Kulturgut
Die Südwestpresse meldet:
KULTURGUT / Ministerium sorgt sich um Mittelalterliches Hausbuch
Haus Wolfegg offenbar verkaufswillig
RAIMUND WEIBLE
Will der Fürst von Waldburg-Wolfegg sein berühmtes Mittelalterliches Hausbuch veräußern? Hat er es gar schon verkauft? Das Wissenschaftsministerium sorgt sich.
Wenn sie auf das Mittelalterliche Hausbuch von Schloss Wolfegg angesprochen wird, gerät die Tübinger Historikerin Ellen Widder ins Schwärmen. Sie hält den über 500 Jahre alten Prachtband für "hochbedeutend" und "unvergleichlich". Kein anderes Werk schildere in einer solch brillanten künstlerischen Qualität das Alltagsleben der Menschen im Spätmittelalter, sagt die Professorin. Das Hausbuch steht auf der Liste des nationalen Kulturguts, und laut Widder wäre es ein Skandal, wenn dieses Werk veräußert würde oder außer Landes käme.
Offenbar besteht jedoch die Gefahr, dass sich Johannes Fürst zu Waldburg Wolfegg von seinem Erbe trennt. 350 Jahre lang verwahrte das Adelshaus dieses Werk, aber nun hat das Wissenschaftsministerium in Stuttgart Hinweise erhalten, dass der Fürst verkauft hat. Der Leiter der fürstlich Waldburg-Wolfeggschen Kunstsammlungen, Bernd Mayer, gab gestern auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE, ob das Haus Waldburg-Wolfegg Verkaufsabsichten hege, nur eine sibyllinische Antwort: Dazu könne er abschließend noch nichts sagen - "es ist alles im Fluss", meinte Mayer.
Nach Informationen der SÜDWEST PRESSE wird der Wert des Hausbuchs im Kunsthandel auf 20 Millionen Euro geschätzt. Interessent oder bereits neuer Eigentümer könnte der Bankier und Milliardär August von Finck sein, der seinen Wohnsitz im schweizerischen Kanton Thurgau hat.
Das Verhalten des Adelshauses machte das Ministerium misstrauisch. Mehrere offizielle Anfragen nach dem Verbleib des Hausbuchs in den vergangenen Monaten ignorierte die fürstliche Hauptverwaltung. Deswegen habe man jetzt "in verschärfter Form" um Antwort gebeten, sagte der Amtschef des Wissenschaftsministeriums, Ministerialdirektor Klaus Tappeser.
Die Rechtslage ist eindeutig. Nach dem Gesetz zum Schutz deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung darf das Hausbuch nur mit Genehmigung des Bundes außer Landes gehen. Da die gesamte Wolfegger Bibliothek unter Fideikommiss-Aufsicht steht, benötigt Fürst Johannes, wollte er verkaufen, auch die Einwilligung der Denkmalbehörde.
Im Feuilleton ein weiterer Artikel. Auszug:
Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg gab wegen der großen Bedeutung für die deutsche Geschichte bereits im 19. Jahrhundert ein erstes Faksimile des Hausbuchs heraus, einen Nachstich. Die Bibliothek selbst, so beklagte der Historiker Klaus Graf von der Technischen Hochschule Aachen, sei in den letzten Jahrzehnten der Wissenschaft nicht zugänglich gewesen.
1672 kam der Reichserbtruchsess Maximilian Willibald zu Waldburg-Wolfegg in den Besitz des Hausbuchs. Seitdem wird es im Schloss Waldburg aufbewahrt, mit weiteren Kleinodien wie dem Gebetbuch des "Bauernjörgs" (Listennummer 01407) und der Ptolemäus-Handschrift des Nicolaus Germanus (01408). Bis 2001 lagerte dort auch ein weiteres deutsches Kulturgut, die Weltkarte des Martin Waldseemüller, auf der der vierte Kontinent erstmals Amerika genannt wird.
Diese "Geburtsurkunde" Amerikas verkaufte Johannes Fürst zu Waldburg-Wolfegg mit einer Sonderausfuhrgenehmigung der Bundesregierung an die Kongressbibliothek in Washington, angeblich für zehn Millionen Dollar. Die Veräußerung stieß bei Kulturfachleuten auf heftige Kritik. Aus gleicher Provenienz wie die Weltkarte ist die ebenfalls verkaufte Carta marina.
https://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=3132634/cfvdml/
hat zusätzlich:
Ministerialdirigent Klaus Tappeser sagte gegenüber dem SWR, das Ministerium habe das Adelshaus Waldburg-Wolfegg darauf hingewiesen, dass ein derartiger Verkauf genehmigungspflichtig sei.
