msst?idt=15&form=lang
ebenso inhaltsarm der alte Katalog Kellers
https://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/MhIII118-1/0845
Heyds Stuttgarter Katalog:
https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/264993
***
Ziemlich ahnungslos wird das handschriftliche Turnierbuch 935-1457 (ohne Signatur?) der Bibliothek der Humboldt-Universität Berlin in das 15./16. Jahrhundert datiert:
https://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31000006,T
"Auf der äußeren Blatthälfte sind die bunt ausgemalten Wappen, auf der inneren stehen die Namen der Ritter. Wie der Namenszug Blehsen auf dem Titelblatt und dem Innendeckel ausweist, befand sich die Handschrift ursprünglich im Besitz des Zisterzienser-Klosters in Blesen (bei Posen), das 1836 durch Preussen mit zahlreichen anderen Klöstern in diesem Raum säkularisiert wurde."
Der kodikologisch ausgesprochen laienhafte Aufsatz von Laminski, Adolf & Peschke, Elke-Barbara: Wiederentdeckte Handschriften
in der Universitätsbibliothek Berlin in: Scrinium Berolinense (2000), S. 471-475, hier S. 474f. bringt außer einer schlechten Abbildung nur noch den Titel: "HASTILVDIA seu TORNEAMENTA Nobilitatis Germanicae. Anno Christi 935 introducta numero Triginta sex, ? temporibus usque in annum 1457 Peracta, cum Nobilum Equitum, in his concertantium, insigniis, coloribus debitis distinctis". Statt 1457 dürfte 1487 zu lesen sein, und der Schriftcharakter (laut Abbildung) stellt den Codex frühestens in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts oder ins das 17. Jahrhundert.
Die Bibliothek weigerte sich, außer dem Hinweis auf den soeben zitierten schlechten Aufsatz Näheres zur Handschrift mitzuteilen. Der Leiter der Bibliothek Degkwitz fand das ganz in Ordnung.
[Digitalisat der Handschrift und ein Aufsatz von 2004 nachgewiesen unter https://archiv.twoday.net/stories/572464101/ ]
***
Nachträge:
Im Handel befindet sich auch 2012 eine zweibändige Handschrift des Rüxnerschen Turnierbuchs
https://archiv.twoday.net/stories/5789575/
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:R%C3%BCxners_Turnierbuch_(Abschrift_17._Jh.)
***
Hessisches Staatsarchiv Darmstadt C 1 D Nr. 91. HADIS-Eintrag:
"Wappen- und Turnierbuch, mit einer Zusammenstellung der zumeist kolorierten Wappen von adeligen Teilnehmern der (angeblich) zu Magdeburg 938, zu Rothenburg ob der Tauber 942, zu Konstanz 948, zu Merseburg 968, zu Braunschweig 996 und zu Trier 1019 abgehaltenen Turniere"
Laufzeit [um 1650]
ab 1803 Bodmann Habel Nr. 26
[ https://www.hadis.hessen.de/hadis-elink/HSTAD/C%201%20D/Findbuch.pdf ]
***
Studt (FS Zotz 2009) weist S. 380 Anm. 27 in der 1580 datierten illustrierten Pariser Handschrift Ms. allemand 86, Bl. 57r-191r eine Abschrift des Turnierbuchs Rüxners nach:
https://archiv.twoday.net/stories/5799510/
***
Staatsarchiv Bamberg, GHAP Nr. 4154
Georg Rixner, Caduceator Kaiser Maximilians I., Turnierbuch, 1578 - Folioband, 89 Bl.
