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Kulturgut

ist ein Beitrag von Armin Schlechter, Leiter der Abteilung Handschriften und Alte Drucke der Universitätsbibliothek Heidelberg, betitelt, der bereits 2002 in der Heidelberger Hauszeitschrift "Theke" erschien (Ausgabe (2002), S. 35-38, https://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/3131 ). Es handelt sich um die Druckfassung eines Vortrags auf dem 5. Tübinger Symposium 'Handschriften, Alte Drucke' vom 28.-30.10.02 im Heinrich-Fabri-Institut der Universität Tübingen in Blaubeuren.

Schlechter führt aus:

"Im Falle der Inkunabeln, von Handschriften abgesehen, ist die Erschließungsform der Exemplarbeschreibung unstrittig, die in dem einzelnen Codex nicht ein letztlich austauschbares Stück einer Druckauflage sieht, sondern ein Unikat, das in diesem Punkt mit einer Handschrift vergleichbar ist. Exemplarspezifische Besonderheiten kommen auch den Büchern nach 1500 zu, doch sind diese Merkmale von abnehmender Dichte. Nach 1600 nimmt beispielsweise die Quote wertvoller Einbände oder aber auch die Zahl der Stücke, die mit reichen Marginalien versehen sind, deutlich ab. Auf der anderen Seite sind Bücher bis in 18. Jahrhundert zu einem großen Teil provenienztragend. Wahrscheinlich zeigen die Produkte des 16. Jahrhunderts nicht erheblich weniger Besitzeintragungen als die Inkunabeln. Die Hauptbesonderheit der Drucke nach 1500 ist, im Vergleich zu Handschriften und Inkunabeln, die Mächtigkeit der Überlieferung. Sie ist ganz zweifellos ein Hauptproblem bei einer durchgreifenden Tiefenerschließung des Materials. (...)

Die statistische Benutzung des Alten Buches ist, im Vergleich zu moderner Studienliteratur, vergleichsweise gering, liegt aber wohl höher als bei Handschriften und Inkunabeln. Alles in allem ist die Benutzungsfrequenz aber kein Parameter, über den sich das Alte Buch in seinem Wert befriedigend definieren lässt. Ein möglicher Gegenbegriff wäre die Musealität, der von bibliothekarischer Seite aber eher gefürchtet wird, will man sich doch keineswegs als Buchmuseum definieren.

(...) Zumindest im deutschsprachigen Süden geht die Fülle der Überlieferung des Alten Buches auf gewachsene Bibliotheksstrukturen zurück; als entscheidendes historisches Ereignis, das zum Übergang großer Büchermengen in öffentliche Einrichtungen geführt hat, ist die Säkularisation geistlicher Institute zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu nennen. Schon allein aufgrund ihrer Menge handelt es sich bei Handschriften und Inkunabeln nur um vergleichsweise geringe Anteile einer historischen Büchersammlung, die als Einzelstücke natürlich per se einen erheblich höheren Erkenntniswert haben als Drucke späterer Zeit. Daraus folgt aber auch, daß in Abgrenzung hierzu die zahlenmäßig weit größere Überlieferung nach 1500 in einem viel höheren Maß die historische Bibliothek selbst in ihrem Eigenwert repräsentiert.
Das Alte Buch nach 1500 zeigt also in der Summe einen fallenden Exemplarwert, aber gleichzeitig aufgrund seiner Mächtigkeit einen viel höheren Ensemblewert, um einen Begriff aus der Denkmalpflege zu verwenden, der beispielsweise die historische Altstadt meint, die sich aus einer Summe schützenswerter Gebäude zusammensetzt. Der Begriff Ensemble bezeichnet beispielsweise die oft großen Anteile an Klosterbibliotheken, die auf eine oder aber mehrere Bibliotheken in heute öffentlicher Hand verteilt worden sind. In keinem Fall sind diese historischen Sammlungen vollständig überliefert, da es zu Verlusten schon in der Säkularisationszeit, durch Kriegseinwirkungen oder aber historische Dublettenverkäufe bis ins 20. Jahrhundert gekommen ist. Trotz seines immanenten Teilcharakters läßt das Material, das sich erhalten hat, Rückschlüsse auf die gewachsene, nicht mehr existente Bibliothek zu. Dies gilt zum einen für den Exemplarbereich, vor allem im Bereich der Personalprovenienzen, die verschiedene vorgängige Büchersammlungen erkennen lassen. Diese früheren Sammlungen sind entweder außerhalb der Institution zu verorten und wurden dann auf verschiedenen Wegen übernommen, oder aber sie entstanden schon von vornherein in der Institution selbst als Privatsammlung beispielsweise eines Konventualen. Dies gilt aber auch für die inhaltliche Seite, die die fachliche, geistes- und kulturgeschichtliche Ausrichtung einer historischen Bibliothek erkennen lässt.

Bücher mit Exemplareigenschaften gehören zur Quellengattung der "Überreste". Gemeinsam ist ihnen, daß sie meist nur Bruchstücke ursprünglich größerer Bestände darstellen. Daher überliefern historische Büchersammlungen trotz aller Verluste Vergangenes nicht von vornherein schlechter als andere Quellengruppen, die in ihrem Entstehen und teilweisen Untergang ähnlichen Bedingungen unterworfen sind.