Das Adelshaus selbst hält sich auf Nachfrage bedeckt. Es erklärte lediglich, das Hausbuch befinde sich "im Lande". Zudem sei man seit einem Jahr bezüglich des Hausbuches mit offiziellen Stellen in Kontakt. Letzteres kann das Wissenschaftsministerium in Stuttgart aber nicht bestätigen.
Zur Rechtslage:
Es gibt für die Schlösser Wolfegg, Waldsee und Waldburg zwar einen Auflösungsbeschluss (FS I Nr. 86 IV a) unter Einschluss der „in ihnen untergebrachten Sammlungen“, explizit wird dabei allerdings nur die Gemäldesammlung in Wolfegg erwähnt. Separate Beschlüsse (FS I Nr. 86 IV c u. d) gibt es für die Bibliothek, die der Aufsicht der Landesbibliothek unterstellt wurde, sowie für das Archiv, das unter Aufsicht der Landesarchivdirektion steht. Ein weiterer Beschluss betrifft (bzw. betraf) gemeinsam die Waldseemüllerkarte von 1507 und das Mittelalterliche Hausbuch, die durch Beschluss von 31.08.1956 (FS I Nr. 86 IV b) der Aufsicht des Staatl. Amtes für Denkmalpflege im Benehmen mit der Staatsgalerie und der Landesbibliothek unterstellt wurden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hausbuch_%28Schloss_Wolfegg%29

Bilder aus dem Hausbuch:
https://www.solcon.nl/arendsmilde/mh-planetenkinder.htm
Wir bleiben am Ball ...
Update: Stellungnahme von Präsident Planck vom LfD
https://archiv.twoday.net/stories/4686662/
KULTURGUT / Ministerium sorgt sich um Mittelalterliches Hausbuch
Haus Wolfegg offenbar verkaufswillig
RAIMUND WEIBLE
Will der Fürst von Waldburg-Wolfegg sein berühmtes Mittelalterliches Hausbuch veräußern? Hat er es gar schon verkauft? Das Wissenschaftsministerium sorgt sich.
Wenn sie auf das Mittelalterliche Hausbuch von Schloss Wolfegg angesprochen wird, gerät die Tübinger Historikerin Ellen Widder ins Schwärmen. Sie hält den über 500 Jahre alten Prachtband für "hochbedeutend" und "unvergleichlich". Kein anderes Werk schildere in einer solch brillanten künstlerischen Qualität das Alltagsleben der Menschen im Spätmittelalter, sagt die Professorin. Das Hausbuch steht auf der Liste des nationalen Kulturguts, und laut Widder wäre es ein Skandal, wenn dieses Werk veräußert würde oder außer Landes käme.
Offenbar besteht jedoch die Gefahr, dass sich Johannes Fürst zu Waldburg Wolfegg von seinem Erbe trennt. 350 Jahre lang verwahrte das Adelshaus dieses Werk, aber nun hat das Wissenschaftsministerium in Stuttgart Hinweise erhalten, dass der Fürst verkauft hat. Der Leiter der fürstlich Waldburg-Wolfeggschen Kunstsammlungen, Bernd Mayer, gab gestern auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE, ob das Haus Waldburg-Wolfegg Verkaufsabsichten hege, nur eine sibyllinische Antwort: Dazu könne er abschließend noch nichts sagen - "es ist alles im Fluss", meinte Mayer.
Nach Informationen der SÜDWEST PRESSE wird der Wert des Hausbuchs im Kunsthandel auf 20 Millionen Euro geschätzt. Interessent oder bereits neuer Eigentümer könnte der Bankier und Milliardär August von Finck sein, der seinen Wohnsitz im schweizerischen Kanton Thurgau hat.
Das Verhalten des Adelshauses machte das Ministerium misstrauisch. Mehrere offizielle Anfragen nach dem Verbleib des Hausbuchs in den vergangenen Monaten ignorierte die fürstliche Hauptverwaltung. Deswegen habe man jetzt "in verschärfter Form" um Antwort gebeten, sagte der Amtschef des Wissenschaftsministeriums, Ministerialdirektor Klaus Tappeser.