Enthält: Regeln für das Turnier; Teilnehmer an Turnieren; Namenslisten
1578
https://www.gda.bayern.de/findmittel/pdf/staba_ghap_001_2010.pdf
***
Jeremias Schemels Turnierbuch um 1570
Harnisch Heinrichs I. und die Mauerkirchener Reiter
Wien Cod. ser. n. 12756
https://archiv.twoday.net/stories/120175110/
***
Handschrift des 17. Jh., angeboten 1881
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heberle1881_05_12/0206
***
Handschrift in der British Library London
"ACCOUNT Of the Tournaments held at Nuremberg, by the Emperors of Germany and other Princes, as well as by the inhabitants, from 1198 to 1561, in German; illustrated with numerous colored shields of arms and figures of armed knights. The contents are :- Notice of the first Tournament in Germany, celebrated by the Emperor Henry I. at Magdeburgh, in 933, f. 1 ;-Account of the first Tournament at Nuremberg, celebrated by the Emperor Henry VI. in 1198 ; including the names of the Princes, Counts, and Barons who were present, and a description of the dances and the banquet, ff. 3-37 ;-Briefer accounts of the Tournaments held in 1284, 1298, 1329, 1361, 1364, 1380, and 1388, fr. 38- 44 b.;-Tournaments held in 1401, 1434, 1437, 1440, and 1441, ff. 45-60 b. ; -Joust held by the principal inhabitants of Nuremberg and its vicinity, in 1446, with representations of the knights encountering on horseback, ff. 61- 116;-Notice of the Tournament held in 1450, f 117;-The Tournament held by Albert, Margrave of Brandenburgh, in 1454; with representations of the heralds, musicians, jesters, and others assisting in the lists; and figures of the winners of the four prizes, mounted, fF. 117 b.-131 ;-Jousts and entertainments in the years 1485-1532, ff. 132-154;-Joust held by the in. habitants of Nuremberg, on occasion of the marriage of Barnabas Pömer in the year 1538; comprising a poem on the subject, by Hans Sachs, and a representation of Joachim Pömer, armed, on horseback, ff. 154 b.-162; -Jousts in 1539, 1546, and 1561, with figures of the knights, fr. 164-176; -Collection of Ordinances respecting the dances held at the Rath-haus, 1545-1556, ff. 177-182 b. ;-Some shields of arms to be substituted for those previously drawn, f. 183. Written in the early part of the xviiith century. Folio. [15,683.]
Collection Area: Western Manuscripts
Reference: Add MS 15683"
Keineswegs das einzige handschriftliche Nürnberger Turnierbuch. Als Rüxner-Rezeption sind alle jene Turnierbücher zu werten, die das fiktive Turnier von 1198 und gegebenenfalls spätere fiktive Nürnberger Turnier enthalten. Radlmaier, Handschriften der Welser S. 220 nennt GNM Merkel Hs. 2° 928 (17. Jh.), S. 222 das Schembart-Buch ebd. 2° 271 mit einem Teil zu den Nürnberger Turnieren ab 1198.
***
Cod. I.7.2°2 der UB Augsburg überliefert das Rüxnersche Turnierbuch in einer auszugsweisen Abschrift mit Wappen, 1643
https://archiv.twoday.net/stories/233330559/
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Rüxner via Moscherosch in einer Klagenfurter Handschrift rezipiert
https://archiv.twoday.net/stories/1022460813/
#forschung
#fnzhss

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kraichgauer_turnierbuch_pommersfelden.jpg
Bekannt ist, dass ein namentlich nicht bekannter Illuminist vermutlich in Heilbronn Auszüge aus dem Rüxnerschen Turnierbuch angefertigt und in farbenfrohe Bilder umgesetzt hat. Seine Serienproduktion firmiert als "Kraichgauer Turnierbuch", als Faksimile des Cod. Ross. 711 der Vaticana (für die Herren von Helmstatt) herausgegeben von Lotte Kurras 1983 (Das Turnierbuch der Kraichgauer Ritterschaft, und nochmals 1996: Das große Buch der Turniere, in reduzierter Form). Die fünf Kurras bekannten Handschriften wurden vor allem für Mitglieder der Familien Helmstatt und Gemmingen erstellt, nur das Pommersfeldener Exemplar (Schlossbibliothek Hs. 123 olim 2734, siehe Lotte Kurras in: Die Grafen von Schönborn (1989), S. 496f. Nr. 377) für den Deutschordenskomtur Carl von Wolckenstein.
[Zu Heid. Hs. 58 ohne ausgemalte Wappen:
https://archiv.twoday.net/stories/97008625/
Zu den Handschriften des Kraichgauer Turnierbuchs
https://archiv.twoday.net/stories/948995596/ ]
Es dürfte daneben noch eine ganze Reihe unerschlossener frühneuzeitlicher Handschriften zu den Turnieren auf Rüxner-Basis geben. Zwei habe ich 2008 mitgeteilt ( https://archiv.twoday.net/stories/5059380/ ).
Bearbeitung des Turnierbuchs in Gießen, UB, Hs. 284
Eine mit vielen Wappen illustrierte Neubearbeitung, gewidmet Kurfürst Ludwig von der Pfalz, liegt in Gießen (Hs. 284).