Armin Schlechter führt dann mit Bezug auf die Diskussion um Eichstätt aus:

"Der Ensemblebegriff hat sich im wissenschaftlichen Bibliothekswesen allerdings noch nicht durchgesetzt. Schlagendes Beispiel dafür sind die Auseinandersetzungen von Klaus Graf zu diesem Themenkomplex, zuletzt mit der UB Eichstätt, die offensichtlich provenienztragende sogenannte Dubletten aus dem Besitz von Kapuzinerbibliotheken verkauft hat. Während man die Auflösung von gewachsenen Privatbibliotheken wie in Donaueschingen letztlich nicht verhindern kann, ist es aus meiner Sicht tatsächlich verwunderlich, welche Rolle der längst überholte Dublettenbegriff im wissenschaftlichen Bibliothekswesen immer noch spielen kann. Inwieweit sich angesichts leerer öffentlicher Kassen solches vielleicht auch noch an anderer Stelle wiederholen mag, läßt sich nicht sagen."

Als Beispiel für ein Buchensemble stellt Schlechter dann die Bibliothek von Wendelin Fabri an, die in den Büchersammlungen von Salem aufgegangen ist und sagt abschließend: "Der vorliegende, erhaltene Anteil an seiner Büchersammlung liefert also als Ensemble historische Erkenntnisse zu seiner Person, die aus anderen Quellen nicht zu gewinnen wären, und wird damit selbst zur geistesgeschichtlichen Quelle. Beispiele dieser Art ließen sich beliebig vermehren." Und weiter:

"Alte Drucke lassen sich also in zwei Kategorien scheiden:
- historisch gewachsene Bestände, die aufgrund von Provenienzmerkmalen oder aber archivischer Überlieferung (in Form von Säkularisationsaktem oder ähnlichem) einer bestimmten vorgängigen Institution oder Person zuweisen lassen,
- andere Bestände, denen diese Eigenschaften fehlen, die beispielsweise als Einzelstücke über die Jahre hinweg zur Komplettierung der Sammelschwerpunkte der Bibliothek erworben worden sind.

Ein Ensemblewert und damit ein besonderer kulturgeschichtlicher Überlieferungswert kommt nur den Beständen der ersten Kategorie zu. Sie sind als auch historische Zeugnisse mit einem Quellenwert, der über die inhaltliche Ebene des einzelnen Buches weit hinausreicht, in besonderem Maße schützenswert, da sie, in Gegensatz zu nicht provenienztragendem Material, unikal und unersetzlich sind.

Die Nutzung des Ensemblewerts für die kulturelle Definition der Bedeutung des Alten Buches stößt allerdings auf nicht unerhebliche Schwierigkeiten. Dies liegt in erster Linie daran, daß bei der Übernahme der Säkularisationsbestände im 19. Jahrhundert die einzelnen Werke als beliebig verwertbares Material betrachtet wurden, das ohne Zusammenhang mit seiner Herkunft im großen Topf des Hauptbestandes unterging. Voraussetzung für die Definition eines oder mehrerer Ensembles innerhalb der Altbestände ist mithin die Sichtung am Regal, die bei kleineren Bibliotheken noch zu leisten ist, einen bei größeren Beständen, wie in Heidelberg, aber doch vor einige Probleme stellt, von Archivalienstudien ganz zu schweigen. Bei dieser Sichtung wären in einem ersten Schritt die Provenienzen zu erfassen ... Damit wäre aber immerhin die Grundlage für die weitere Arbeit mit dem Bestand gegeben."

Für die weitergehende Erschließung böten sich zum einen Exemplarkataloge an, wie es sie bspw. für elsässische Bibliotheken gebe, zum anderen

"die Erarbeitung eines Provenienzkatalogs, der nur das Material erfassen würde, das sich zu Ensembles zusammenfassen ließe. Auf der Basis dieser Quellengattung wären insbesondere die Personalprovenienzen näher zu erläutern und mit anderen historischen Zeugnissen zu den Personen zu verbinden. Fernziel dieser Erschließung könnte eine Topographie historischer Bibliotheken einer bestimmten Region oder eines Bundeslandes über Bibliotheksgrenzen hinweg sein, die weit über das hinausginge, was das 'Handbuch der historischen Buchbestände' leisten konnte.

Der kulturelle Überlieferungswert des Alten Buches läßt sich primär inhaltlich, im zweiten Schritt auf der Exemplarebene definieren. Zu dem, was ein Buch als Medium überliefern soll, treten die historischen Zeugnisse seiner Exemplargeschichte, die es letztlich zu einem archäologischen Objekt werden lassen. Über der Ebene des einzelnen Exemplares ist dann das Ensemble angesiedelt, das die historisch zusammengehörigen Anteile gewachsener Bibliotheken zusammenfaßt. Diesen Ensembles kommt für die Geistes- und Kulturgeschichte ein hoher Quellenwert zu, der mit dem Quellenwert anderer historischer Überlieferungsträger durchaus vergleichbar ist. Aus dieser Eigenschaft unikaler, vor allem für die Landesgeschichte wichtiger Überlieferung läßt sich eine besondere Schutzwürdigkeit dieser Bestände ableiten. Voraussetzung hierfür ist aber, und das kann nur jede Bibliothek vor Ort mit nicht unerheblichem Personaleinsatz selbst leisten, daß diese Bestände überhaupt namhaft gemacht und als Ensembles definiert werden. Zu erwarten, daß dies von der Wissenschaft geleistet wird, ist sicher kein Weg, da ihr schon aus konservatorischen Gründen der Weg in die Magazine versperrt ist."