Die Rechtslage ist eindeutig. Nach dem Gesetz zum Schutz deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung darf das Hausbuch nur mit Genehmigung des Bundes außer Landes gehen. Da die gesamte Wolfegger Bibliothek unter Fideikommiss-Aufsicht steht, benötigt Fürst Johannes, wollte er verkaufen, auch die Einwilligung der Denkmalbehörde.
Im Feuilleton ein weiterer Artikel. Auszug:
Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg gab wegen der großen Bedeutung für die deutsche Geschichte bereits im 19. Jahrhundert ein erstes Faksimile des Hausbuchs heraus, einen Nachstich. Die Bibliothek selbst, so beklagte der Historiker Klaus Graf von der Technischen Hochschule Aachen, sei in den letzten Jahrzehnten der Wissenschaft nicht zugänglich gewesen.
1672 kam der Reichserbtruchsess Maximilian Willibald zu Waldburg-Wolfegg in den Besitz des Hausbuchs. Seitdem wird es im Schloss Waldburg aufbewahrt, mit weiteren Kleinodien wie dem Gebetbuch des "Bauernjörgs" (Listennummer 01407) und der Ptolemäus-Handschrift des Nicolaus Germanus (01408). Bis 2001 lagerte dort auch ein weiteres deutsches Kulturgut, die Weltkarte des Martin Waldseemüller, auf der der vierte Kontinent erstmals Amerika genannt wird.
Diese "Geburtsurkunde" Amerikas verkaufte Johannes Fürst zu Waldburg-Wolfegg mit einer Sonderausfuhrgenehmigung der Bundesregierung an die Kongressbibliothek in Washington, angeblich für zehn Millionen Dollar. Die Veräußerung stieß bei Kulturfachleuten auf heftige Kritik. Aus gleicher Provenienz wie die Weltkarte ist die ebenfalls verkaufte Carta marina.
https://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=3132634/cfvdml/
hat zusätzlich:
Ministerialdirigent Klaus Tappeser sagte gegenüber dem SWR, das Ministerium habe das Adelshaus Waldburg-Wolfegg darauf hingewiesen, dass ein derartiger Verkauf genehmigungspflichtig sei.
Das Adelshaus selbst hält sich auf Nachfrage bedeckt. Es erklärte lediglich, das Hausbuch befinde sich "im Lande". Zudem sei man seit einem Jahr bezüglich des Hausbuches mit offiziellen Stellen in Kontakt. Letzteres kann das Wissenschaftsministerium in Stuttgart aber nicht bestätigen.
Zur Rechtslage:
Es gibt für die Schlösser Wolfegg, Waldsee und Waldburg zwar einen Auflösungsbeschluss (FS I Nr. 86 IV a) unter Einschluss der „in ihnen untergebrachten Sammlungen“, explizit wird dabei allerdings nur die Gemäldesammlung in Wolfegg erwähnt. Separate Beschlüsse (FS I Nr. 86 IV c u. d) gibt es für die Bibliothek, die der Aufsicht der Landesbibliothek unterstellt wurde, sowie für das Archiv, das unter Aufsicht der Landesarchivdirektion steht. Ein weiterer Beschluss betrifft (bzw. betraf) gemeinsam die Waldseemüllerkarte von 1507 und das Mittelalterliche Hausbuch, die durch Beschluss von 31.08.1956 (FS I Nr. 86 IV b) der Aufsicht des Staatl. Amtes für Denkmalpflege im Benehmen mit der Staatsgalerie und der Landesbibliothek unterstellt wurden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hausbuch_%28Schloss_Wolfegg%29

Bilder aus dem Hausbuch:
https://www.solcon.nl/arendsmilde/mh-planetenkinder.htm
Wir bleiben am Ball ...
