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Wahrnehmung



"Es soll ein feuchtfröhliches Wiedersehen in Amsterdam werden und endet mit einem Mord: Der Mönchengladbacher Kunstrestaurator Robert Patati muss mit ansehen, wie sein guter Freund und Kollege Wolfgang in dem von seinem Chef geliehenen Jaguar in die Luft gejagt wird.
Zuletzt hat Wolfgang im Archiv des Lebensmittelkonzerns Duneko Fotos aus der Firmengeschichte für eine Ausstellung restauriert. Galt der Anschlag ihm oder seinem Auftraggeber? Verdächtigt werden die Aktivisten der Gruppe ›Best for Africa‹. Schon lange protestieren sie gegen die Geschäftspraktiken der Firma in Kamerun und anderen Entwicklungsländern. Haben die ›Weltverbesserer‹ die Grenze zum Terrorismus überschritten?
Obwohl sie sich gerade erst getrennt haben, kann Patati jetzt nur noch die gewiefte niederländische Profilerin Micky Spijker weiterhelfen... "

318 Seiten, kt.
ISBN 978-3-89425-360-8
1. Auflage 2009
Quelle: Verlagshomepage

Aus einem TAZ-Interview mit Chris Humbs:
"..... Wie sind Sie an die Quellen vor Ort gekommen?

Es hieß immer: In den örtlichen Archiven ist nichts zu finden. Alles wurde vernichtet. Wir haben dann aber doch auf Dachstühlen Kisten voll losem Zettelwerk gefunden. In den Staatsarchiven hatten die Archivare fast schon Tränen in den Augen, weil sich endlich mal jemand für Akten der lokalen NS-Geschichte interessiert. ...."

" .... Größere Einrichtungen leisten seit Langem mit Ausstellungen, Publikationen und Internet-Inventaren jede Menge Breitenarbeit. Die Forderung nach "Bürgerarchiven" ist albern, denn die Bürger sind ja die Nutzer der Archive - wer denn sonst?

Allerdings: Archive sind hoch spezialisierte Einrichtungen, die ein fachlich ausgebildetes Personal erfordern; sie bieten beileibe nicht das, was für einen Familienausflug taugt. Man findet dort in der Regel keine bunten Bildchen, und kein Archivar wird seine mittelalterlichen Kodizes wie in einer Stellage auf dem Wochenmarkt auslegen.

Jeder Vergleich mit äußerlich "erfahrbaren" Kunstschätzen oder Bauwerken lässt den Schluss zu, dass hier jemand keine Kenntnis davon hat, wie viel Aufwand, Energie und Grundwissen vonnöten sind, um die archivischen Quellen zum Sprechen zu bringen und sie zu erlebter Geschichte zu gestalten. Die Vorstellung, Archive zu Schaubuden eines vordergründigen Aktionismus zu machen, ist realitätsfern und abschreckend.
" so Dr. Peter Letkemann, Berlin, in einem Leserbrief in der Welt:

Aus einem Interview in der Welt am Sonntag: " ....
Welt am Sonntag: Im Moment ist es sehr en vogue, das Archiv zu zitieren.
Lagerfeld: Tue ich nicht. Auf dem Friedhof von Chanel haben wir schon lange alles ausgegraben. Es gibt gewisse, wie soll ich sagen, Elemente, mit denen ich spielen kann. Aber ich muss schon etwas Neues erfinden. Ich selbst habe auch gar keine Archive. ..."

Manfred Zach verarbeitet "in seinem Schlüsselroman 'Monrepos oder die Kälte der Macht' [...] seine Erfahrungen in der Stuttgarter Regierungszentrale unter den Ministerpräsidenten Filbinger und Späth". ( https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Zach )
Zitat:
"Nächstes Mal versetze ich Sie ins Archiv. Auch das war ein Spechtscher Wunschtraum:" [Anmerkung: Späth tritt originellerweise als Specht auf] "widerborstige Beamte im Handumdrehen versetzen zu können. Ins Archiv zum Beispiel. Archive galten ihm als Inbegriff der Nutzlosigkeit. Lauter totes gestapeltes Wissen. Und bleiche, spitznasige Gesellen, die den Muff verwalteten, mit Ärmelschonern und gebeugtem Nacken. Archive kamen gleich nach Friedhöfen. Jemanden dorthin strafzuversetzen, hieß in Spechts Verständnis, ihn legal umzubringen. Er drohte es so oft an, dass ihm der Chef der Archivverwaltung eines Tages einen langen, empörten Brief schrieb. Da er ihn auch an die Öffentlichkeit lancierte, machte Specht eilends einen Rückzieher und versicherte dem Gekränkten, dass er seine Arbeit für außerordentlich verdienstvoll halte. Dann erzählte er es den Journalisten und amüsierte sich könglich." (Manfred Zach. Monrepos oder die Kälte der Macht. Sonderausgabe Tübingen 2001 bei Klöpfer und Meyer. S. 182)