Der Vortrag schließt sich an seinen Aufsatz "Die Bibliothek als Sammlung" (in: Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte 24 (1999), S. 67-78. Zum gleichen Thema auch F. Heinzer, "Bestände von Regionalbibliotheken als Quellen wissenschaftlicher Forschung", in: Regionalbibliotheken in Deutschland, Frankfurt/M. 2000, S. 56, und Klaus Graf, Oberschwäbische Adelsbibliotheken : Zeugnisse der geistigen Welt ihrer Besitzer. - In: Adel im Wandel : Oberschwaben von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. - Ostfildern : Thorbecke, 2006, Bd. 2, S. 751 - 762 (Beitrag zum Katalogband der Sigmaringer Adelsausstellung), online unter
https://eprints.rclis.org/archive/00006246/

Im zvab.de gibt es derzeit zwei Bücher aus der Schlossbibliothek Petronell (Niederösterreich):

Denon, [Dominique] Vivant: Reisen durch Ober- und Unter-Egypten
während Bonaparte's Feldzügen. Aus dem Französischen übersetzt. Berlin und Hamburg, o. Verlag, 1803. 8°. 4 Bl., XII, (13)-460 S., 2 Bl. Mit 8 Kupfertafeln, 1 gefalt. Schrifttafel und 1 gefalt. Kupferstichkarte. Lederband d.Zt. mit Rückenschild und -vergoldung. Aus der Schloßbibliothek Petronell; mit Bücherschild im Innendeckel.

Thomas a Kempis: Vier Bücher von der Nachfolgung Christi, samt einer Ubung und Gebett auf jedes Capitel. Wien, J. Th. Trattner 1754. 8°. 8Bll. 551S. 4Bll. mit 4 Kupfertafeln, Ldr. d. Zt. mit Rsch. u. reicher Rvg
Giese 95.- Tls. gebräunt od. stockfleckig, dekorativ gebundenes Exemplar aus der Schloßbibliothek Petronell.

Über die Herschafts- und Archivgeschichte von Petronell unterrichtet:
https://www.landesarchiv-ooe.gv.at/xbcr/SID-3DCFCFBE-9EEB8550/HA_Traun.pdf

2006 wurde das Schloss an einen Investor verkauft.



Die hochrangige Büchersammlung der Grafen Traun musste schon viele Verluste hinnehmen. Folgenden Katalog habe ich nicht gesehen:

Wertvolle Bücher, unter anderem Bibliothek des Grafen Abendsberg-Traun, Schloss Petronell, dekorative Druckgraphik, Hinterglasbilder, Federzeichnungen, Karikaturen und Erstdrucke von Th. Th. Heine: Versteigerung: Montag, 14. Mai 1984
München. 1984. 154 S. : Ill..

2003 gelang es der WLB Stuttgart nicht, die Petroneller Handschrift des Burchard von Ursberg sich zu sichern:
https://archiv.twoday.net/stories/73845/
https://www.bautz.de/bbkl/b/burchard_v_urs.shtml sagt, sie sei in Schweizer Privatbesitz verkauft worden.

Gemeinsam mit dem Burchard (Lot 67) wurden bei Sotheby's am 25.6.1985 ein Kräuterbuch (Lot 64) und eine Vegetius-Handschrift (Lot 68) versteigert. 2001 tauchte Nr. 68 bei Reiss wieder auf:

https://www.aedph.uni-bayreuth.de/2001/0225.html

Sie wurde nach
https://dewey.library.upenn.edu/sceti/sdm/sdm_search.cfm
zuletzt von Hill 2005 verkauft.

Die in Privatbesitz übergegangene Petroneller "Circa instans"-Handschrift (1985 Lot 64) wurde nicht nur im Verfasserlexikon (Petroneller Kräuterbuch, Petroneller Geburtsprognostik) sondern auch 1990 von einer Monographie gewürdigt (von Nigel F. Palmer und Speckenbach). Nur zu ihr ist Literatur nachgewiesen unter:
https://www.ksbm.oeaw.ac.at/lit/frame.htm

Sie wurde mit einer anderen Petroneller deutschsprachigen Handschrift von Wöber in der Germania 17 (1872), S. 461f. kurz vorgestellt:
https://commons.wikimedia.org/wiki/German_manuscripts_in_Petronell
nach
https://books.google.com/books?id=n3gKAAAAIAAJ&pg=PA461 (US-Proxy, falsche Seitenreihenfolge)

Update:
https://archiv.twoday.net/stories/6101169/

Da die Beiträge im Inetbib-Archiv nicht leicht zu recherchieren sind, dokumentieren wir die Debatte zur Causa Eichstätt hier.