Update: Stellungnahme von Präsident Planck vom LfD
https://archiv.twoday.net/stories/4686662/
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https://www.br-online.de/alpha/forum/vor0109/20010926_i.shtml
Buchauktionator Karl Hartung plaudert aus dem Nähkästchen:
Ich habe gerade in jüngster Zeit eine sehr interessante Wanderung und vor allem auch preislich interessante Wanderung beobachten können. Es gibt von Euklid die "Elemente Mathematica" aus dem Jahr 1482, die Ratdolt in Venedig gedruckt hat. Das ist das erste mathematische Lehrbuch. Dieses Buch ist in diesem Sinne aber keine absolute Seltenheit, denn ich habe im Laufe der letzten acht bis zehn Jahre drei Exemplare davon in meinen Auktionen gehabt. Vor circa acht Jahren begegneten mir nämlich zwei Exemplare davon: Eines davon war sehr schön gebunden und befand sich in einem tadellosen Erhaltungszustand. Es brachte damals 18000 Mark ein. Das andere Exemplar war nicht ganz so schön und hat daher nur 16000 Mark gebracht. Vor zwei Jahren habe ich wieder ein Exemplar bekommen: wunderschön erhalten in einem alten Einband. Es war so schön wie das erste Exemplar. Weil im Laufe der letzten Jahre die Inkunabeln eine große Preissteigerung erfahren haben - es gibt nämlich einige neue Sammler, die den Markt in Unruhe gebracht haben - habe ich dieses Buch mit 60000 Mark geschätzt. In der Versteigerung brachte es dann 260000 Mark. Es wurde von einem Amerikaner gekauft für einen Herrn in New York, der solche Bücher sammelte. Dieser Herr in New York ist im letzten Jahr aber in finanzielle Schwierigkeiten geraten: Seine Sammlung ist daraufhin in New York versteigert worden. Ich habe dort im Katalog "meinen" Euklid wiedergefunden. Dieser Euklid brachte dort dann bei der Versteigerung 550000 Dollar. Das sind mit Aufgeld 1,2 Millionen Mark. Der Preis stieg also innerhalb von acht Jahren von 18000 Mark auf 1,2 Millionen. Ein anderes Beispiel, bei dem sich zwar der Preis ähnlich verändert hat, dieses aber über einen weit längeren Zeitraum stattfand, ist folgendes. Das Buch, das ich meine, ist eine Rudolf von Ems'sche Weltchronik aus dem 14. Jahrhundert: geschrieben auf Pergament und mit ungefähr 400 Miniaturen ausgestattet. Wir haben noch 1930 ein Exemplar dieser Chronik an eine Bibliothek für 80000 Mark verkauft. Das war damals ein stattlicher Preis. Schon 1935 haben wir aber aus der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek ein sehr schönes, alt gebundenes Exemplar aus dem 15. Jahrhundert dieser Chronik, von der es ja mehrere Fassungen gibt, ohne Erfolg zu versteigern versucht. Es war mit 12000 Mark aufgerufen, aber es meldete sich niemand. Es kam dann die Bayerische Staatsbibliothek auf uns zu, weil sie an einem Kauf interessiert war. Der Direktor hoffte, das Geld dafür irgendwie aufbringen zu können, um es nach der Versteigerung noch kaufen zu können. 14 Tage später haben wir das Buch aber wieder zurückbekommen, weil es ihm doch nicht möglich war, das Geld dafür aufzubringen. Es kam dann ein Zahnarzt aus Altona und hat es für 12000 Mark plus Aufgeld gekauft. Dort, bei diesem Zahnarzt, lag dieses Buch bis in die jüngere Zeit hinein. Vor ungefähr zehn Jahren starb dann die Witwe dieses Sammlers. Seine Bibliothek hatten wir zuvor schon versteigert, mit Ausnahme der Rudolf von Ems'schen Weltchronik, weil sich die Witwe dieses Buch immer zurückbehalten hatte. Nach ihrem Tod wurde dann auch dieses Buch verkauft. Der Nachlassverwalter erzählte einem Hamburger Immobilienmakler eines Tages: "Stell dir vor, ich habe da einen Nachlass zu verwalten, in dem es ein Buch gibt, für das ein New Yorker Antiquar vor kurzem 350000 Mark - für ein anderes Exemplar - bezahlt hat." Dieser Hamburger Immobilienmakler hat sich dann dieses Exemplar zeigen lassen und sagte dann zum Nachlassverwalter: "Wenn die in New York so viel zahlen dafür, dann will ich das auch haben. Verkauf mir das Buch." So hat er es dann ebenfalls für 350000 Mark gekauft. Sein Sohn hat sich dann wissenschaftlich mit diesem Buch und den verschiedenen Fassungen, die es davon gibt, beschäftigt: Er schrieb darüber seine Doktorarbeit und hat anschließend ein eigenes Antiquariat eröffnet. Eines seiner Prunkstücke dabei war natürlich diese Rudolf von Ems'sche Weltchronik. Er hat sie dann für acht Millionen Mark an das Getty-Museum verkauft! Da stieg also der Preis von 12000 Mark auf acht Millionen - allerdings über einen Zeitraum von ungefähr 70 Jahren.