"Wer im Düsseldorfer Museum K21 den Raum „El Caso“ betritt, spürt und denkt sogleich: Archiv, Gedenkstätte, Grabkammer, Trauer. Unregelmäßig verteilt, hängen 40 gerahmte Porträtfotos an den Wänden. Die Bilder zeigen unscharfe Gesichter von Männern, Frauen und Kindern. Über jedem Foto ist eine Klemmlampe angebracht. Sie sind die einzigen Lichtquellen im Raum und strahlen die Gesichter wie bei einem Verhör an. Lose schwarze Kabel zeichnen ein wirres Liniennetz auf die Wand. Unter jedem Bild hängt eine blecherne Keksdose. Dominiert wird der Raum von drei nebeneinander aufgestellten Holzregalen, die gefüllt sind mit Stapeln fein säuberlich aufgeschichteter Leintücher."
Christian Boltanski, 1944 in Paris geboren, hat diese Installation 1988 erstmals in Madrid gezeigt. „El Caso“ ist der Name eines spanischen Revolverblattes, das mit reißerischen Artikeln über spektakuläre Kriminalfälle eine hohe Auflage erzielt. Boltanski hat die Fotos für seine Installation „El Caso“ entnommen. Sie zeigen Täter und Opfer von Gewaltverbrechen. Die verschlossenen Keksdosen bewahren die Abbilder der Tatorte auf.

„Ich versuche, eine primäre Emotion herzustellen… So wie man im Kino weint“, hat Christian Boltanski einmal gesagt. In seinen Werken stellt er individuelles und kollektives Erfahren gegenüber und setzt sich mit Vergangenheit und Vergänglichkeit auseinander: „‚Zeit’ ist eine Wegführung, die von privater, öffentlicher und der Zeit Gottes spricht. Es gibt keine Antworten, aber viele Fragen.“ Das unkommentierte Nebeneinander von Tätern und Opfern zeigt auch die Paradoxie des Gedenkens. Beim Betrachter setzt „El Caso“ eine Kette von Assoziationen in Gang. Am Ende stehen Vergessen und Tod – oder vielleicht doch Erinnern und Leben."


Buchtipp

Christian Boltanski: Zeit.
Katalog zur Ausstellung Institut Mathildenhöhe Darmstadt, 2006/2007
Hrsg. von Ralf Beil
Hatje Cantz Verlag 2006; Preis: 39,80 Euro

Quelle: west.art, Mesterwerke mit weiterführenden Links

s. a. https://archiv.twoday.net/search?q=Boltanski



"Ab 1936 widmete sich Marcel Duchamp der Idee eines transportablen Künstlermuseums, der Boîte en valise, die er 1941 schließlich als limi- tierte Luxusausgabe herausbrachte: Ein Koffer, in dem komplexe Falt- systeme ca. 80 miniaturisierten Reproduktionen duchamp’schen Kunst- schaffens Platz boten, „jederzeit verfügbar und vorzeigbar“, ein Prototyp des mobilen Archivs.
STILL DIALING ALICE riskiert den Blick in die archivarische Schachtel, macht das Buch zum Musterkoffer und umgeht damit Duchamps Klappef- fekt, die Textschachtel (Buch) zu einem Museum umzufunktionieren. Denn nicht das Archiv ist die Grenzfigur, die den Text erst archivfähig macht, sondern der Archivar und seine archivarische Arbeit. Die dadasophische Archeologie widmet sich genau dieser unbekannten Arbeit am Text: Sie folgt den Spuren der Texte (Archivalien) mit dem archivarischen Blick und wird erst im Gebrauch aktiv. Sie stellt die Archivreife der Texte fest, erschließt, registriert, erstellt einen Index - das Findbuch, bearbeitet und entfernt Textteile, die nicht archivwürdig sind, führt sie der Kassation zu, ganz nach dem Muster der alten Schachtel.
Die dadasophische Archeologie stellt den Archivar als Steuermann direkt in den Text und beobachtet ihn in seiner Welt der machtvollen Steuerzei- chen. Nicht nur er blickt in die archivarische Schachtel wie der potentielle Käufer in den Musterkoffer, auch der Leser. Schließlich ist das dadaso- phische Archiv nicht nur ein ausgeklügeltes Faltensystem, bei näherem Hinsehen und im Regalfall auch Sargdeckel. "