Besonders hervorheben möchte ich einige Quellen, die dort in extenso zitiert wurden:

Altötting. Zentralbibliothek der Bayerischen Kapuziner / P. Alfons Sprinkhart (Stand: Juni 1992), in: Handbuch der historischen Buchbestände Bd. 11 (1997).
https://www.ub.uni-dortmund.de/listen/inetbib/msg32952.html

Bayerische Kapuzinerbibliotheken / P. Kosmas Wührer, in: Entwicklungen und Bestände : bayerische Bibliotheken im Übergang zum 21. Jahrhundert ; Hermann Holzbauer zum 65. Geburtstag / unter Mitarb. von Stefan Kellner und Christian Büchele. Hrsg. von Klaus Walter Littger. - Wiesbaden : Harrassowitz, 2003. 252 S. : Ill., graph. Darst., S. 229 - 238,
mit Darstellung der Geschichte der Zentralbibliothek und Wiedergabe der Vollzugmeldung nach abgeschlossenem Umzug von Hermann Holzbauer am 26. Januar 2000 an den Oberen der Provinz der Bayerischen Kapuziner,
https://www.ub.uni-dortmund.de/listen/inetbib/msg32959.html

Die bereits in der Inetbib-Diskussion am 16.3.2007,
https://www.ub.uni-dortmund.de/listen/inetbib/msg32953.html
auszugsweise zitierten Anmerkungen zum kulturellen Wert des Alten Buches von Armin Schlechter, der darin auch auf die Auseinandersetzungen von Klaus Graf mit der UB Eichstätt um den Verkauf provenienztragender sog. "Dubletten" einging, dokumentieren wir aufgrund der Bedeutung des darin diskutierten Ensemblebegriffs noch einmal in einem separaten Beitrag und ausführlicher als dies in Inetbib geschehen konnte.

https://library-mistress.blogspot.com/2007/04/dubletten-aus-prawy-nachlass-werden.html

Kulturguterschließung zu finanzieren, indem man Kulturgut (geschlossene Sammlungen als solche) undokumentiert preisgibt, ist fragwürdig. Es mag ja sein, dass der Verkauf absolut harmlos ist, aber in der Regel ist auch da Vorsicht geboten.

Petri A. Matthioli "Medici Senensis Commentarii " 1554
seltene Rarität, medizinisches Kräuterbuch, Holzschnitt,
Artikelnummer: 220095722376, endet 08.04.07 20:45 MESZ (verkauft für 3020 €)

Seltene Erstausgabe der mit vielen Holzschnitten illustrierten lateinischen Fassung des berühmten Kräuterbuches des Pietro Andrea Mattioli aus Siena (1501-1577). Nachtrag: so selten nicht. In Deutschland nachgewiesen in ZB MED Köln, ULB Düsseldorf, UB Freiburg, UB Heidelberg, IPK Gatersleben, HAB Wolfenbüttel, SBB-PK Berlin, SUB Göttingen, UB Rostock, (UB Greifswald: vermißt 1945), (HAAB Weimar: vermutlich Verlust bei Bibliotheksbrand 2004)

Petri Andreae Matthioli Medici Senensis Commentarii, In Libros Sex Pedacii Dioscoridis Anazarbei, De Medica Materia : Adiectis quàm plurimis plantarum & animalium imaginibus, eodem authore. - Venetijs : Valgrisius, 1554 (Venetijs : Officina Erasmiana). - [24] Bl., 707 S., 1 Falttaf. : zahlr. Ill.







Beschreibung in ebay:
aus der Bibliothek eines Schlosses:
Petri Andreae Matthioli
Medici Senensis Commentarii
1554 !!!!
medizinisches Kräuterbuch des damaligen Leibarztes von Kaiser Ferdinand I
- geprägter Ledereinband wohl mit Apostelbildnissen
- 707 Seiten mit vielen Holzstichen
Größe 23 x 34 cm
erworben in den 80er Jahren für 14800.- DM !!!
guter Zustand, siehe Fotos
komplett, alle Seiten vorhanden
keine großen Beschädigungen
einige Wasserränder und braune Flecken, für dieses Alter erstaunlich guter Zustand

Anm. BCK: Auf den Fotos ist erkennbar: blindgeprägter Einband kassettiert mit Rollenmustern (der vier Evangelisten, abg. Johannes mit Hl.schein und Buch und Adler als Attribut, Text IOHANES) und Palmettenfries, vermutlich aus der Werkstatt des Würzburger Meisters Hans Rietzsch (HR, 1555-1571), der auch für den Fürstbischof Julius Echter arbeitete (vgl. EBDB w002497); handschriftlicher Besitzvermerk Loci Capucinorum Chrudimy (?) (oben und Mitte), am Fuß des Titelblatts getilgter Besitzvermerk Sum ex libris Nicolai Harhau(s)i ... (Chr)udimai ... I die (?)mensis februarij Ao 1632., von anderer Hand links o. Je. pisech(?), Mitte (getilgt) Dr ... Palbach(?), rechts donatus a Cl. Hrady(?) ...(?) Wer kann mehr entziffern oder liest anderes?

Zum Kapuzinerkloster Chrudim (Ostböhmen):
Das Kapuzinerkloster mit der St. Josef-Kirche wurde im Jahre 1656 gegründet. Die letzten Mönche verliessen das Kloster nach der Regimewende im Februar 1948, vgl. Stadtinfo Chrudim und Wikipedia-Eintrag Chrudim.