https://guenther-rarebooks.com
Für alle, die etwas Nachhilfe brauchen: Der genannte "Sohn" (von wem?), der die Doktorarbeit über die illustrierten Weltchroniken schrieb, ist Dr. Jörn Günther, heutzutage die Quelle mysteriöser Energiewellen, die Kulturgüter aus gewachsenen Sammlungen katapultieren oder diese Sammlungen dematerialisieren.

Buchauktionator Karl Hartung plaudert aus dem Nähkästchen:
Ich habe gerade in jüngster Zeit eine sehr interessante Wanderung und vor allem auch preislich interessante Wanderung beobachten können. Es gibt von Euklid die "Elemente Mathematica" aus dem Jahr 1482, die Ratdolt in Venedig gedruckt hat. Das ist das erste mathematische Lehrbuch. Dieses Buch ist in diesem Sinne aber keine absolute Seltenheit, denn ich habe im Laufe der letzten acht bis zehn Jahre drei Exemplare davon in meinen Auktionen gehabt. Vor circa acht Jahren begegneten mir nämlich zwei Exemplare davon: Eines davon war sehr schön gebunden und befand sich in einem tadellosen Erhaltungszustand. Es brachte damals 18000 Mark ein. Das andere Exemplar war nicht ganz so schön und hat daher nur 16000 Mark gebracht. Vor zwei Jahren habe ich wieder ein Exemplar bekommen: wunderschön erhalten in einem alten Einband. Es war so schön wie das erste Exemplar. Weil im Laufe der letzten Jahre die Inkunabeln eine große Preissteigerung erfahren haben - es gibt nämlich einige neue Sammler, die den Markt in Unruhe gebracht haben - habe ich dieses Buch mit 60000 Mark geschätzt. In der Versteigerung brachte es dann 260000 Mark. Es wurde von einem Amerikaner gekauft für einen Herrn in New York, der solche Bücher sammelte. Dieser Herr in New York ist im letzten Jahr aber in finanzielle Schwierigkeiten geraten: Seine Sammlung ist daraufhin in New York versteigert worden. Ich habe dort im Katalog "meinen" Euklid wiedergefunden. Dieser Euklid brachte dort dann bei der Versteigerung 550000 Dollar. Das sind mit Aufgeld 1,2 Millionen Mark. Der Preis stieg also innerhalb von acht Jahren von 18000 Mark auf 1,2 Millionen. Ein anderes Beispiel, bei dem sich zwar der Preis ähnlich verändert hat, dieses aber über einen weit längeren Zeitraum stattfand, ist folgendes. Das Buch, das ich meine, ist eine Rudolf von Ems'sche Weltchronik aus dem 14. Jahrhundert: geschrieben auf Pergament und mit ungefähr 400 Miniaturen ausgestattet. Wir haben noch 1930 ein Exemplar dieser Chronik an eine Bibliothek für 80000 Mark verkauft. Das war damals ein stattlicher Preis. Schon 1935 haben wir aber aus der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek ein sehr schönes, alt gebundenes Exemplar aus dem 15. Jahrhundert dieser Chronik, von der es ja mehrere Fassungen gibt, ohne Erfolg zu versteigern versucht. Es war mit 12000 Mark aufgerufen, aber es meldete sich niemand. Es kam dann die Bayerische Staatsbibliothek auf uns zu, weil sie an einem Kauf interessiert war. Der Direktor hoffte, das Geld dafür irgendwie aufbringen zu können, um es nach der Versteigerung noch kaufen zu können. 14 Tage später haben wir das Buch aber wieder zurückbekommen, weil es ihm doch nicht möglich war, das Geld dafür aufzubringen. Es kam dann ein Zahnarzt aus Altona und hat es für 12000 Mark plus Aufgeld gekauft. Dort, bei diesem Zahnarzt, lag dieses Buch bis in die jüngere Zeit hinein. Vor ungefähr zehn Jahren starb dann die Witwe dieses Sammlers. Seine Bibliothek hatten wir zuvor schon versteigert, mit Ausnahme der Rudolf von Ems'schen Weltchronik, weil sich die Witwe dieses Buch immer zurückbehalten hatte. Nach ihrem Tod wurde dann auch dieses Buch verkauft. Der Nachlassverwalter