205 Seiten, brosch. erschienen im Herbst 2009
ISBN: 978-3-85415-445-7
Quelle: Ankündigung Ritter Verlag, Klagenfurt

Leseprobe (PDF)

Christoph Seidler berichtet auf Spiegel online: " ..... Auch Heinz Miller vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) will der neuen Arbeit keine weltweite Aussagekraft zubilligen. Die Forscher um Dorale hätten "ein vielversprechendes Archiv" aufgetan, lobt der Glaziologe. "Doch ich würde dem Ergebnis eher lokale als globale Bedeutung beimessen." Änderungen des Meeresspiegels könnten regional ganz unterschiedlich ausfallen. ....."



Aus der Besprechung Andreas Platthaus´in der FAZ": " .... Er erzählt von Hans Frambach, der in Berlin als Archivar in einem „Institut für Vergangenheitsbewirtschaftung“ arbeitet. Dort wird „die Dunkelheit, aus der dieser Staat vor langer Zeit hervorgekrochen war, in das hellste Licht gestellt und zu seinem Eigentlichen erklärt“. Deshalb der Titel des Romans – und weil das Leiden an der deutschen Vergangenheit für den 1962 geborenen Frambach das selbstverständliche Unglück begründet, dem er sich verpflichtet fühlt. Denn „es war nicht sein Unglück, sondern Das Unglück. Wenn er es von sich abzog, blieb nichts von ihm übrig.“ Dieses Unglück ist sein Eigentliches. ...."
Literaturverlag Droschl, Wien 2010. 176 S.


Quelle: Hochschule für bildende Künste Braunschweig

" ..... In seinem "begehbaren Archiv" zeigt der renommierte Bildhauer und HBK-Professor Raimund Kummer in der Galerie der Kunsthochschule 200 Farbfotos. Sie liegen in offenen Schachteln, die wiederum auf geschlossene Schachteln gestapelt sind, was zweierlei suggeriert. Erstens: Es muss in Kummers Archiv noch unendlich viel mehr Bilder geben, wir sehen nur die oberste Schicht. Zweitens: Mit der U-förmigen Anordnung der gestapelten Archiv-Kästen wird diese Foto-Schau zugleich zur Raum-Installation.
Auch in den Fotos selbst, die offenbar entweder Kummers Objekte festhalten oder einen Ideen-Findungs-Prozess dokumentieren, verschwimmen die Grenzen zwischen dem zweidimensionalen Bild und dem dreidimensionalen Objekt. Sie sind fast immer so kunstvoll inszeniert, so effektvoll beleuchtet, dass man sie sich sofort als Real-Inszenierungen vorstellen kann.
Da ist natürlich wie immer bei solchen Bildermassen die Gefahr der Beliebigkeit, manchmal auch der Gefälligkeit, gegeben. Aber: Wer so verschwenderisch mit so starken Fotos umgeht, der muss schon über eine unheimliche Fülle inszenatorischer Fantasie verfügen. Und man bekommt eine Ahnung von dem, was den Bildhauer Kummer umtreibt: die Körperlichkeit, das pulsierende Leben, das Sehen selbst in Kunst zu verwandeln. ...."

Quelle: Braunschweiger Zeitung

Ort: Kunsthochschule Braunschweig, bis 12. Februar, montags - freitags 13 - 18 Uhr, donnerstags 13 - 20 Uhr.

 

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