Digitalisierungen:
Bibliothèque Interuniversitaire de Médecine, Paris
bium - histoire de la médecine et de l'art dentaire, Collections de Medic@,
Petri Andreae Matthioli medici senensis Commentarii, Venedig 1554
https://web2.bium.univ-paris5.fr/livanc/?cote=00823&p=7&do=page
(auch verfügbar: frz. Ausgaben, Lyon 1572, 1579 und 1680, lat. Ausg., Frankfurt 1598)

EZOOLO - Early Zoological Literature Online / Göttinger Digitalisierungszentrum (SUB Göttingen) und Uni Göttingen, Projekt AnimalBase
Petri Andreae Matthioli ... Commentarii, In Libros Sex Pedacii Dioscoridis Anazarbei, de Medica Materia Adiectis quam plurimis plantarum & animalium imaginibus, eodem authore / Mattioli, Pietro Andrea. Venedig: Valgrisius, 1554
https://www-gdz.sub.uni-goettingen.de/cgi-bin/digbib.cgi?PPN490594891

Lit.:


Matthioli and the art of the Commentary / Vivian Nutton, Rome: Biblioteca Universitaria, Alessandrina; in: in: Summa Gallicana, La genetica del pollo in tre volumi consultabili online, Lexikoneintrag ' Pierandrea Mattioli' [gesehen 8 Apr 2007].


Pietro Andrea Mattioli 1501-1578 : u příležitosti 500. výročí narození = in occasione del V centenario della nascita / Miroslava Hejnová. - Praha : Národní knihovna ČR : Istituto Italiano di Cultura di Praga, 2001. - 59 s., [10] s. obr. příl. : il. (některé barev.), portréty, faksim. ISBN 80-7050-388-2,
https://www.nkp.cz/bp/bp2001_4/22.htm
(Miroslava Hejnová, Pietro Andrea Mattioli. Bibliographical Description of the Exhibits on Display. The publication brings information about the life and work of the eminent Italian physician and botanist Pietro Andrea Mattioli who spent more than 11 years in Bohemia. The aim of the publication is to serve as an accompanying text for the exhibition for Mattioli´s anniversary organized in the Chapel of Mirrors in Klementinum as well as a specialised monograph on this topic.)

Pietro Andrea Mattioli. Bibliografický přehled vystavených exponátů. In: Miscellanea oddělení rukopisů a starých tisků. 17, 2001–2002. (Miscellanea of the Department of the Manuscripts and Early Printed Books of the National Library of the Czech Republic No. 17/2001-2002). Praha: Národní knihovna České republiky, 2003, S. 234-248
https://www.nkp.cz/pages/page.php3?page=orst_misc_2001-17.htm

Claus Nissen, Die botanische Buchillustration, Stuttgart 1951 (Nachdruck 1966), II, No. 1305

in Acrylfarbe des Malers Fritz Breiter geboren 15. 11. 1939 in Innsbruck, heute in der Schweiz lebend und arbeitend als Sammler, Kunsthändler, Kunstschaffender.

... Solcher alten kurtzen Büchlein/ die zu einem heiligen Leben füren/ ligen viel im Staube verborgen/ wie Joseph im Kercker/ … Wie aber Joseph durch einen Traum aus seinem Gefengnus erlöset: Also werden durch Gottes eingeben solche Büchlein gesucht, gefunden, geliebet vnd herfür gezogen ...

(Johann Arndt, Vorrede zur Theologia deutsch I (1597) fol. B iij r)


"Gedancken die im Hertzen aufsteigen wie das ungestüme Meer"


"Was soll mir/ sagt er/ der Himmel ohne dich? ...."


"Und sind die Wolcken nichts denn ein feuchter Dunst/
welcher sich darnach resolviert in Tröpfflein"



Das Bildträgermaterial - reines Hadernpapier - inzwischen 313 Jahre alt stammt aus dem Buch "Von dem wahren Christenthumb: von dem innwendigen Menschen". Herausgegeben durch Johann Arndt / Generalsuperintendenten des Fürsten- thums Lüneburg. [o.O.] Gedruckt in dem Jahr Christi 1693. (Diese Ausgabe nicht im VD 17 nachgewiesen). Wohl das beliebteste und meistgelesenste Erbauungsbuch des 17. Jahrhunderts. Erstmals 1605 erschienen, war es das Lieblingsbuch Paul Gerhards, der wörtliche Übernahmen für seine Lieder tätigte.

Das Buch hat der Künstler vor einigen Jahren antiquarisch erworben. Als Ganzes war es jedoch nicht mehr zu retten, weil Deckel und viele Seiten fehlten. Deshalb hat er es aus- einandergenommen und übermalt, und wir gehen vielleicht nicht fehl, wenn wir hierin auch eine Reverenz an seinen österreichischen Kollegen Arnulf Rainer (*1929) sehen, von dem Stephan Reimertz ("Drei Weise in Wien") sagt "Er nimmt die christliche Ikonographie sehr viel ernster als mancher klassischer Maler, der einen Formenkanon bediente. Nicht die Geste, sondern der Geist der christlichen Kunst spricht aus diesem Werk, ebenso wie das mosaische Gebot „Du sollst dir kein Bildnis machen“.

Die Blätter sind unten mit Tusche monogrammiert in ungefährer Textschriftgrösse (FB 05). Mit vollem Namen signiert auf der Rückseite. Die Titel stammen als Fragment aus dem Text des jeweiligen Doppelblattes. (Gefunden via ebay.)


