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Geschichtswissenschaft

Preprint aus der ZGO 2012 [erschienen Jg. 160, S. 622f.]

Wörterbuch der mittelhochdeutschen Urkundensprache WMU auf der
Grundlage des Corpus der altdeutschen Originalurkunden bis zum Jahr 1300. Unter Leitung von Bettina Kirschstein und Ursula Schulze (ab Lieferung 25: Unter Leitung von Ursula Schulze) erarbeitet von Sibylle Ohly und Daniela Schmidt. Berlin: Erich Schmidt Verlag. 23. Lieferung:
verswigen - vorder S. 2113-2208 (2007); 24. Lieferung: vorder - wagen
S. 2209-2304 (2008); 25. Lieferung. wâgen - widersage S. 2305-2400
(2009); 26. Lieferung: widersagen - zesamenetragen S. 2401-2496
(2009); 27. Lieferung: zesamenevüegen - zwîvelrede. Nachträge abebenen
- zilboum. Bemerkungen zum Abschluss des WMU S. 2497-2619 (2010).
Brosch.

“Nach einer Publikationszeit von 24 Jahren liegt das ‘Wörterbuch der
mittelhochdeutschen Urkundensprache’ 2010 abgeschlossen vor. (Die
Planung hatte Ende der 50er Jahre begonnen. Es umfasst in 27
Lieferungen 8986 Lemmata von abbet bis zwîvelrede, dazu kommen 439
Nachtragsstichwörter” (S. 2613). Stolz resümiert die Projektleiterin
Ursula Schulze -
1960 von Helmut de Boor als Hilfskraft eingestellt - in den
abschließenden Bemerkungen ihr Langzeitprojekt. Am Schluss steht eine
Danksagung, die leider eine Gruppe ausspart: die Rezensenten des
voluminösen Werks. Seit dem Jahrgang 1988 dieser Zeitschrift quäle ich
mich mit diesem zunehmend ungeliebten gedruckten Nachschlagewerk
(weitere Rezensionen, die mehrere Lieferungen zusammenfassen,
erschienen 1991, 1996, 2002 und 2007). Dass ich als junger Referendar
im Generallandesarchiv 1987 beim ersten Heft zugriff, war rückblickend
betrachtet eine Fehlentscheidung. Weder beruflich noch privat habe ich
von diesem Spezialwörterbuch in nennenswertem Umfang profitiert, und
ob meine Rezensionen irgendeinen Nutzen gestiftet haben, möchte ich
bezweifeln. Obwohl von Anfang an ausgemacht war, dass nicht jede
Lieferung einzeln besprochen werden kann, drängte der Verlag und
setzte die Schriftleitung unter Druck. Da ich mich - anders als der
Rezensent der Nassauischen Annalen - dagegen entschieden hatte,
einzelne Lemmata kommentierend aufzulisten, musste ich mir jedesmal
einigermaßen neue Aspekte einfallen lassen. Was ich in der Sache
zusammenfassend zum WMU zu sagen habe, habe ich bereits in der letzten
Besprechung formuliert (der Text ist abrufbar unter:
https://archiv.twoday.net/stories/75224744/ ).

Je weiter das Unternehmen fortschritt, um so unzufriedener wurde ich
mit seiner teuren gedruckten Präsentationsform. Der offizielle Preis
des Gesamtwerks beträgt 1194 Euro in Deutschland. Unter anderem
“verlagsrechtliche Gründe” hätten eine Umstellung des Werks auf
elektronische Bearbeitung nicht zugelassen, erfährt man (S. 2613).
Dass es in absehbarer Zeit die dringend wünschenswerte
Open-Access-Version, die an die Seite der höchst verdienstvollen
Corpus-Digitalisierung (www.corpus.uni-trier.de) treten könnte, geben
wird, halte ich für unwahrscheinlich. Die öffentliche Hand hat mit
viel Steuergeldern das Projekt finanziert, während der Verlag fette
Profite einstreichen durfte. So wird es sich womöglich auch bei der
angekündigten Online-Fassung verhalten. Ein freies nachnutzbares WMU
(unter der Lizenz CC-BY - Creative Commons Attribution) könnte der
Forschung unschätzbaren Nutzen bescheren. Aber darum kümmern sich die
Verkrustungen des traditionellen Verlagswesens nicht. Freilich wäre es einseitig, nur die Verlage verantwortlich zu machen. Die konservativen Open-Access-Verhinderer an den Akademien tragen eine erhebliche Mitschuld.

