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Kulturgut

Güter, die der Menschheit angehören, müssen auch dem Feinde heilig sein, sagte Heydenreich, K.H. :
Darf der Sieger einem überwundenen Volke Werke der Litteratur und Kunst entreißen ? Eine völkerrechtliche Quästion.
In: Deutsche Monatsschrift. 1790-1800. 1798 , 2.Bd. , S. 290 - 295

Ebd. 33 Beiträge zum Thema Kunstraub, siehe auch
https://archiv.twoday.net/stories/3724405/

Bestandsbereinigung darf kein Tabuthema sein, darüber waren sich die Aussonderer einig. Die VDB-Mitteilungen berichten von einer denkwürdigen Veranstaltung:

https://www.vdb-online.org/publikationen/vdb-mitteilungen/vdb-mitteilungen-2007-2.pdf

Wenn eine wissenschaftliche Stadtbibliothek (Hannover) plötzlich nicht mehr wissenschaftlich sein möchte, dann fliegt auf den Müll oder wird verscherbelt, was der Neuorientierung im Wege steht. Dass womöglich historische Sammlungen draufgehen - wen kümmerts? Hauptsache, das Buch ist sonst noch einmal in Hannover vorhanden. Und dann sondert die andere Bibliothek aus und der wissenschaftliche Benutzer schaut in die Röhre und muss sehen, wie er wissenschaftlich arbeitet.

https://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/besondere-bestaende/verkauf.php

Der Staatsgerichtshof BW hat die Klage der SPD auf Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zum Karlsruher Kulturgüter-Debakel zurückgewiesen.

Auf die ausführlichen Exzerpte der BLB aus der Presse sei verwiesen.

Über die Erwägungen des Gerichts gibt vergleichsweise umfangreich die Presseerklärung Auskunft:
https://www3.baden-wuerttemberg.de/sixcms/media.php/607/070731_Medieninformation%20vom%2026.pdf

Es ist zu hoffen, dass die Opposition im Stuttgarter Landtag (und nicht nur diese) wachsam bleibt.


Wie üblich hat Dr. G. da seine Finger im Spiel:

https://cgi-host.uni-marburg.de/~mrep/beschreibung.php?id=15556

Provenienz:
Kreuzenstein bei Korneuburg (NÖ), Bibl. der Grafen Wilczek

https://www.guenther-rarebooks.com/catalog-online/18.php



Ein besonders mieses SW-Digitalisat der Münchner Hs. der Konstanzer Weltchronik, die nur teilweise von Kern ediert ist:
https://mdz10.bib-bvb.de/~db/bsb00009566/images/

https://rebellmarkt.blogger.de/stories/837411/

Ideen bei Don Alphonso und in den Kommentaren.

CDU räumt Fehler bei Kudamm-Bühnen ein
https://www.berlinonline.de/aktuelles/berlin/detail.php?msg=ddp_1853650420

Erst kürzlich war bekannt geworden, dass sich die CDU-SPD-Koalition 1998 für zwei Millionen Mark die Zweckbindung für die privaten Boulevard-Theater vom damaligen Eigentümer des Komplexes abkaufen ließ. Damit war der Bestandsschutz aufgehoben.

Das hatte die Grünen-Kulturexpertin Alice Ströver nach eigenen Angaben durch Akteneinsicht herausgefunden und vor einigen Wochen öffentlich gemacht. Forderungen, die beiden Bühnen jetzt unter Denkmalschutz zu stellen, lehnte Wowereit ab, weil er Schadenersatzklagen des Immobilienbesitzers befürchtet.

Dass Berliner Denkmalschutzgesetz (PDF) besagt eindeutig:

Ein Baudenkmal ist eine bauliche Anlage oder ein Teil einer baulichen Anlage, deren oder dessen Erhaltung wegen der geschichtlichen, künstlerischen, wissenschaftlichen oder städtebaulichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt.


Den Nachsatz "und für dessen Eintragung dem Land und seiner unfähigen Regierung kein finanzieller Nachteil entsteht" sucht man vergeblich.

Komödie am Kurfürstendamm
Dass hier das Land Berlin zwei weitgehend intakte Theater-Interieurs des bedeutenden Theaterarchitekten Oskar Kaufmann ohne Not zerstören will, ist eine Barbarei sondergleichen. Auch die Erinnerung an das Theaterschaffen des überragenden Regisseurs und Theaterleiters Max Reinhardt in Berlin halten diese Gebäude wach. Zwei der größten jüdischen Theatermänner des Berlins der 20er Jahre werden so Jahrzehnte nach ihrer Vertreibung aus Deutschland wieder mit offener Missachtung gestraft.