Biographisch-Bibliographische Notiz:
ARNDT (Arnd), Johann, luth. Theologe und Erbauungsschriftsteller, * 27.12. 1555 als Pfarrerssohn in Edderitz bei Ballenstedt am Harz, † 11.5. 1621 in Celle. - A. ist bekannt durch seine »Vier Bücher vom wahren Christentum«. Angeregt wurde er zu diesem Werk durch mittelalterliche und zeitgenössische Mystiker. Lit. (Ausw.): Geyer, Hermann: Verborgene Weisheit. Johann Arndts ›Vier Bücher vom Wahren Christentum‹ als Programm einer spiritualistisch-hermetischen Theologie, Arbeiten zur Kirchengeschichte 80/I-III, Berlin-New York 2001. (Opus magnum der Arndt-Forschung mit über 1300 Seiten. Aus den Quellen gearbeitete Darstellung des ehemaligen Assistenten von Prof. Hans Schneider mit umstürzenden Thesen.) (Aus: Biographisch-Bibliographisches KIRCHENLEXIKON, Band I (1990), Spalten 226-227, Autor: Friedrich Wilhelm Bautz, https://wwww.bautz.de/bbkl/a/arndt_j.shtml ). Bücher im Staube : die Theologie Johann Arndts in ihrem Verhältnis zur Mystik / von Christian Braw. Leiden: Brill, 1985. - 236 S. (Diss. = Studies in Mediaeval and Renaissance Theology ; 39) - Von wahrem Christenthumb : die Urausgabe des ersten Buches (1605) / kritisch hrsg. u. mit Bemerkungen versehen v. Johann Anselm Steiger. Hildesheim: Olms, 2005. - 410 S. (Schriften / Philipp Jakob Spener : Sonderreihe Texte, Hilfsmittel, Untersuchungen ; Bd. 4,1). - Der fremde Arndt : Studien zu Leben, Werk und Wirkung Johann Arndts (1555-1621) / Hans Schneider. Göttingen : Vandenhoeck und Ruprecht, 2006. - 288 S. (Arbeiten zur Geschichte des Pietismus ; Bd. 48). - Vgl. auch Artikel Johann Arndt (Wikipedia).

MP Oettinger weihte am Samstag drei Museums-Pavillons zur Geschichte des Klosters Reichenau ein (Konzeption: Timo John). Die BLB stellt bis Anfang Juni das Reichenauer Hausbuch Cod. perg. Aug. LXXXIV als Leihgabe zur Verfügung (Beschreibung Holders).

https://www.bietigheimerzeitung.de/bz/html/news/artikel_kultur.php4?artikel=2782127
https://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/aktuelles/auswaertige-veranstaltungen-2007.html#reichenau



Es ist nicht erfreulich, dass man im Internet nicht in einem Reichenauer Codex der BLB blättern kann. Komplett digitalisiert liegt nur der Darmstadter Gero Codex vor, aber die Startseite bei manuscripta mediaevalia klemmt natürlich:
https://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/hs_da_hs1948/hs_da_hs1948.htm

Gero Codex

Nochmals sei betont: Das Ensemble der Reichenauer Handschriften in Karlsruhe zählt zum Weltkulturerbe, auch wenn es nicht formell eingetragen ist. Der unvorstellbare Anschlag darauf im September letzten Jahres hat deutlich gemacht, auf welche kulturpolitichen Ideen wir uns noch einstellen dürfen ...

Siehe dazu auch:
https://archiv.twoday.net/stories/2744157/

Verantwortung für die Zukunft des kulturhistorischen Erbes Salem

heißt die neue Imagebroschüre über Schloss Salem, die auf einer Pressekonferenz am Freitag den 2.3.2007 in Stuttgart vom Haus Baden vorgestellt wurde ( wir berichteten, https://archiv.twoday.net/stories/3400131/#3400370 ).

"Die Broschüre ist stattlich - und einmalig. Auf fast 50 Seiten im Hochformat dokumentiert das Haus Baden erstmals Tun und Wirken in Salem", schrieb der Südkurier, und weiter "Seit die Verhandlungen über den Vergleich mit dem Land geplatzt sind, wehrt sich der Prinz gegen den Ruf, in abzockerischer Manier beim Land vorstellig geworden zu sein. Zunächst verhalten, nun offensiver. Deshalb auch die Broschüre, die keinen Winkel der Schlossanlage Salem unfotografiert lässt. Alles soll dokumentiert und gezeigt werden zu dem Zweck, die Werthaltigkeit dieser Gemäuer der Öffentlichkeit nahe zu bringen.".

Die Broschüre liegt uns inzwischen vor. Sie wurde (Adel verpflichtet) gestaltet von der Solinger Werbeagentur Coordt von Mannsteins, auf dessen Konto schon die "Rote Socken"-Kampagne der CDU ging und der seit Jahren seine alten Ideen recycelt. Der biedere Werbemann hatte für die CDU einst die weitgehend inhaltsleeren amerikanischen Wahlkampagnen nach Deutschland importiert. Auch die Grundidee der Broschüre ist denkbar schlicht: Bordeaux/Lila als Farbe des Übergangs, das penetrant wiederholte "Von hier aus...", der zukunftsweisende Pfeil. Kleinformatige, anspruchslose Bildchen, willkürlich beschnitten, mit selbst getippt und aufgeklebt anmutenden Beschriftungen auf weißem Hintergrund. Ein verschwommenes Horrorbild von Udo Jürgens bei einem Open Air Konzert. Von wegen "stattlich" und einmalig.