Im Rahmen der vielen Beiträge zu Geschichtsfälschungen in Archivalia - siehe https://archiv.twoday.net/stories/96987511/ - hatte ich mir unlängst vorgenommen, endlich einmal auch jene Fiktion vorzustellen, die mich schon seit den frühen 1990er Jahren beschäftigt hat: die 1918 erschienene "Goldschmiede-Chronik". Meine Fernleih-Bestellung der Rezension in der Deutschen Rundschau 1919 trägt den Datumsstempel 16. April 1993. Ich hatte mir - mit tatkräftiger Unterstützung von Frau Effinger in Heidelberg - den entlegen publizierten Aufsatz von Johann Michael Fritz (2008) und auch die unkritische Würdigung von Irmscher in der "Weltkunst" 1995 (S. 140f.) besorgt, ein einigermaßen günstiges Exemplar des Buchs erworben (es soll von der UB Heidelberg mit Genehmigung des Rechteinhabers digitalisiert werden) und Kontakt mit dem Enkel des "Herausgebers" Curt Rudolf Vincentz, Dr. Lothar Vincentz aufgenommen. Er bestätigte mir im April 2012 am Telefon, was ich schon bei der ersten Lektüre des Buchs wusste: Dass es sich nicht um eine authentische Quelle des 16. Jahrhunderts handelte. Merkwürdigerweise hätte das Interesse an dem Werk, erzählte er mir, in letzer Zeit zugenommen, während in den Jahrzehnten zuvor keine Anfragen dazu gekommen seien. Der Leiter von "Vincentz Network", Nachfolger der von seinem Großvater begründeten Fachverlage, übersandte mir liebenswürdigerweise sogar ein Exemplar des von mir bibliographisch ermittelten Buchs von Eberhard Meckel "Curt Rudolf Vincentz" (1954) als Leihgabe. Aus den bislang nicht beachteten Passagen dieser seltenen Schrift ergab sich eindeutig der fiktionale Charakter der sich als Werk des 16. Jahrhunderts ausgebenden "Chronik".

So standen die Dinge, als mir Karen Lambrecht, mit der ich vor allem in Sachen Hexenforschung früher freundschaftlichen Kontakt pflog, am 5. Juli ihren Aufsatz zur Goldschmiedechronik zusandte. Ich hatte am Rand von Hohenheimer Tagungen und auch im Gespräch mit ihr vor längerer Zeit die Authentizität der oft benutzten Quelle bestritten und auch von der Absicht der Veröffentlichung meiner Einsichten gesprochen. Ich war "not amused", dass mir Lambrechts Publikation in die Quere kam und dass die Autorin auch vor Abgabe ihres Beitrags keinen Kontakt mehr mit mir aufgenommen hatte. Lambrecht erweckt den Eindruck, als hätte sie allein die Fiktion aufgedeckt, obwohl ich sie doch im damaligen Gespräch (nach meiner Erinnerung ) auf den Casus und die Fiktion deutlich aufmerksam gemacht hatte. Ich kenne sie seit mindestens 1993 und bin mir ziemlich sicher, dass unsere Gespräche schon in den 1990er Jahren stattgefunden haben, während Lambrecht noch in ihrem Beitrag "Communicating Europe" in: German History 20 (2002), S. 18 Anm. 78 die Goldschmiede-Chronik ohne jegliche kritische Distanz als authentische Quelle zitiert!

Ich habe es satt, die kleinen Unredlichkeiten des Wissenschaftsbetriebs zu schlucken, auch wenn Lambrecht nun vorgibt, sich nicht an eine Publikationsabsicht meinerseits erinnern zu können. Ich weiß nur, dass ich an ihrer Stelle im Zweifel nicht den Eindruck erweckt hätte, allein die Quelle entlarvt zu haben, wenn Jahre zuvor in Gesprächen dieses Ergebnis bereits auch von anderer Seite kommuniziert worden war. Sie hätte mit mir nochmals Kontakt aufnehmen müssen, um die Sachlage abzuklären und ggf. Einsichten auszutauschen. Alles andere erscheint mir höchst unfair.