Für läppische zwei Millionen läßt Berlin ein Kulturdenkmalensemble ersten Rangs zerstören, und den Ku'damm wohl endgültig sterben - der letzte Shopper macht dann um 20.00 Uhr bitte das Licht aus.

https://www.deutsches-museum.de/fileadmin/Content/Haupthaus/Archiv/PDFs/Archiv_info/arch_in0602.pdf

Im Archiv-INFO des Deutschen Museums 2006/2 wird klargestellt, dass der Verkauf von Sammlungsgut mit dem Auftrag des Museums nicht vereinbar ist. Stifter können nur Vertrauen zu einem Museum haben, wenn sie wissen, dass die einmal geschenkten Nachlässe oder Objekte dort eine dauerhafte Bleibe gefunden haben.

Hingewiesen sei übrigens auch auf den nagelneuen Zeitschriftenaufsatzkatalog (Images) des Deutschen Museums:
https://www.deutsches-museum.de/bibliothek/recherche/zeitschriften-aufsaetze/imagekatalog/

In den Niederlanden versteigert ausgerechnet das Instituut Collectie Nederland, das das kulturelle Erbe schützen und fördern soll, Museumsdepotbestände auf eBay:
https://www.zeit.de/online/2007/29/kunst-ebay-versteigerung


Im doppelseitigen Artikel "Koloniale Beutekunst. Wohin gehört Montezumas Federkrone?" (Le Monde diplomatique, Juli 2007, S. 18-19, Online-Volltext) spricht sich Bernard Müller gemäßigt für eine Rückführung von geraubtem Kulturgut an ehemalige Kolonien aus, lässt aber auch die Großmuseen zu Wort kommen, die auf die Universalität ihrer Museen pochen. Interessant die deutliche Forderung nach Offenheit der Informationen:

[...] Außerdem müssen alle Informationen, die über die Exponate bekannt sind, öffentlich zugänglich sein, wie Archive, Datenbanken und Publikationen. Entscheidend ist, dass die jungen Generationen im Süden wie im Norden Zugang zu den wissenschaftlichen und konservatorischen Ergebnissen der Museen des Nordens bekommen.

Da irgendwelche Publikationen und Archive in Europa wohl kaum als "öffentlich zugänglich" für an der eigenen Geschichte Interessierte in den Ländern des Südens bezeichnet werden können, ist das eigentlich eine Forderung nach Open Access über das Internet.

Müller fordert ähnliches für die Objekte selbst, zumindest für die neuerdings oft in Nord-Süd-Zusammenarbeit entwickelten großen Ausstellungen:

Um glaubwürdig zu bleiben, müssen die „universellen Museen“ auch tatsächlich die Mittel bereitstellen, ihre museografischen Projekte auf Reisen zu schicken. Denn vor allem muss die koloniale Beutekunst aus ihrem musealen Dornröschenschlaf erweckt und von ihren gleichermaßen ethnologischen wie ästhetischen Zuweisungen befreit werden, indem man die verschiedensten und auch gegensätzliche Wiederaneignungen ermöglicht und eine Vielzahl von Perspektiven fördert.

Masken
Probe aufs Exempel: Ethnologisches Museum Berlin-Dahlem, 2007. Alles was wir zur nun wirklich hochkarätigen "Sammlung Melanesien und Australien" im Internet erfahren dürfen, sind zwei kurze Absätze, zwei Bilder in Thumbnailgröße und drei Audioguide-Snippets. Ob das nun Beutekunst oder nicht, sei dahingestellt, zur Provenienz der Sammlung erfährt man im Netz ohnehin rein gar nichts. Immerhin gibt es eine Bibliographie mit Werken über das Museum (und das ist schon mehr als die meisten Museen in Deutschland im Internet bieten, was die eigene Sammlungsbeschreibung betrifft). Die paar von privat eingestellten Bilder bei Wikimedia Commons sind eigentlich schon das meiste, was man über die Sammlung im Netz überhaupt erfährt. Auskünfte zur Melanesien-Sammlung und vor allem deren aktueller Präsentation werden nicht einmal an einen anfragenden Ethnologie-Studenten einer schwäbischen Universität gegeben (der Kurator ist anscheinend ach so beschäftigt), und der betreffende Student ohne Reisebudget muss sich daher mit dem Anrufen der Leute behelfen, die die genannten Bilder bei Wikimedia eingestellt haben... Da frage ich mich schon, wie, sagen wir, ein Geschichtsprojekt einer melanesischen Ethnie jemals auch nur an die Information kommen soll, dass in Dahlem überhaupt etwas zu ihrem Thema liegt. Geschweige denn was da in den Depots schlummert.