Die visuellen Kommunikationsstrategien des Coordt von Mannstein wirken jedenfalls ziemlich altbacken gegenüber den von Ehrle, Obhof, FAZ & Co. in Sachen Karlsruhe doppelbödig und hintersinnig ins Feld geführten Miniaturen der Handschriften der badischen Landesbibliothek.

Als Werbemann musste von Mannstein sein Leben lang Sprüche klopfen wie "Besser die Barmer", "Deutschland kann's. Duisburg zeigt's", "Wir können Europa besser", "CDU: Wähl den politischen Frühling", "Aus Liebe zu Deutschland: Freiheit statt Sozialismus", oder Kopf und Name des brutalstmöglichen Aufklärers Roland Koch "optisch zur Wort-Bild-Marke verdichten". Genauso kommt auch die Broschüre daher ...

Kostprobe? (man denke sich das noch mit lila Pfeilen durchschossen...)

"Salem. Zukunftswerkstatt mit historischer Tradition.
Inspiration und Innovation. Bildung und Kultur.
Wirtschaft und Arbeit. Gastfreundschaft. Verantwortung
für Zukunft. Salem. Es ist Fünf vor Zwölf.
Zeit zu handeln. Zeit für ein Zukunftskonzept. Zeit für
eine gemeinnützige Stiftung. Damit die Zukunft Salems
eine Chance hat. Von hier aus..."


Im Text einige chronologische Tafeln (Zukunftsorientierte Maßnahmen, Kloster Salem und Haus Baden, Münster Salem, Äbte in Salem, Bildungsimpulse durch das Haus Baden), ein paar nützliche und instruktive Tabellen (Wirtschaftsfaktor Schloss Salem und Jährliche Ausgaben und Arbeitsplätze in Salem - 320 Bewohner, 29 Firmen und Betriebe, 165 Arbeitsplätze, 25 ha Areal, 35.000 m² Dachfläche, Wärmeverbrauch 6,7 Mio kWh/a Wärmeverbrauch, 1,2 Mio kWh/a Stromverbrauch, 35.000 m³ Wasserverbrauch, 500 T€ Gebäude-Betriebskosten, 1,5 Mio € Instandsetzungsausgaben), eine knappe, aber nicht uninteressante Darstellung handwerklicher Traditionen, ansonsten viel Geschwafel.

Wer sich von der Broschüre auch einen Einblick in das Schloss selbst erhoffte, vor allem seine der Öffentlichkeit wie der Inventarisierung durch das Denkmalamt verschlossenen Teile, etwa der unter Denkmalschutz stehenden Zähringer Bildnisgalerie und anderer markgräflicher Kunstschätze, wird enttäuscht sein. Auch am Tag der offenen Tür am 22. April werden diese Bereiche nicht zugänglich sein, Sonderführungen sind dort leider nicht vorgesehen.

Die Broschüre geht natürlich mit keinem Wort auf die Kulturgutaffäre ein, die aus den markgräflichen Ideen zur Finanzierung einer Stiftung zur Bewahrung des kulturhistorischen Erbes Salem mittels Ausverkauf der Schätze des schriftlichen Kulturguts der Badischen Landesbibliothek entstand, dessen Eigentum die Familie nach wie vor für sich reklamiert. Dass das Haus Baden die an ihm im Zusammenhang mit dem "Handschriftenstreit" geäußerte Kritik im Grunde für "unbotmäßig" hält, wird aber am letzten Dokument der Broschüre deutlich. Es ist die Besitzübernahme-Urkunde der Markgrafen Friedrich und Ludwig von Baden für die Reichsstifte Salem und Petershausen vom 22. Nov. 1802. Das anno 1802 öffentlich an vielen Orten angeschlagenen Patent schließt mit der Ermahnung

... daß sie nun Uns, als ihrer Herrschaft, allen schuldigen Gehorsam, Treue und Unterwürfigkeit beweisen, und sich überhaupt so betragen werden, wie es stillen und rechtschaffenen Unterthanen geziemet; diejenige aber welche sich wieder Vermuthen ungebührlich oder widersetzlich betragen, haben sich Unsere gerechte Ungnade und schwere Ahndung selbst zuzuschreiben. Carlsruhe den 22. Nov. 1802.

https://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Salem_Urkunde_1802.jpg

https://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Salem_Urkunde_1802.jpg

Danke an BCK!

https://www.bib-bvb.de/protokolle/kab.htm

Neu im Netz die Protokolle der 7. Sitzung vom 17.07.2006 (PDF) und der 8. Sitzung vom 06.11.2006 (PDF). Hervorhebungen, Fußnoten und Verlinkungen von uns. (Im 4. Protokoll vom 20.4.2005 findet sich übrigens der Satz "Über das Projekt Google zur Massendigitalisierung Alter Drucke wird diskutiert." -- ursprünglich war dieser TOP bereits für die TO der 3. Sitzung vom 20.01.2005 vorgesehen.) In der 7. Sitzung der KAB im Juli 2006 wurde erstmals über die Aussonderung von Bibliotheksgut diskutiert - das Ergebnisprotokoll vermerkt aber nichts über den Verlauf der Diskussion. Für die zeitliche Einordnung ist es interessant zu wissen, daß die erste große Aussonderungsaktion in Eichstätt (Räumung der Stibolitzkihalle, dabei Entsorgung von ca. 700 Umzugskisten) im Mai/Juni 2005 begann, die zweite (Räumung der Turnhalle des Eichstätter Kapuzinerkonvents) im Juni 2006, vgl. https://archiv.twoday.net/stories/3143469/
und https://archiv.twoday.net/stories/3391254/#3395847