Karen Lambrecht: Dichtung und Wahrheit. Zum Verfasser der Goldschmiede-Chronik Curt Rudolf Vincentz (1867-1945). In: Schlesische Gelehrtenrepublik (2012), S. 269-280 ist ein klarer Fortschritt in der Beschäftigung mit der Goldschmiedechronik, wenngleich ihr die mir auch erst seit kurzem bekannte etwas frühere Stellungnahme des ehemals Heidelberger Kunsthistorikers Fritz entgangen ist. Sie schildert den skandalösen unkritischen Gebrauch der Quelle durch die moderne Selbstzeugnis-Forschung und kann erstmals das Meckel-Buch als Schlüsseltext für die Entstehung des Buchs heranziehen. Sie zollt am Schluss dem Autor Vincentz als Geschichtenerzähler Respekt, schreibt aber (und dem ist ohne Wenn und Aber beizupflichten), dass sein Werk nicht länger als geschichtswissenschaftliche Quelle der Selbstzeugnisforschung genutzt werden kann.

Der kurze Aufsatz von Johann Michael Fritzl: Eine historische Quelle zu den Breslauer Goldschmieden des 16. Jahrhunderts? In: Biuletyn historii sztuki 70 (2008), S. 303-305 bringt von seinem Publikationsort alle Voraussetzungen mit, hierzulande übersehen zu werden. Fritz kennt das Buch von Meckel nicht und erzählt aus Anlass der Verwendung der Goldschmiede-Chronik durch eine polnische Kunsthistorikerin von seiner eigenen Begegnung mit dem Text, die ihn zu dem Schluss führte, auf diese - wenn sie echt wäre - "sensationelle" Quelle in eigenen Publikationen zu verzichten. Er stellt fest, dass die maßgebliche Studie zu den Breslauer Goldschmieden von Hintze 1906 in der Chronik verwertet ist und diese daher "eine lokalpatriotische historisierende Erfindung" ist, die sich durch die altertümelnde Sprache als Original ausgibt (S. 304f.).

Fritz sagt, dass in dem Buch eine Verlagsangabe fehle und auch kein Herausgeber genannt sei. Das kann durchaus sein, auch wenn die mir zugänglichen Exemplare beides nennen. Es hat offensichtlich mehrere Druckvarianten gegeben. Ich habe mir nicht notiert, in welcher Bibliothek bzw. aus welchem Fernleihexemplar ich mir seinerzeit einige Kopien aus dem Buch gemacht habe, aber das Titelblatt des kopierten Buchs weist eine andere Gestaltung (nämlich ein Holzschnitt-Ornament unterhalb des Titels) auf als das in meinem Eigentum befindliche Exemplar mit Verlagsangabe und Datum auf dem Titelblatt:

Die Goldschmiede-Chronik.

Die Erlebnisse
der ehrbaren Goldschmiede-Ältesten
Martin und Wolfgang, auch Mag.
Peters Vincentz.

Verlag der Deutschen Bauhütte
Hannover
1918


Lambrecht stellt zurecht heraus, dass die Aufnahme von Textauszügen in Wolfram Fischers einflussreiche Quellensammlung zur Geschichte des deutschen Handwerks (1957, S. 30-55) die Rezeption der Chronik als historische Quelle erheblich befördert hat. Sie sei in der Entstehung undurchsichtig, schrieb Fischer (S. 11) und konzedierte, dass sie ohne Zweifel von ihrem Herausgeber Curt Rudolf Vincentz bearbeitet worden sei. Doch spräche "eine starke innere Wahrscheinlichkeit für die grundsätzliche Echtheit der Quelle" (S. 23). In der Fußnote dankt Fischer nicht weniger als 13 namentlich genannten Gewährsleuten (überwiegend mit Doktortitel), die ihm geholfen hätten, der Herkunft der Quelle auf die Spur zu kommen. Nun gab es damals noch nicht das Internet und die Wikipedia, mit der man blitzschnell zur heutigen Firma Vincentz gelangt, aber auch in den 1950er Jahren wäre es doch ohne weiteres möglich gewesen, den weiterbestehenden Verlag zu ermitteln und dort nachzufragen.