Katalog Adrian S. 90f.
https://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2006/3169/
Olaf Schneider von der UB Gießen hat sich am 18. Juli 2008 viel Arbeit für mich gemacht, ohne dass ich bislang dazu gekommen bin, seine Mitteilung zu verwerten, was hiermit mit herzlichem Dank nachgeholt sei:
"Wie Sie in "Archivalia" schreiben (so auch Adrian), ist die Handschrift Kurfürst Ludwig von der Pfalz gewidmet. Es handelt sich um den VI. Damit wäre bereits ein Rahmen für die Datierung gegeben, nämlich 1576-1583. Auch weitere Familienmitglieder sind in diesem Zusammenhang in der Widmung genannt: Herzog Johann Kasimir (1543-1592) und Reichard von Pfalz-Simmern (1521-1598). So böte die Herrschaftszeit Ludwigs den Rahmen für die Datierung, doch ganz so einfach ist es nicht.
Denn prüft man den Text der Vorrede (fol. 2r bis 5r), die auch Rüxner erwähnt, einmal genauer, so ist dieser nahezu identisch mit der Vorrede der Druckausgabe des "Thurnierbuches" in der späteren Fassung von Feyerabend (Frankfurt) 1578 (= VD 16-R3545). (Die Passagen zu Rüxner sind in der Handschrift unterstrichen sowie mit einem Zeichen am Rand versehen.) Auch das Titelblatt der Handschrift (fol. 1r) orientiert sich an dieser Druckausgabe. (Auf fol. 1v befindet sich ein erstes Wappen.) Der handschriftliche Text verwendet Kürzungszeichen und enthält Korrekturen (teilweise trug man weiße Farbe auf wohl unerwünschte Stellen auf, die man dann überschrieb). Was gegenüber dem Druck jedoch ausgelassen wurde, sind jedwede Bezüge auf Drucker und Druckort. Dies gilt sowohl für das Titelblatt als auch für die Vorrede. Deren Text endet mit "... dem Allmechtigen Gott vndertheniglich befehlen". Es fehlt: "Geben zu Franckfurt/ den 20. Feb. 1578 ... Sigmund Feyerabend."
An die Vorrede schließt sich dann das Gedicht Hartmann Schoppers (vgl. u.a. ADB 32, S. 372f.) an (fol. 5v bis 6r), das sich ebenfalls in der Druckfassung Feyerabends von 1578 findet und auch schon in dessen Fassung von 1566. (Schopper stand in enger Beziehungen zum Buchdrucker Feyerabend und hielt sich längere Zeit in Frankfurt auf.) Beim "Eingang" werden in der Handschrift dann die ersten Seiten der Druckfassung ausgelassen, in denen Rüxner zu Wort kommt. Die Handschrift fährt vielmehr fort mit (fol. 6v): "Wie Keyser Heinrich der Erst Bottschaft aussschickt vnd sich wider die vngläubigen rüst." Von den 38 Turnieren der Druckfassung folgen nun die ersten achtzehn Turniere. Damit endet die Handschrift. Ihre große Besonderheit gegenüber dem Druck sind die zahlreichen auffälligen Wappen, die ich allerdings nicht mehr genau mit Feyerabends Fassung verglichen habe. Diese Wappen sind zunächst auf dem Papier vorgezeichnet und dann farbig ausgemalt worden. Das gilt jedoch beileibe nicht für alle. Bei manchen fehlt die Ausmalung, bei anderen ist nur der Rahmen des Wappenschildes vorhanden, der graphisch jedoch nicht mehr gefüllt wurde. Die Handschrift blieb unvollendet. Von der frühen Provenienz fehlt jede Spur. Bekannt ist nur (so ja auch Adrian), dass sie aus der Bibliothek Heinrich Christian Senckenbergs (1704-1768, ein Bruder Johann Christians) durch die Schenkung seines Sohnes Renatus Carl (1751-1800) an die Universitätsbibliothek Gießen gelangte. Wie genau Senckenberg das Stück erwarb, ist bislang nicht geklärt.
Die Angaben Adrians zur Handschrift sind also nicht in allem zutreffend, was aber auch für andere seiner Handschriftenbeschreibungen gilt.
Die Handschrift gehört damit wohl ins letzte Viertel des 16. Jahrhunderts (ab 1576), vielleicht noch in die Lebenszeit Ludwigs. Nicht auszuschließen ist aber, dass sie noch etwas später entstand. Sie ist in einen einfachen Pergamenteinband (ohne Holzdeckel) gebunden. Zwar könnte man sie für eine Vorabfassung des Feyerabend-Druckes halten, wahrscheinlicher aber scheint mir, dass es sich um eine persönliche Bearbeitung/Fassung einer oder mehrerer Personen (Schreiber, Graphiker etc.) bzw. eine Auftragsarbeit handelt, die sich den Feyerabend-Druck zur Vorlage nahm. Vielleicht befindet sich auch an einem anderen Ort noch ein zweiter Band mit den fehlenden Turnieren."