(Aus der 7. Sitzung vom 17.07.2006)

TOP 7 Kulturgutschutz
Die Rechtsgrundlage für die Verhinderung einer Veräußerung deutschen Kulturguts in das Ausland stellen dar:
Kulturgutschutzgesetz vom 6.8.1955
Kulturgutverzeichnis ‚Blaue Liste’ (verzeichnet keine Bestände in kirchlichem und öffentlichem Besitz), Neufassung vom 19.4.1999
UNESCO-Konvention von 1970 [3]
Ratsverordnung der Europäischen Kommission vom 9.12.1992
(noch nicht in nationales Recht umgesetzt)

Eine Ausfuhrgenehmigung (d.h. Export jenseits der Grenzen der EU) ist grundsätzlich für Handschriften und Inkunabeln vorzulegen, bei anderen alten Drucken erst ab einem gewissen Wert. Im Auftrag der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen wurde die BSB aufgefordert, die Kataloge der Auktionshäuser auf eine solche Genehmigungspflicht hin durchzusehen. Zu den grundsätzlichen Verfahren und den Entscheidungsbefugnissen bzw. Handlungsverpflichtungen der BSB hat ein erstes Gespräch mit Hartung & Hartung und Zisska stattgefunden, bei dem auch eine Juristin der Industrie- und Handelskammer anwesend war. Eine Zusammenstellung klarer Kriterien, was als Kulturgut in dem Sinn zu bewerten ist, daß eine Ausfuhr zu untersagen ist, ist schwierig, da zum einen die Interessen der Auktionshäuser zu berücksichtigen sind, zum anderen bei einer solchen Einschränkung der Staat als Käufer in der Pflicht wäre. Das Thema soll weiter verfolgt werden.

TOP 8 Aussonderung von Bibliotheksgut
Die Richtlinien (vgl. BFB 26, 1998, S. 194-199) und Verfahren bei der Aussonderung von Altdubletten werden diskutiert. Grundsätzlich ist der historische Altbestand von diesen Richtlinien nicht betroffen. Es wird empfohlen, die Bayerische Staatsbibliothek einzuschalten, ehe historische Drucke (vor Erscheinungsjahr 1850) ausgesondert werden.


(Aus der 8. Sitzung vom 6.11.2006)

(TOP 3 Informationen zu Projekten)
Badische Handschriften (Dr. Fabian)
Eine Sammlung von Zeitungsausschnitten wurde in der BSB angelegt. Für den Kulturgüterschutz wie auch die Öffentlichkeitsarbeit von Bibliotheken werden Konsequenzen gezogen werden müssen.

(TOP 4 Digitale Aufbereitung von Altbeständen)
Digitale Handbibliothek
Der Aufbau einer digitalen Handbibliothek zu Handschriften und Alten Drucken beginnt in der BSB. Die KAB wird darüber informiert. Vorschläge sind willkommen, dabei muß es sich zunächst um urheberrechtsfreie Werke handeln.

(TOP 10, Sonstiges)
Bericht über eine Initiative der Bildarchive zum Urheberrechtsschutz (Dr. Horn)
Gegen die nicht genehmigte Benutzung von digitalen Reproduktionen aus Bibliotheksbeständen in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia haben die Bildarchive in einer gemeinsamen Initiative Einspruch erhoben und dabei insbesondere gegen das Angebot hochauflösender Digitalisate und die durch Wikipedia propagierte Aufforderung zur Nachnutzung der Bilder protestiert. Als Rechtsgrundlage wird auf einen Beschluß der Kultusministerkonferenz verwiesen [1]; für die bayerischen Bibliotheken liefert auch die ABOB die Rechtsgrundlage [2]. Voraussetzung für die Genehmigung einer Netzpräsentation durch Wikipedia soll sein, daß nur Bilder in geringerer Auflösung und mit digitalen Wasserzeichen angeboten werden und die besitzende Institution angegeben und auf deren Website verlinkt wird. Es soll geprüft werden, ob die bayerischen Bibliotheken, evtl. in Verbindung mit der Staatsbibliothek zu Berlin oder anderen bayerischen Institutionen (z.B. Staatsgemäldesammlung) ebenfalls gegen die Bildnutzung durch Wikipedia protestieren sollen. Ein entsprechendes Schreiben wird entworfen.


[1] Grundsätze und Gebühren für das Fotografieren in Museen/Sammlungen für gewerbliche Zwecke und für die Verwendung von Fotos zur Reproduktion ((Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 25.06.1992) [Scan als pdf, 3,9 MB] (Quelle: Dt. Museumsbund)
[2] Allgemeine Benützungsordnung der Bayerischen Staatlichen Bibliotheken (ABOB) vom 18. August 1993
[3] in nationales Recht umgesetzt im Februar 2007, vgl.
https://archiv.twoday.net/stories/3208597/

 

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