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Bewertung

Neu als Download (PDF) im "Forum Bewertung":
Jürgen Treffeisen (Landesarchivdirektion Baden-Württemberg): Archivübergreifende Überlieferungsbildung in Deutschland - Die vertikale und horizontale Bewertung  
Seit Mitte der 1990er Jahre wurde in Deutschland, aufbauend auf einer über 100 Jahre langen Bewertungsdiskussion, die sogenannte vertikale und horizontale Bewertung entwickelt und erprobt. Hierbei werden zunächst die Aufgaben, Funktionen und Kompetenzen der zu bewertenden Dienststellen analysiert. Erst nachdem mit dieser Methode Mehrfachüberlieferungen ausgeschlossen sowie die aussagekräftigsten Unterlagen ermittelt wurden, erfolgt die inhaltliche Bewertung. Es werden aktuelle Aufgaben und Funktionen einzelner Verwaltungszweige verschiedener Träger (Bund, Länder, Landkreise, Kommunen) bewertet und nicht bereits abgeschlossene Unterlagen. Die Archive und die Unterlagen produzierenden Dienststellen erhalten somit bereits jetzt schriftlich fixierte Bewertungsentscheidungen von erst künftig dem Archiv anzubietenden Unterlagen. An dem Bewertungsverfahren sind Archivare verschiedener Träger beteiligt. Die dabei gemachten Erfahrungen haben die vertikale und horizontale Bewertung kontinuierlich weiterentwickelt. Es ist ein Bewertungsverfahren, das in einem steten Abgleich zwischen Theorie und Praxis entwickelt und fortgeführt wird.

Peter Toebak bietet auf der Seite "Toebak Records- und Document-Management
Beratung im Informations-, Archiv- und Schriftgutbereich"
eine Fülle bedeutsamer Online-Texte insbesondere zu Fragen archivischer Bewertung an, zuletzt (erschienen in Arbido 2003):
Tangieren Records Management, Bibliotheksarbeit und Dokumentation einander?
Grossartig auch die aktuellen Zusammenfassungen neuerer Fachliteratur.
Titel der zusammengefassten Neuerscheinungen 2003:
Gabriele Beger: Gesetz zur Änderung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft. Was wird sich in Bibliotheken ändern. Eine Vorab-Information (Februar, 2003)
Torsten Schassan: Codices Electronici Ecclesiae Coloniensis. Ein bibliothekarisches Digitalisierungsprojekt (Februar, 2003)
Anton Heer: Hightech versus dauerhafte Archivierung? (März, 2003)
Peter Keller-Marxer: Digitale Archivierung im Bundesarchiv - Ein Erfahrungsbericht (März, 2003)
Stephan Heuscher und Peter Keller-Marxer: XML - Ein strategisches Instrument für Archive? (März, 2003)
Thomas Zürcher Thrier: Sicherung und Bewertung von Datenbanken im Schweizerischen Bundesarchiv (März, 2003)
René Quillet: Archivierung einer Datenbank am Beispiel der Jugendanwaltschaft BL (März, 2003)
Marc Schaffroth: Informationsqualität als Konzept der Geschäftsverwaltung (März, 2003)
Christine Wellems: Zu Fuss durch Whitehall. Konferenz "Informing Government" (14. und 15. August 2002) (März, 2003)
Andres Imhof und Matthias Schulz: ProPrint: Schnittstelle für ein Qualitätsmanagement digitaler Dokumentenbestände. Zusätzlicher Nutzen eines Print-on-Demand-Webservices (März, 2003)

Die Staatsanwaltschaft Bonn beabsichtigt die Einstellung der Ermittlung wegen der umstrittenen Aktenvernichtungen und Datenlöschungen ("Bundeslöschtage") im Bundeskanzleramt beim Regierungswechsel im Sept./Okt. 1998 (Netzeitung). Dagegen bekräftigte der Sonderermittler Burkhard Hirsch in den "Tagesthemen", er sehe keinen Anlass, seinen seinerzeitigen Bericht zu ändern.

Kommentar: Eine archivwissenschaftliche Bewertung des von parteipolitischen Auseinandersetzungen geprägten Casus erscheint nicht möglich, da alle wesentlichen Dokumente der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Es besteht jedoch kein Anlass, die seinerzeitigen Stellungnahmen von Archivaren als politisch instrumentalisiert zur Seite zu schieben. Die folgende Dokumentation trägt, um ein Meinungsbild zu erleichtern, Internetquellen zu dieser für das Archivwesen zentral bedeutsamen Affäre zusammen.