[Zur Provenienz Schilter/Simon
https://archiv.twoday.net/stories/985928629/ ]
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Theatrum Germanicae Nobilitatis
Unter diesem Titel überliefert LB Stuttgart Cod. hist. fol. 473 II, S. 1-62 ein alphabetisches Register zu Rüxners Turnierbuch, geschrieben von dem bekannten Zwiefalter Mönch Stephan Bochenthaler in Mariaberg 1643 (Katalog von Heyd). Das gleiche Werk ist auch in der Universitätsbibliothek Tübingen, Md 15, vorhanden (15./16. Jh.):
https://www.hmml.org/
Das Werk ist im Tübinger Katalog nicht identifiziert (daher auch fehldatiert) und es fehlt auch die bei HMML angegebene:Titelformulierung
https://www.inka.uni-tuebingen.de/cgi-bin/msst?idt=15&form=lang
ebenso inhaltsarm der alte Katalog Kellers
https://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/MhIII118-1/0845
Heyds Stuttgarter Katalog:
https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/264993
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Ziemlich ahnungslos wird das handschriftliche Turnierbuch 935-1457 (ohne Signatur?) der Bibliothek der Humboldt-Universität Berlin in das 15./16. Jahrhundert datiert:
https://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31000006,T
"Auf der äußeren Blatthälfte sind die bunt ausgemalten Wappen, auf der inneren stehen die Namen der Ritter. Wie der Namenszug Blehsen auf dem Titelblatt und dem Innendeckel ausweist, befand sich die Handschrift ursprünglich im Besitz des Zisterzienser-Klosters in Blesen (bei Posen), das 1836 durch Preussen mit zahlreichen anderen Klöstern in diesem Raum säkularisiert wurde."
Der kodikologisch ausgesprochen laienhafte Aufsatz von Laminski, Adolf & Peschke, Elke-Barbara: Wiederentdeckte Handschriften
in der Universitätsbibliothek Berlin in: Scrinium Berolinense (2000), S. 471-475, hier S. 474f. bringt außer einer schlechten Abbildung nur noch den Titel: "HASTILVDIA seu TORNEAMENTA Nobilitatis Germanicae. Anno Christi 935 introducta numero Triginta sex, ? temporibus usque in annum 1457 Peracta, cum Nobilum Equitum, in his concertantium, insigniis, coloribus debitis distinctis". Statt 1457 dürfte 1487 zu lesen sein, und der Schriftcharakter (laut Abbildung) stellt den Codex frühestens in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts oder ins das 17. Jahrhundert.
Die Bibliothek weigerte sich, außer dem Hinweis auf den soeben zitierten schlechten Aufsatz Näheres zur Handschrift mitzuteilen. Der Leiter der Bibliothek Degkwitz fand das ganz in Ordnung.
[Digitalisat der Handschrift und ein Aufsatz von 2004 nachgewiesen unter https://archiv.twoday.net/stories/572464101/ ]
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Nachträge:
Im Handel befindet sich auch 2012 eine zweibändige Handschrift des Rüxnerschen Turnierbuchs
https://archiv.twoday.net/stories/5789575/
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:R%C3%BCxners_Turnierbuch_(Abschrift_17._Jh.)
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Hessisches Staatsarchiv Darmstadt C 1 D Nr. 91. HADIS-Eintrag:
"Wappen- und Turnierbuch, mit einer Zusammenstellung der zumeist kolorierten Wappen von adeligen Teilnehmern der (angeblich) zu Magdeburg 938, zu Rothenburg ob der Tauber 942, zu Konstanz 948, zu Merseburg 968, zu Braunschweig 996 und zu Trier 1019 abgehaltenen Turniere"
Laufzeit [um 1650]
ab 1803 Bodmann Habel Nr. 26
[ https://www.hadis.hessen.de/hadis-elink/HSTAD/C%201%20D/Findbuch.pdf ]
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Studt (FS Zotz 2009) weist S. 380 Anm. 27 in der 1580 datierten illustrierten Pariser Handschrift Ms. allemand 86, Bl. 57r-191r eine Abschrift des Turnierbuchs Rüxners nach:
https://archiv.twoday.net/stories/5799510/
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Staatsarchiv Bamberg, GHAP Nr. 4154
Georg Rixner, Caduceator Kaiser Maximilians I., Turnierbuch, 1578 - Folioband, 89 Bl.