Dass es Vincentz, auf dessen universale Bildung und vielseitige Interessen ich nicht eingehen kann (und der auch bei Lambrecht etwas zu kurz kommt), von Anfang an gelungen ist, seine Autorschaft zu verschleiern, zeigt bereits die kurze Anzeige in der Deutschen Rundschau vom Dezember 1919, S. 473, die ich komplett wiedergebe: "In unruhige Zeit, wenn auch eine entlegene, führt die 'Goldschmiede-Chronik', die von den Erlebnissen der ehrbaren Goldschmiedeältesten Martin und Wolfgang, auch Mag. Peters Vinzent kündet (Deutsche Bauhütte, Hannover). Sie umfaßt die Jahre 1480 bis 1586 und handelt von den Freuden und Leiden, dem Stolz und der Not deutschen Handwerks im Kampf gegen Polen und Pest. Hier ist ein Dokument, das kulturhistorisch und auch national von besonderem Wert ist".

Auf ideologische Aspekte des Buchs geht Lambrecht nicht ein. Mir fielen Passagen über die Juden (vor allem S. 301-305) auf, die auf antisemitische Diskurse der Entstehungszeit zurückgehen könnten. Immerhin ist die berüchtigte "Laichinger Hungerchronik" (publiziert 1913/17) etwa zur gleichen Zeit aus antisemitischem Affekt gefälscht worden:

https://de.wikipedia.org/wiki/Laichinger_Hungerchronik (mit weiteren Nachweisen)

Zu den literarischen Vorlagen von Vincentz könnte die durch ihre farbigen Schilderungen und die eingemischten Schwänke heute noch faszinierende Zimmerische Chronik gehört haben. Auch die Goldschmiede-Chronik mischt gern schwankhafte Erzählungen ein. Auf jeden Fall hat sich das heute noch durchaus lesbare Buch von Vincentz - schon allein wegen seiner Rezeption, siehe unten - weitere interpretatorische Bemühungen verdient.

Lambrecht meint, das Buch vermittle durchaus den Eindruck einer authentischen Quelle und es erfordere schon genaues Hinsehen, um die Fiktion zu erkennen (S. 279). Der Ansicht bin ich nicht. Wer auch nur ein wenig quellenkritisches Gespür und kritischen Geist hat, sollte eigentlich schon sehr rasch merken (wie ich das bei der ersten Lektüre getan habe), dass einfach alles zu gut passt, dass die Protagonisten bei zu vielen wichtigen Ereignissen dabei waren. Aber Lambrecht ist ja früher selbst auf die Quelle hereingefallen und mit ihr ganz viele andere, auch renommierte Historiker.

Lambrechts Nachweise der Benutzung in der modernen Geschichtswissenschaft als authentische Quelle (Kaspar von Greyerz, Axel Gotthard u.a.m.) lassen sich mit Google Book Search ohne Mühe vermehren:

Katharina Simon-Murscheid: Die Dinge im Schnittpunkt sozialer Beziehungsnetze (2004), im Literaturverzeichnis

Knut Schulz, in: Jahrbuch des Historischen Kollegs 1996, S. 74 Anm. 24: ein im Kern echter Wanderbericht

Jürgen Kuczynski (1980) usw. usf.

https://www.google.de/search?q=goldschmiedechronik&tbm=bks
https://www.google.de/search?q="goldschmiede-chronik"&tbm=bks

Sehr selten sind distanzierende Hinweise:

Rudolf Holbach, in: Kredit im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa (1991), S. 136 Anm. 15: "in der freilich reichlich dubiosen Goldschmiede-Chronik"

Walther Karl Zülch: Frankfurter Künstler (1935), S. 342: "vermutlich unechte, aber viele historische Tatsachen enthaltende"

Sehr viele Historikerinnen und Historiker (auch solche aus der ersten Reihe) sind Vincentz auf den Leim gegangen und haben eine fiktive Schrift unkritisch als authentische Quelle verwertet, da sie einfach zu schönen und einzigartigen Stoff bot. Zweifel, die sich schon aufgrund der Präsentationsform des Ganzen aufdrängen mussten, wurden kaum artikuliert. Niemand hat offenbar beim Verlag recherchiert, wo man ihm wohl freimütig das mitgeteilt hätte, was ich am Telefon erfuhr und was in Meckels Buch von 1954 (das auch in einigen wissenschaftlichen Bibliotheken steht) gedruckt zu lesen war, dass es sich bei der Goldschmiedechronik um ein Resultat der überbordenden historischen Phantasie des Curt Rudolf Vincentz handelt. Das alles wirft kein gutes Licht auf die Praxis der Geschichtswissenschaft.