erzählte einem Hamburger Immobilienmakler eines Tages: "Stell dir vor, ich habe da einen Nachlass zu verwalten, in dem es ein Buch gibt, für das ein New Yorker Antiquar vor kurzem 350000 Mark - für ein anderes Exemplar - bezahlt hat." Dieser Hamburger Immobilienmakler hat sich dann dieses Exemplar zeigen lassen und sagte dann zum Nachlassverwalter: "Wenn die in New York so viel zahlen dafür, dann will ich das auch haben. Verkauf mir das Buch." So hat er es dann ebenfalls für 350000 Mark gekauft. Sein Sohn hat sich dann wissenschaftlich mit diesem Buch und den verschiedenen Fassungen, die es davon gibt, beschäftigt: Er schrieb darüber seine Doktorarbeit und hat anschließend ein eigenes Antiquariat eröffnet. Eines seiner Prunkstücke dabei war natürlich diese Rudolf von Ems'sche Weltchronik. Er hat sie dann für acht Millionen Mark an das Getty-Museum verkauft! Da stieg also der Preis von 12000 Mark auf acht Millionen - allerdings über einen Zeitraum von ungefähr 70 Jahren.
https://guenther-rarebooks.com
Für alle, die etwas Nachhilfe brauchen: Der genannte "Sohn" (von wem?), der die Doktorarbeit über die illustrierten Weltchroniken schrieb, ist Dr. Jörn Günther, heutzutage die Quelle mysteriöser Energiewellen, die Kulturgüter aus gewachsenen Sammlungen katapultieren oder diese Sammlungen dematerialisieren.

Wolf Thomas - am Montag, 4. Februar 2008, 18:15 - Rubrik: Kulturgut
Es ist nicht ausgemacht, dass die Forderung der Verlage, der Foto Marburg vor längerer Zeit nachgekommen ist, digitalisierte Handschriftenkataloge wieder zu entfernen, mit Blick auf § 31 IV UrhG berechtigt war. Die Entfernung betraf leider auch den für den Karlsruher Kulturgutstreit so wichtigen Katalog
SCHLECHTER, Armin und Gerhard STAMM: Die kleinen Provenienzen. Beschrieben von Armin Schlechter und Gerhard Stamm. Nach Vorarbeiten von Kurt Hannemann und Andreas Degwitz. Wiesbaden: Harrassowitz, 2000. (Die Handschriften der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe. Band 13.)
Er ist nun wieder online unter:
https://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/kataloge/HSK0545.htm
Zu den umstrittenenen "Hinterlegungen" (siehe
https://archiv.twoday.net/stories/4567789/ )
https://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0545_b154_jpg.htm
Zu den Rechtsproblemen siehe außer dem angegebenen Archivalia-Beitrag auch noch:
https://archiv.twoday.net/stories/4567789/
Speculum humanae salvationis (Hinterlegung 78)
Zu weiteren Karlsruher Katalogen online siehe
https://archiv.twoday.net/stories/2898077/
SCHLECHTER, Armin und Gerhard STAMM: Die kleinen Provenienzen. Beschrieben von Armin Schlechter und Gerhard Stamm. Nach Vorarbeiten von Kurt Hannemann und Andreas Degwitz. Wiesbaden: Harrassowitz, 2000. (Die Handschriften der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe. Band 13.)
Er ist nun wieder online unter:
https://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/kataloge/HSK0545.htm
Zu den umstrittenenen "Hinterlegungen" (siehe
https://archiv.twoday.net/stories/4567789/ )
https://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0545_b154_jpg.htm
Zu den Rechtsproblemen siehe außer dem angegebenen Archivalia-Beitrag auch noch:
https://archiv.twoday.net/stories/4567789/

Zu weiteren Karlsruher Katalogen online siehe
https://archiv.twoday.net/stories/2898077/
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https://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/besondere-bestaende/expertenkommission.php
Es kann bereits jetzt u.a. in der BLB Karlsruhe und im GLAK eingesehen werden.