Auch für mitteleuropäische Sammlungen gilt die Rede vom Dornröschenschlaf. Die Dauerausstellungen sind nach meiner Erfahrung jedenfalls oft gähnend leer, das Internetangebot so gut wie nicht vorhanden. Beispiel: Im Ulmer Museum schlummern einige der schönsten und bedeutendsten spätgotischen Skulpturen überhaupt. Alles was wir zu dieser Sammlung im Netz erfahren ist das. Da in dem Haus ein unverständliches Totalfotografierverbot herrscht, findet man im sonstigen Netz oder gar im Web 2.0 auch kaum einen Hinweis, dass dieses Museum überhaupt existiert, vom wohl spektakulärsten Einzelobjekt, dem steinzeitlichen Löwenmenschen, einmal abgesehen. Gleichzeitig jammern einen die Museumsaufseher voll, dass so wenige Leute kommen, und ich war über längere Zeit der wohl einzige Besucher in diesem riesigen Museum an einem Sonntagnachmittag (allerdings während einer anscheinend etwas komplizierten Umbauphase). Ein Fotografierverbot im Museum bei gleichzeitiger minimaler Web-Präsenz ist im Zeitalter von Digital- und Handykameras, MMS, E-mail, flickR und Wikipedia letztlich ein efffektives Verhindern von kostenloser Werbung durch Mund-zu-Mund- bzw. Foto-zu-Auge-Propaganda. Und wenn der Ulmer Schüler nicht nur einmal im Leben durch das Museum gezerrt wird, sondern beim "Googlen" immer wieder auf die Nützlichkeit des Museums, etwa für heimatkundliche geschichtliche Fragestellungen, stößt, wird er für das Museum irgendwann auch ein Bewusstsein entwickeln. Ein Museum, das seine Schätze vor den modernen Medien geradezu versteckt, braucht sich jedenfalls nicht zu wundern, wenn auch der Aufschrei der Bevölkerung ausbleibt, wenn es irgendwann mal politisch an die Substanz geht. Die Karlsruher Landesbibliothek, die bisher eine ähnlich lasche Internetbeschreibung ihrer Schätze darbrachte, ist diesem Schicksal ja letztes Jahr nur recht knapp entgangen.

In der WELT wird über die führende Position der Firma Stargardt berichtet
https://www.welt.de/welt_print/article981061/Wie_Kostbarkeiten_entstehen.html

Auszug:

Der Markt ist allerdings sehr international. Auch die Giganten, Christie's und Sotheby's, sind auf diesem Feld aktiv. Aber die Menge an Auktionsgut ist nicht so groß wie im Bereich der Bildenden Kunst. Viele schriftliche Zeugnisse werden aus Gründen der Pietät oder der Familienehre vernichtet. Oft bleibt nur das Briefmaterial an Dritte, deren Erben es nicht verbrennen. Stargardt in Berlin, ein Firma, die seit 1830 existiert, auf internationalem Niveau operiert und das größte Haus seiner Art ist, bekommt das Material auch aus aller Welt eingereicht, zumeist aus Privatsammlungen. Sammlungen werden aufgelöst, Nachlässe verwertet: Davon lebt der Markt im wesentlichen, denn außer jüngstem Material kommt nichts Neues hinzu - und das wird, dem Rechner sei Dank, immer weniger.
Viele Gebiete im Autographenhandel sind leergefegt. So sind etwa nur 80 Schubert-Briefe bekannt. Davon sind weniger als 40 in privater Hand, etwas mehr als 40 in öffentlichem Besitz. Öffentliche Sammlungen und Nachlass-Stiftungen sind, wenn es ihr Etat - oder die Sponsoren - erlauben, auf jeder Auktion aktiv, um ihren Besitz zu mehren. Denn für sie, wie für jeden Archivar, der etwas auf sich hält, sind einzelne Autographen ein schieres Ärgernis. So schreibt Eckart Henning in seinem Büchlein ("Eigenhändig") über das Autographensammeln. Für Archivare sind Autographen ihrer Herkunft entfremdet und Irrläufer, die ihren Charakter als Archivgut nie verlieren. Umso größer ist wohl die Gier der Sammler auf das streunende Kulturgut.

 

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