Nachtrag August 2012: Das Buch von Vincentz ist online
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/vincentz1918

#forschung

vincentz_oelbild Ölgemälde von Curt R. Vincentz (aus dem Buch von Meckel)

Titelblatt (von mir vor längerem kopiert)

"Das Deutsche Historische Institut (DHI) in Rom hat im Juni 2012 sein neues Portal „Romana Repertoria Online / Roman Repertories Online (RRO)“ https://www.romana-repertoria.net/ präsentiert, das Datenbanken digitaler Publikationen des DHI Rom und seiner Partner zu historischen sowie musikhistorischen Themen online zugänglich macht. Das vorerst deutschsprachige RRO wird demnächst auch in Italienisch und Englisch angeboten.
Die Mehrzahl der auf RRO verfügbaren Datenbanken basieren auf der Software „DENQ – Digitale Editionen Neuzeitlicher Quellen“, deren Erstfassung 2004 gemeinsam mit dem DHI London entwickelt worden ist. Das nicht kommerziell und daher unabhängige Programmpaket steht seitdem neben den Instituten der Max Weber Stiftung auch weiteren Kooperationspartnern des DHI Rom offen.
Auf RRO ist zudem zum ersten Mal die digitale Version „RG Online“ des „Repertorium Germanicum (RG)“ sowie seines Tochterunternehmens „Repertorium Poenitentiarie Germanicum (RPG)“ weltweit online abrufbar. Damit erreicht eine traditionsreiche Institutsaufgabe in der Grundlagenforschung eine neue Dimension"

https://idw-online.de/pages/de/news487555

Hermann Bloch zeigte in seinem Aufsatz über die elsässischen Annalen der Stauferzeit (1908), dass der Straßburger Historiker Philippe-André Grandidier (1752-1787) nicht nur Urkunden, sondern auch die Annales breves Argentinenses samt vorangestelltem Bischofskatalog gefälscht hat.

Das Zitat:
https://archive.org/stream/regestenderbisch01wissuoft#page/32/mode/2up

Leider wurden Grandidiers Fälschungen in neuerer Zeit verharmlost, etwa bei Voss, Jürgen: Aus der Werkstatt zweier Mediävisten des 18. Jahrhunderts : die Quellenerschließung bei Schöpflin und Grandidier. In: Fälschungen im Mittelalter Bd. 4 (1988), S. 319-330 (ebenso schon https://francia.digitale-sammlungen.de/Blatt_bsb00016281,00646.html ) oder Philippe Dollinger in der NDB, der ebenso wie Voss nur die Urkundenfälschungen anspricht:

https://www.deutsche-biographie.de/sfz22039.html

Hermann Blochs Nachweis der Urkundenfälschungen erschien in der ZGO 1897:

https://archive.org/stream/zeitschriftfrdi11langoog#page/n529/mode/2up

Nachtrag 1898:
https://archive.org/stream/zeitschriftfrdi00langoog#page/n13/mode/2up

Fälschungen in Archivalia:
https://archiv.twoday.net/stories/96987511/


Seit März 2012 stellt die Website zu den Fuggerzeitungen monatlich einen besonders interessanten Bericht vor.

https://www.univie.ac.at/fuggerzeitungen/de/?page_id=25

Siehe auch
https://archiv.twoday.net/stories/64967718/

https://frueheneuzeit.hypotheses.org/1296


Glückwunsch zum "Privatdozent" und danke für die Bereitstellung der Arbeit!

https://adresscomptoir.twoday.net/stories/104854424/

Geburtshilfe und Instruktionen an die ausübenden Personen verfolgten lange Zeit primär das Ziel, den Prozess der Niederkunft so zu gestalten, um dem Kind die heilige Taufe zu ermöglichen. Der religiöse Aspekt war bereits in den ersten Stunden, in denen ein neues Leben das Licht der Welt erblickte von essentieller Bedeutung. Verstarb das Neugeborene ohne Taufe, blieb ihm, nach katholischer Glaubenslehre, der Weg in den Himmel genauso verwehrt, wie ein kirchliches Begräbnis und eine würdige Bestattung am Gottesacker. Es war ausgeschlossen von der Gottesschau und fand seinen Platz im "Limbus puerorum" - einem Ort zwischen Himmel und Hölle, ohne Aussicht auf Erlösung. Diese wenig tröstliche Jenseitsprognose förderte bisweilen phantasievolle Taufpraktiken zutage, versuchten doch oft Eltern alles Menschenmögliche um ihr Kind vor einem Schicksal im "Limbus" zu bewahren. Das Spektrum reichte von eilig vollzogenen Nottaufen, über Taufen "in utero", bis hin zu Wallfahrten mit toten Kindern mit der Bitte um kurzzeitige Erweckung zur Taufe. Besonders außergewöhnlich erscheint in diesem Zusammenhang die Bestattung ungetaufter toter Kinderkörper entlang der Trauflinie von Gotteshäusern ("Traufkinder"). Im Volksglauben hielt sich die Meinung durch das herabtropfende Wasser konnte das Kind in der Erde noch "post mortem" getauft werden.