Enthält: Regeln für das Turnier; Teilnehmer an Turnieren; Namenslisten
1578
https://www.gda.bayern.de/findmittel/pdf/staba_ghap_001_2010.pdf
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Jeremias Schemels Turnierbuch um 1570
Harnisch Heinrichs I. und die Mauerkirchener Reiter
Wien Cod. ser. n. 12756
https://archiv.twoday.net/stories/120175110/
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Handschrift des 17. Jh., angeboten 1881
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heberle1881_05_12/0206
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Handschrift in der British Library London
"ACCOUNT Of the Tournaments held at Nuremberg, by the Emperors of Germany and other Princes, as well as by the inhabitants, from 1198 to 1561, in German; illustrated with numerous colored shields of arms and figures of armed knights. The contents are :- Notice of the first Tournament in Germany, celebrated by the Emperor Henry I. at Magdeburgh, in 933, f. 1 ;-Account of the first Tournament at Nuremberg, celebrated by the Emperor Henry VI. in 1198 ; including the names of the Princes, Counts, and Barons who were present, and a description of the dances and the banquet, ff. 3-37 ;-Briefer accounts of the Tournaments held in 1284, 1298, 1329, 1361, 1364, 1380, and 1388, fr. 38- 44 b.;-Tournaments held in 1401, 1434, 1437, 1440, and 1441, ff. 45-60 b. ; -Joust held by the principal inhabitants of Nuremberg and its vicinity, in 1446, with representations of the knights encountering on horseback, ff. 61- 116;-Notice of the Tournament held in 1450, f 117;-The Tournament held by Albert, Margrave of Brandenburgh, in 1454; with representations of the heralds, musicians, jesters, and others assisting in the lists; and figures of the winners of the four prizes, mounted, fF. 117 b.-131 ;-Jousts and entertainments in the years 1485-1532, ff. 132-154;-Joust held by the in. habitants of Nuremberg, on occasion of the marriage of Barnabas Pömer in the year 1538; comprising a poem on the subject, by Hans Sachs, and a representation of Joachim Pömer, armed, on horseback, ff. 154 b.-162; -Jousts in 1539, 1546, and 1561, with figures of the knights, fr. 164-176; -Collection of Ordinances respecting the dances held at the Rath-haus, 1545-1556, ff. 177-182 b. ;-Some shields of arms to be substituted for those previously drawn, f. 183. Written in the early part of the xviiith century. Folio. [15,683.]
Collection Area: Western Manuscripts
Reference: Add MS 15683"
Keineswegs das einzige handschriftliche Nürnberger Turnierbuch. Als Rüxner-Rezeption sind alle jene Turnierbücher zu werten, die das fiktive Turnier von 1198 und gegebenenfalls spätere fiktive Nürnberger Turnier enthalten. Radlmaier, Handschriften der Welser S. 220 nennt GNM Merkel Hs. 2° 928 (17. Jh.), S. 222 das Schembart-Buch ebd. 2° 271 mit einem Teil zu den Nürnberger Turnieren ab 1198.
***
Cod. I.7.2°2 der UB Augsburg überliefert das Rüxnersche Turnierbuch in einer auszugsweisen Abschrift mit Wappen, 1643
https://archiv.twoday.net/stories/233330559/
***
Rüxner via Moscherosch in einer Klagenfurter Handschrift rezipiert
https://archiv.twoday.net/stories/1022460813/
#forschung
#fnzhss

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kraichgauer_turnierbuch_pommersfelden.jpg
KlausGraf - am Freitag, 6. April 2012, 23:13 - Rubrik: Kodikologie
https://www.bl.uk/manuscripts/FullDisplay.aspx?ref=Cotton_MS_domitian_a_xvii
Via
https://britishlibrary.typepad.co.uk/digitisedmanuscripts/2012/04/the-psalter-of-henry-vi-now-online.html

Via
https://britishlibrary.typepad.co.uk/digitisedmanuscripts/2012/04/the-psalter-of-henry-vi-now-online.html
KlausGraf - am Mittwoch, 4. April 2012, 19:38 - Rubrik: Kodikologie
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Schande über die Königliche Bibliothek Institution [siehe Kommentar des Lesers "Hans Luneborch"] zu Berlin, die das 1492 für den Lübecker Patrizier Hans Luneborch gefertigte Stundenbuch in niederdeutscher Sprache 1899 versteigern ließ. Die lange vermisste Handschrift wurde dem Eigentümer, der Peabody Library in Baltimore, anonym übersandt.
https://magazine.jhu.edu/spring-2012/return-lender
https://www.handschriftencensus.de/3332

https://magazine.jhu.edu/spring-2012/return-lender
https://www.handschriftencensus.de/3332

KlausGraf - am Sonntag, 1. April 2012, 17:48 - Rubrik: Kodikologie