1. Stellungnahmen von Archivaren

Hartmut Weber: Helmut Kohl und der Aktenschwund
Von alters her werden wichtige Dokumente zerrissen, verbrannt, zerstört. Doch die Löschaktion im
Kanzleramt Kohl erreichte eine selbst für leidgeplagte Archivare unvorstellbare Qualität (ZEIT 9.11.2001)

"Transparenz von Akten ist ein Gebot des Rechtsstaats" [
Interview mit Hartmut Weber] (WELT 29.6.2000)

Frank M. Bischoff: Archivierung digitaler Unterlagen - Neue Anforderungen an die Archive (Vortrag Hessischer Archivtag 2000)
"Präsident und Mitarbeiter des Bundesarchivs haben mehrfach in Presse und Fernsehen dargelegt, dass es sich dabei um eine unrechtmäßige Vernichtung handelt, die
gegen das Bundesarchivgesetz verstößt." Siehe Fussnote 2.

2. Weitere Materialien im Internet

Fraunhofer-Gesellschaft bezweifelt Löschungen im Bundeskanzleramt (Heise 26.8.2002

Journalisten vor Gericht - Aktenvernichter frei
(Telepolis 9.11.2001)

Interview mit Akten-Ermittler Burkhard Hirsch über die Datenvernichtungen und Aktenbeseitigungen im Bundeskanzleramt [Konsequenzen u.a. für die Archivare]
(Telepolis 24.4.2001)

Die ZEIT dokumentiert angebliche "private" Akten des ehem. Kanzleramtsministers Bohl (ZEIT 6.4.2001 mit Links zu weiteren Artikeln, siehe auch die Archivsuche dieser Zeitung, die sich besonders um die Aufklärung des Skandals bemüht hat)

Aus dem Bericht des Ermittlers Burkhard Hirsch zum Aktenbestand des
Bundeskanzleramtes, FR 1.7.2000
(Infoseite zu Bahnwohnungsverkäufen)
Operation Löschtaste, ZEIT 20.7.2000 (ebenda)

3. Konsequenzen für die Aktenführung

Für die Zukunft soll die 2001 erlassene "Richtlinie für das Bearbeitung und Verwalten von Schriftgut in Bundesministerien" (PDF) Akten- und Datenvernichtungen einen Riegel vorschieben.

Siehe auch in ARCHIVALIA die weitere Berichterstattung:
https://archiv.twoday.net/search?q=bundesl%F6sch

Siegfried Büttner, Robert Kretzschmar, Rainer Stahlschmidt: Der archivische
Umgang mit großen Fallaktenserien. Bericht der Arbeitsgruppe „Archivierung
großer Fallaktenserien“ der Archivreferentenkonferenz des Bundes und der
Länder (Veröffentlichungen der Archivschule Marburg, Institut für Archivwissenschaft
Nr. 34), Marburg 2001, 88 S.
Axel Koppetsch bespricht im Forum Bewertung diese Publikation. Er sieht vor allem drei problematische Punkte: 1. es handle sich eher um einen Maximalkatalog als um eine einfach handzuhabende Arbeitshilfe, 2. es gibt vermeidbare Überschneidungen und 3. die vorgeschlagene Bewertungsmethode setze zuviel wissenschaftliche Forschungen voraus.

Abstract: Mit dem Projekt forum-bewertung soll im Internet ein offenes Netzwerk entstehen, in dem alle zentralen Fragen der historischen Überlieferungsbildung diskutiert werden können. Das Angebot richtet sich sowohl an Archivare als auch an Fachwissenschaftler (einschließlich interessierter Laien) und an Verwaltungsfachleute.
Geplant ist, in einem Prozeß des fortlaufenden und damit ständig aktualisierbaren Informationsaustauschs neben grundsätzlichen Problemen vor allem für konkrete Bewertungsentscheidungen in einzelnen Sachbereichen und in bezug auf unterschiedliche Quellentypen kompetentes Wissen zu erschließen und für die Verantwortlichen verfügbar zu machen. Auf diese Weise kann die historische Überlieferungsbildung in den Archiven ein höheres Maß an Transparenz, Bürgernähe und demokratischer Legitimation gewinnen.
Ein spannendes Projekt, das 2002 eine Reihe aufschlussreicher Beiträge produziert hat.

 

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