Petra Lindenhofers Wiener Diplomarbeit beleuchtet diese Praktiken.

https://othes.univie.ac.at/20592/

Die Zeitschrift erschien 1862 bis 1886. Auch wenn einzelne Seiten unbrauchbar sind, ist es doch erfreulich, dass jetzt alle Jahrgänge ohne US-Proxy benutzbar sind:

https://de.wikisource.org/wiki/Forschungen_zur_Deutschen_Geschichte

https://ema2.uni-graz.at:8090/livelinkdav2/nodes/272307/Schilhan_Lisa%2002.01.2012.pdf

Schilhan, Lisa: Die Problematik verschiedener zeitlicher Ebenen bei der Darstellung historischer Themen im Spätmittelalter
Diss. Universität Graz, Geisteswissenschaftliche Fakultät, Institut für Kunstgeschichte 2012

Es geht, was der unrpäzise Titel so nicht unbedingt nahelegt, um das Problem des Anachronismus in der bildenden Kunst. Ob die Autorin meinen von ihr zitierten Aufsatz von 1996 wirklich verstanden hat, sei dahingestellt. Wieso sie Graf 2003 ignoriert hat, obwohl der auch schon seit längerem online ist?

Siehe
https://archiv.twoday.net/stories/4475015/

Narratio de rebus gestis archiepiscoporum Moguntinorum

(Bericht über die Taten der Erzbischöfe von Mainz)

Werk
Umfangreiche Geschichte der Erzbischöfe von Mainz, verfaßt Ende 15. Jh. Die Handschrift mit dem Gesamttext ist seit dem 19. Jh. verschollen; erhalten sind nur einige kurze Auszüge über acht Kriege im Rheingau (Hessen) in den Jahren 1165, 1301, 1360, 1369, 1371, 1382, 1405 und 1410. Hinzu kommt ein Bericht über die Befestigungsmaßnahmen, die Erzbischof Adalbert II. von Mainz (PND119496313) (1138-1141) in Bingen (Rheinland-Pfalz) durchführen ließ.
Handschriften - Mss.
v. Edd. Böhmer, p. xliii nr. 23
[ https://archive.org/stream/fontesrerumgerm03hubegoog#page/n48/mode/2up ]

Ausgaben - Edd.
F. J. Bodmann, Rheingauische Altertümer, Mainz 1819, pp. 160 sqq. Auszüge

in Böhmer, Font., 4 (1868) 363-367 aus ed. Bodmann

Literatur - Comm.
v. Edd. Böhmer, p. xliii nr. 23

Letzte Änderung der Daten am 20-03-2012 09:56


Zedler hat diese Geschichtsquelle als Erfindung Bodmanns nachgewiesen:

https://archive.org/stream/NassauischeAnnalen45/NassauischeAnnalen451921#page/n361/mode/2up

Markus Müller, Bistumsgeschichtsschreibung, 1998, S. 24 verweist darauf, dass sich aus der Bistumschronik Zimmerns ein weiteres Argument gegen die Echtheit der Narratio ergibt.

Gleichwohl sind Böhmer, Holder-Egger und in ihrem Gefolge diverse Autoren auf diese Fälschung hereingefallen:

https://www.google.de/search?tbm=bks&q=%22Narratio+de+rebus+gestis+archiepiscoporum+Moguntinorum+%22
https://www.burgenlexikon.eu/104.html#c356

Holder-Egger gibt immerhin eine Warnung vor Bodmann:
https://www.mgh.de/dmgh/resolving/MGH_SS_rer._Germ._42_S._59

Zu Bodmann
https://archiv.twoday.net/stories/97064349/

Zu den Geschichtsquellen
https://archiv.twoday.net/stories/96988260/

 

twoday.net AGB

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