Zusammenfassung des Gutachtens (PDF)
Zum Inhalt siehe:
https://archiv.twoday.net/stories/4567789/
Badische Landesbibliothek: Cod. St. Peter perg. 92, 1. Hälfte des 14. Jhs. Blatt 6v.
Veranstaltungshinweis:
Vortrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Adolf Laufs - Dienstag, 19. Februar 2008, 19.30 Uhr
Thema: Das Eigentum an badischen Kulturgütern aus der Zeit der Monarchie
Es kann bereits jetzt u.a. in der BLB Karlsruhe und im GLAK eingesehen werden.
Zusammenfassung des Gutachtens (PDF)
Zum Inhalt siehe:
https://archiv.twoday.net/stories/4567789/

Veranstaltungshinweis:
Vortrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Adolf Laufs - Dienstag, 19. Februar 2008, 19.30 Uhr
Thema: Das Eigentum an badischen Kulturgütern aus der Zeit der Monarchie
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Karlheinz Albrecht, Die Bibliothek des Kapuzinerklosters Feldkirch: Bestandsgeschichte und Bestandsbeschreibung, in: Rheticus 29 (2007), H. 3, S. 132-135 wiederholt im wesentlichen seine Angaben in:
https://www.b2i.de/fabian?Kapuzinerkloster_(Feldkirch)
https://www.b2i.de/fabian?Kapuzinerkloster_(Feldkirch)
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Der 3sat-Videotext meldet, dass das Oldenburger Horst-Janssen-Museum 4.300 Blatt private Schriftstücke und Dokumente des vor allem als Zeichner berühmten Künstlers für 550.000 € von privat erworben hat.
s. gleichlautende Meldung unter: https://www.monstersandcritics.de/artikel/200804/article_55941.php/Janssen-Freundin-verkauft-4300-private-Bl%C3%A4tter
s. gleichlautende Meldung unter: https://www.monstersandcritics.de/artikel/200804/article_55941.php/Janssen-Freundin-verkauft-4300-private-Bl%C3%A4tter
Wolf Thomas - am Freitag, 25. Januar 2008, 20:37 - Rubrik: Kulturgut
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Rund 2000 Buchantiquare aus fünf europäischen Ländern haben eine gemeinsame Internet-Plattform gegründet. Damit stehen «Bücherwürmern» in aller Welt unter der Netzadresse https://www.marelibri.com rund 20 Millionen Bände zum Kauf zur Verfügung. Dies teilte am Dienstag das Vorstandsmitglied der Genossenschaft der Internetantiquare (GIAQ), Christoph Schäfer, in Düsseldorf mit. Beteiligt seien Antiquariatshandlungen in Frankreich, den Niederlanden, Italien, Spanien und Deutschland. Der europäische Zusammenschluss versuche, «dem Internet-Antiquariatshandel ein neues Profil zu geben», betonte Schäfer.
Meldet die DPA.
Meldet die DPA.
https://www.boersenblatt.net/178205/
In der Wiedergabe einer Stellungnahme von Inlibris schreiben Sie: "Laut telefonischer Auskunft des Stadtarchivs Köln vom heutigen Tag erfolgte ihre Einmischung ohne Deckung und gegen den erklärten Willen der genannten Institution." Dies ist unrichtig. Richtig ist, dass die Leiterin des Stadtarchivs Köln bei zwei Telefonaten mir gegenüber keinerlei Einwände gegen meine Berichterstattung erhoben hat. Siehe dazu
https://archiv.twoday.net/stories/4579703/#4614068
In der Wiedergabe einer Stellungnahme von Inlibris schreiben Sie: "Laut telefonischer Auskunft des Stadtarchivs Köln vom heutigen Tag erfolgte ihre Einmischung ohne Deckung und gegen den erklärten Willen der genannten Institution." Dies ist unrichtig. Richtig ist, dass die Leiterin des Stadtarchivs Köln bei zwei Telefonaten mir gegenüber keinerlei Einwände gegen meine Berichterstattung erhoben hat. Siehe dazu
https://archiv.twoday.net/stories/4579703/#4614068
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